Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Und ich steche links, steche rechts, die Gräfin ohnmächtig, ruft: Genug des Gemetzels! Aber ich lass' mich nicht halten und feure prasselnd alle meine Pistolen ab nach allen Seiten wie ein Feuerwerk -- Das hörten wir wohl, fiel nun der Landsknecht wieder ein, und hielten's für einen feindlichen Ueberfall, da arbeiteten wir und stemmten uns an die verriegelte Thür und die Wände, bis das ganze morsche Lusthaus über uns in Stücken auseinanderging. So kamst du auch kopfüber mit herunter, -- du machtest einmal Sprünge quer übers Feld fort, ohne dich umzusehn! Wir erkannten dich nicht in der Verwirrung, und wußten dann gar nicht, wo du auf einmal hingekommen; später hieß es, du wärst zu den Kaiserlichen desertirt in dieser Nacht. Nacht? fuhr der unverwüstliche Schreckenberger noch immer fort, ja recht mitten durch die Nacht auf einem schneeweißen Zelter, sich die Thränen wischend mit dem goldbordirten Schleier und mir zuwinkend, flog die dankbar gerettete Gräfin -- Mit eurer verlassenen Regimentskasse in die weite Welt, versetzte einer der holkischen Jäger, denn es war unsere Marketenderin, die schöne Sinka, die hatt's euch allen angethan, das merkte sie wohl und vexirte euch von der Feldwacht fort. Schreckenberger schwieg und warf wieder einen martialischen Blick rings in die Runde. Aber der Jäger fuhr fort: Und gleich am andern Morgen, da wir Und ich steche links, steche rechts, die Gräfin ohnmächtig, ruft: Genug des Gemetzels! Aber ich lass' mich nicht halten und feure prasselnd alle meine Pistolen ab nach allen Seiten wie ein Feuerwerk — Das hörten wir wohl, fiel nun der Landsknecht wieder ein, und hielten's für einen feindlichen Ueberfall, da arbeiteten wir und stemmten uns an die verriegelte Thür und die Wände, bis das ganze morsche Lusthaus über uns in Stücken auseinanderging. So kamst du auch kopfüber mit herunter, — du machtest einmal Sprünge quer übers Feld fort, ohne dich umzusehn! Wir erkannten dich nicht in der Verwirrung, und wußten dann gar nicht, wo du auf einmal hingekommen; später hieß es, du wärst zu den Kaiserlichen desertirt in dieser Nacht. Nacht? fuhr der unverwüstliche Schreckenberger noch immer fort, ja recht mitten durch die Nacht auf einem schneeweißen Zelter, sich die Thränen wischend mit dem goldbordirten Schleier und mir zuwinkend, flog die dankbar gerettete Gräfin — Mit eurer verlassenen Regimentskasse in die weite Welt, versetzte einer der holkischen Jäger, denn es war unsere Marketenderin, die schöne Sinka, die hatt's euch allen angethan, das merkte sie wohl und vexirte euch von der Feldwacht fort. Schreckenberger schwieg und warf wieder einen martialischen Blick rings in die Runde. Aber der Jäger fuhr fort: Und gleich am andern Morgen, da wir <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <pb facs="#f0060"/> <p>Und ich steche links, steche rechts, die Gräfin ohnmächtig, ruft: Genug des Gemetzels! Aber ich lass' mich nicht halten und feure prasselnd alle meine Pistolen ab nach allen Seiten wie ein Feuerwerk —</p><lb/> <p>Das hörten wir wohl, fiel nun der Landsknecht wieder ein, und hielten's für einen feindlichen Ueberfall, da arbeiteten wir und stemmten uns an die verriegelte Thür und die Wände, bis das ganze morsche Lusthaus über uns in Stücken auseinanderging. So kamst du auch kopfüber mit herunter, — du machtest einmal Sprünge quer übers Feld fort, ohne dich umzusehn! Wir erkannten dich nicht in der Verwirrung, und wußten dann gar nicht, wo du auf einmal hingekommen; später hieß es, du wärst zu den Kaiserlichen desertirt in dieser Nacht.</p><lb/> <p>Nacht? fuhr der unverwüstliche Schreckenberger noch immer fort, ja recht mitten durch die Nacht auf einem schneeweißen Zelter, sich die Thränen wischend mit dem goldbordirten Schleier und mir zuwinkend, flog die dankbar gerettete Gräfin —</p><lb/> <p>Mit eurer verlassenen Regimentskasse in die weite Welt, versetzte einer der holkischen Jäger, denn es war unsere Marketenderin, die schöne Sinka, die hatt's euch allen angethan, das merkte sie wohl und vexirte euch von der Feldwacht fort.</p><lb/> <p>Schreckenberger schwieg und warf wieder einen martialischen Blick rings in die Runde. Aber der Jäger fuhr fort: Und gleich am andern Morgen, da wir<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
Und ich steche links, steche rechts, die Gräfin ohnmächtig, ruft: Genug des Gemetzels! Aber ich lass' mich nicht halten und feure prasselnd alle meine Pistolen ab nach allen Seiten wie ein Feuerwerk —
Das hörten wir wohl, fiel nun der Landsknecht wieder ein, und hielten's für einen feindlichen Ueberfall, da arbeiteten wir und stemmten uns an die verriegelte Thür und die Wände, bis das ganze morsche Lusthaus über uns in Stücken auseinanderging. So kamst du auch kopfüber mit herunter, — du machtest einmal Sprünge quer übers Feld fort, ohne dich umzusehn! Wir erkannten dich nicht in der Verwirrung, und wußten dann gar nicht, wo du auf einmal hingekommen; später hieß es, du wärst zu den Kaiserlichen desertirt in dieser Nacht.
Nacht? fuhr der unverwüstliche Schreckenberger noch immer fort, ja recht mitten durch die Nacht auf einem schneeweißen Zelter, sich die Thränen wischend mit dem goldbordirten Schleier und mir zuwinkend, flog die dankbar gerettete Gräfin —
Mit eurer verlassenen Regimentskasse in die weite Welt, versetzte einer der holkischen Jäger, denn es war unsere Marketenderin, die schöne Sinka, die hatt's euch allen angethan, das merkte sie wohl und vexirte euch von der Feldwacht fort.
Schreckenberger schwieg und warf wieder einen martialischen Blick rings in die Runde. Aber der Jäger fuhr fort: Und gleich am andern Morgen, da wir
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Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910/60>, abgerufen am 17.02.2025. |