Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

fragte lachend der Landsknecht. -- Wir sind alle im abnehmenden Mond, bei dem wachsenden Frieden, erwiderte Pamphil, wir haben den faulen Bauern die Felder mit Blut gedüngt, nun schießt Alles in Kraut und Rüben, die Welt wird noch ersticken vor Langerweile. Aber was treibt ihr hier, ihr alten Kriegsgurgeln? Man hört euch ja eine halbe Meile weit durch die stille Nacht, ich konnt' nicht fehlen.

Nun raschelte es in allen Winkeln, immer mehr wilde Gestalten richteten sich aus dem Dunkel empor, da war des Begrüßens, Händeschüttelns und Fragens kein Ende. Wie sie aber hörten, daß Pamphil so eben von dem Schlosse kam, das sie unterwegs von fern überm Walde gesehn, trat Alles um ihn herum, und da er von zwei Cavalieren droben erzählte und von einem schönen Reisewagen im Hofe, mußt' er ihnen Alles ausführlich beschreiben; sie zweifelten nicht, daß es die beiden Edelleute mit der Karosse seien, die sie vor einiger Zeit bei Nacht in dem Städtchen gesehen, und die ihnen dann im Walde mitten durchs Kreuzfeuer ihrer Pistolen so schnöde entwischt.

Unterdeß saß Denkeli seitwärts auf einem Baumsturz, den Kopf in die Hand gestützt und ohne sich um die Andern zu bekümmern, man wußte nicht, ob sie müde oder traurig. Das stach den Gesellen in die Augen, einige wollten sich galant zeigen und scharrten und gollerten wie aufgeblasene Truthähne um sie herum. Der höllische Jäger, kecker als die Andern, schlich sich

fragte lachend der Landsknecht. — Wir sind alle im abnehmenden Mond, bei dem wachsenden Frieden, erwiderte Pamphil, wir haben den faulen Bauern die Felder mit Blut gedüngt, nun schießt Alles in Kraut und Rüben, die Welt wird noch ersticken vor Langerweile. Aber was treibt ihr hier, ihr alten Kriegsgurgeln? Man hört euch ja eine halbe Meile weit durch die stille Nacht, ich konnt' nicht fehlen.

Nun raschelte es in allen Winkeln, immer mehr wilde Gestalten richteten sich aus dem Dunkel empor, da war des Begrüßens, Händeschüttelns und Fragens kein Ende. Wie sie aber hörten, daß Pamphil so eben von dem Schlosse kam, das sie unterwegs von fern überm Walde gesehn, trat Alles um ihn herum, und da er von zwei Cavalieren droben erzählte und von einem schönen Reisewagen im Hofe, mußt' er ihnen Alles ausführlich beschreiben; sie zweifelten nicht, daß es die beiden Edelleute mit der Karosse seien, die sie vor einiger Zeit bei Nacht in dem Städtchen gesehen, und die ihnen dann im Walde mitten durchs Kreuzfeuer ihrer Pistolen so schnöde entwischt.

Unterdeß saß Denkeli seitwärts auf einem Baumsturz, den Kopf in die Hand gestützt und ohne sich um die Andern zu bekümmern, man wußte nicht, ob sie müde oder traurig. Das stach den Gesellen in die Augen, einige wollten sich galant zeigen und scharrten und gollerten wie aufgeblasene Truthähne um sie herum. Der höllische Jäger, kecker als die Andern, schlich sich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="5">
        <p><pb facs="#f0064"/>
fragte lachend der Landsknecht. &#x2014; Wir      sind alle im abnehmenden Mond, bei dem wachsenden Frieden, erwiderte Pamphil, wir haben den      faulen Bauern die Felder mit Blut gedüngt, nun schießt Alles in Kraut und Rüben, die Welt wird      noch ersticken vor Langerweile. Aber was treibt ihr hier, ihr alten Kriegsgurgeln? Man hört      euch ja eine halbe Meile weit durch die stille Nacht, ich konnt' nicht fehlen.</p><lb/>
        <p>Nun raschelte es in allen Winkeln, immer mehr wilde Gestalten richteten sich aus dem Dunkel      empor, da war des Begrüßens, Händeschüttelns und Fragens kein Ende. Wie sie aber hörten, daß      Pamphil so eben von dem Schlosse kam, das sie unterwegs von fern überm Walde gesehn, trat Alles      um ihn herum, und da er von zwei Cavalieren droben erzählte und von einem schönen Reisewagen im      Hofe, mußt' er ihnen Alles ausführlich beschreiben; sie zweifelten nicht, daß es die beiden      Edelleute mit der Karosse seien, die sie vor einiger Zeit bei Nacht in dem Städtchen gesehen,      und die ihnen dann im Walde mitten durchs Kreuzfeuer ihrer Pistolen so schnöde entwischt.</p><lb/>
        <p>Unterdeß saß Denkeli seitwärts auf einem Baumsturz, den Kopf in die Hand gestützt und ohne      sich um die Andern zu bekümmern, man wußte nicht, ob sie müde oder traurig. Das stach den      Gesellen in die Augen, einige wollten sich galant zeigen und scharrten und gollerten wie      aufgeblasene Truthähne um sie herum. Der höllische Jäger, kecker als die Andern, schlich sich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0064] fragte lachend der Landsknecht. — Wir sind alle im abnehmenden Mond, bei dem wachsenden Frieden, erwiderte Pamphil, wir haben den faulen Bauern die Felder mit Blut gedüngt, nun schießt Alles in Kraut und Rüben, die Welt wird noch ersticken vor Langerweile. Aber was treibt ihr hier, ihr alten Kriegsgurgeln? Man hört euch ja eine halbe Meile weit durch die stille Nacht, ich konnt' nicht fehlen. Nun raschelte es in allen Winkeln, immer mehr wilde Gestalten richteten sich aus dem Dunkel empor, da war des Begrüßens, Händeschüttelns und Fragens kein Ende. Wie sie aber hörten, daß Pamphil so eben von dem Schlosse kam, das sie unterwegs von fern überm Walde gesehn, trat Alles um ihn herum, und da er von zwei Cavalieren droben erzählte und von einem schönen Reisewagen im Hofe, mußt' er ihnen Alles ausführlich beschreiben; sie zweifelten nicht, daß es die beiden Edelleute mit der Karosse seien, die sie vor einiger Zeit bei Nacht in dem Städtchen gesehen, und die ihnen dann im Walde mitten durchs Kreuzfeuer ihrer Pistolen so schnöde entwischt. Unterdeß saß Denkeli seitwärts auf einem Baumsturz, den Kopf in die Hand gestützt und ohne sich um die Andern zu bekümmern, man wußte nicht, ob sie müde oder traurig. Das stach den Gesellen in die Augen, einige wollten sich galant zeigen und scharrten und gollerten wie aufgeblasene Truthähne um sie herum. Der höllische Jäger, kecker als die Andern, schlich sich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T14:27:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T14:27:42Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910/64
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910/64>, abgerufen am 27.11.2024.