Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

gerieth, da der ungläubige Fischer von dem allen nichts wissen wollte, immer tiefer und eifriger in den Disput. Klarinett aber saß in der Einsamkeit ganz vorn im Kahn; das war eine prächtige Nacht. Sternschnuppen am Himmel, und Berge, Wälder und Dörfer am Ufer flogen wie im Traum vorüber, manchmal rauscht' es leise im Wasser auf, als wollte eine Nixe auftauchen in der großen Stille, von beiden Seiten hörte man Nachtigallen fern in den Gärten. Da sang Klarinett:

Möcht' wissen, was sie schlagen
So schön bei der Nacht,
Ist in der Welt ja doch Niemand,
Der mit ihnen wacht.
Und die Wolken die reisen,
Und das Land ist so blaß,
Und die Nacht wandert leise,
Man hört's kaum, durchs Gras.
Nacht, Wolken, wohin sie gehen,
Ich weiß es recht gut,
Liegt ein Grund hinter den Höhen,
Wo meine Liebste jetzt ruht.
Zieht der Einsiedel sein Glöcklein,
Sie höret es nicht,
Es fallen ihr die Löcklein
Uebers ganze Gesicht.

gerieth, da der ungläubige Fischer von dem allen nichts wissen wollte, immer tiefer und eifriger in den Disput. Klarinett aber saß in der Einsamkeit ganz vorn im Kahn; das war eine prächtige Nacht. Sternschnuppen am Himmel, und Berge, Wälder und Dörfer am Ufer flogen wie im Traum vorüber, manchmal rauscht' es leise im Wasser auf, als wollte eine Nixe auftauchen in der großen Stille, von beiden Seiten hörte man Nachtigallen fern in den Gärten. Da sang Klarinett:

Möcht' wissen, was sie schlagen
So schön bei der Nacht,
Ist in der Welt ja doch Niemand,
Der mit ihnen wacht.
Und die Wolken die reisen,
Und das Land ist so blaß,
Und die Nacht wandert leise,
Man hört's kaum, durchs Gras.
Nacht, Wolken, wohin sie gehen,
Ich weiß es recht gut,
Liegt ein Grund hinter den Höhen,
Wo meine Liebste jetzt ruht.
Zieht der Einsiedel sein Glöcklein,
Sie höret es nicht,
Es fallen ihr die Löcklein
Uebers ganze Gesicht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="2">
        <p><pb facs="#f0025"/>
gerieth, da der      ungläubige Fischer von dem allen nichts wissen wollte, immer tiefer und eifriger in den Disput.      Klarinett aber saß in der Einsamkeit ganz vorn im Kahn; das war eine prächtige Nacht.      Sternschnuppen am Himmel, und Berge, Wälder und Dörfer am Ufer flogen wie im Traum vorüber,      manchmal rauscht' es leise im Wasser auf, als wollte eine Nixe auftauchen in der großen Stille,      von beiden Seiten hörte man Nachtigallen fern in den Gärten. Da sang Klarinett:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Möcht' wissen, was sie schlagen</l><lb/>
            <l>So schön bei der Nacht,</l><lb/>
            <l>Ist in der Welt ja doch Niemand,</l><lb/>
            <l>Der mit ihnen wacht.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="2">
            <l>Und die Wolken die reisen,</l><lb/>
            <l>Und das Land ist so blaß,</l><lb/>
            <l>Und die Nacht wandert leise,</l><lb/>
            <l>Man hört's kaum, durchs Gras.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="3">
            <l>Nacht, Wolken, wohin sie gehen,</l><lb/>
            <l>Ich weiß es recht gut,</l><lb/>
            <l>Liegt ein Grund hinter den Höhen,</l><lb/>
            <l>Wo meine Liebste jetzt ruht.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="4">
            <l>Zieht der Einsiedel sein Glöcklein,</l><lb/>
            <l>Sie höret es nicht,</l><lb/>
            <l>Es fallen ihr die Löcklein</l><lb/>
            <l>Uebers ganze Gesicht.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0025] gerieth, da der ungläubige Fischer von dem allen nichts wissen wollte, immer tiefer und eifriger in den Disput. Klarinett aber saß in der Einsamkeit ganz vorn im Kahn; das war eine prächtige Nacht. Sternschnuppen am Himmel, und Berge, Wälder und Dörfer am Ufer flogen wie im Traum vorüber, manchmal rauscht' es leise im Wasser auf, als wollte eine Nixe auftauchen in der großen Stille, von beiden Seiten hörte man Nachtigallen fern in den Gärten. Da sang Klarinett: Möcht' wissen, was sie schlagen So schön bei der Nacht, Ist in der Welt ja doch Niemand, Der mit ihnen wacht. Und die Wolken die reisen, Und das Land ist so blaß, Und die Nacht wandert leise, Man hört's kaum, durchs Gras. Nacht, Wolken, wohin sie gehen, Ich weiß es recht gut, Liegt ein Grund hinter den Höhen, Wo meine Liebste jetzt ruht. Zieht der Einsiedel sein Glöcklein, Sie höret es nicht, Es fallen ihr die Löcklein Uebers ganze Gesicht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T14:27:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T14:27:42Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910/25
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910/25>, abgerufen am 03.12.2024.