Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.auf den Balkon hinaus, damit ich auch ein Vivat be¬ Mir war so wohl, wie sie so fröhlich und vertrau¬ auf den Balkon hinaus, damit ich auch ein Vivat be¬ Mir war ſo wohl, wie ſie ſo froͤhlich und vertrau¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0145" n="135"/> auf den Balkon hinaus, damit ich auch ein Vivat be¬<lb/> kaͤme. — Aber deshalb biſt Du wohl damals von hier<lb/> fortgelaufen?“ — „Ach Gott, freilich!“ rief ich aus,<lb/> und ſchlug mich mit der Hand vor die Stirn. Sie aber<lb/> ſchuͤttelte mit dem Koͤpfchen und lachte recht herzlich.</p><lb/> <p>Mir war ſo wohl, wie ſie ſo froͤhlich und vertrau¬<lb/> lich neben mir plauderte, ich haͤtte bis zum Morgen zu¬<lb/> hoͤren moͤgen. Ich war ſo recht ſeelenvergnuͤgt, und<lb/> langte eine Hand voll Knackmandeln aus der Taſche,<lb/> die ich noch aus Italien mitgebracht hatte. Sie nahm<lb/> auch davon, und wir knackten nun und ſahen zufrieden<lb/> in die ſtille Gegend hinaus. — „Siehſt Du,“ ſagte<lb/> ſie nach einem Weilchen wieder, „das weiße Schloͤ߬<lb/> chen, das da druͤben im Mondſchein glaͤnzt, das hat<lb/> uns der Graf geſchenkt, ſammt dem Garten und den<lb/> Weinbergen, da werden wir wohnen. Er wußt es ſchon<lb/> lange, daß wir einander gut ſind, und iſt Dir ſehr ge¬<lb/> wogen, denn haͤtt' er Dich nicht mitgehabt, als er das<lb/> Fraͤulein aus der Penſions-Anſtalt entfuͤhrte, ſo waͤ¬<lb/> ren ſie beide erwiſcht worden, ehe ſie ſich vorher noch<lb/> mit der Graͤfin verſoͤhnten, und alles waͤre anders ge¬<lb/> kommen.“ — „Mein Gott, ſchoͤnſte, gnaͤdigſte Graͤfin,“<lb/> rief ich aus, „ich weiß gar nicht mehr, wo mir der<lb/> Kopf ſteht vor lauter unverhofften Neuigkeiten; alſo<lb/> der Herr Leonhard?“ — „Ja, ja,“ fiel ſie mir in die<lb/> Rede, „ſo nannte er ſich in Italien; dem gehoͤren die<lb/> Herrſchaften da druͤben, und er heirathet nun unſerer<lb/> Graͤfin Tochter, die ſchoͤne Flora. — Aber was nennſt<lb/> Du mich denn Graͤfin?“ — Ich ſah ſie groß an. —<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0145]
auf den Balkon hinaus, damit ich auch ein Vivat be¬
kaͤme. — Aber deshalb biſt Du wohl damals von hier
fortgelaufen?“ — „Ach Gott, freilich!“ rief ich aus,
und ſchlug mich mit der Hand vor die Stirn. Sie aber
ſchuͤttelte mit dem Koͤpfchen und lachte recht herzlich.
Mir war ſo wohl, wie ſie ſo froͤhlich und vertrau¬
lich neben mir plauderte, ich haͤtte bis zum Morgen zu¬
hoͤren moͤgen. Ich war ſo recht ſeelenvergnuͤgt, und
langte eine Hand voll Knackmandeln aus der Taſche,
die ich noch aus Italien mitgebracht hatte. Sie nahm
auch davon, und wir knackten nun und ſahen zufrieden
in die ſtille Gegend hinaus. — „Siehſt Du,“ ſagte
ſie nach einem Weilchen wieder, „das weiße Schloͤ߬
chen, das da druͤben im Mondſchein glaͤnzt, das hat
uns der Graf geſchenkt, ſammt dem Garten und den
Weinbergen, da werden wir wohnen. Er wußt es ſchon
lange, daß wir einander gut ſind, und iſt Dir ſehr ge¬
wogen, denn haͤtt' er Dich nicht mitgehabt, als er das
Fraͤulein aus der Penſions-Anſtalt entfuͤhrte, ſo waͤ¬
ren ſie beide erwiſcht worden, ehe ſie ſich vorher noch
mit der Graͤfin verſoͤhnten, und alles waͤre anders ge¬
kommen.“ — „Mein Gott, ſchoͤnſte, gnaͤdigſte Graͤfin,“
rief ich aus, „ich weiß gar nicht mehr, wo mir der
Kopf ſteht vor lauter unverhofften Neuigkeiten; alſo
der Herr Leonhard?“ — „Ja, ja,“ fiel ſie mir in die
Rede, „ſo nannte er ſich in Italien; dem gehoͤren die
Herrſchaften da druͤben, und er heirathet nun unſerer
Graͤfin Tochter, die ſchoͤne Flora. — Aber was nennſt
Du mich denn Graͤfin?“ — Ich ſah ſie groß an. —
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