Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Dagegen hatte ihn Fortunato durch seine Reden selt¬ Wie sah aber dort nun alles so anders aus! Fröh¬ Bald bemerkte er indeß, daß er in Gedanken den Dagegen hatte ihn Fortunato durch ſeine Reden ſelt¬ Wie ſah aber dort nun alles ſo anders aus! Froͤh¬ Bald bemerkte er indeß, daß er in Gedanken den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="159"/> Dagegen hatte ihn Fortunato durch ſeine Reden ſelt¬<lb/> ſam verſtoͤrt und verwirrt. Er wußte nun ſelbſt nicht<lb/> mehr, was er wollte, gleich einem Nachtwandler, der<lb/> ploͤtzlich bei ſeinem Namen gerufen wird. Sinnend<lb/> blieb er oftmals vor der wunderreichen Ausſicht in das<lb/> Land hinab ſtehen, als wollte er das freudigkraͤftige Wal¬<lb/> ten da draußen um Auskunft fragen. Aber der Mor¬<lb/> gen ſpielte nur einzelne Zauberlichter wie durch die<lb/> Baͤume uͤber ihm in ſein traͤumeriſch funkelndes Herz<lb/> hinein, das noch in anderer Macht ſtand. Denn drin¬<lb/> nen zogen die Sterne noch immer fort ihre magiſchen<lb/> Kreiſe, zwiſchen denen das wunderſchoͤne Marmorbild<lb/> mit neuer, unwiderſtehlicher Gewalt heraufſah. — So<lb/> beſchloß er denn endlich, den Weiher wieder aufzuſu¬<lb/> chen, und ſchlug raſch denſelben Pfad ein, den er in<lb/> der Nacht gewandelt.</p><lb/> <p>Wie ſah aber dort nun alles ſo anders aus! Froͤh¬<lb/> liche Menſchen durchirrten geſchaͤftig die Weinberge,<lb/> Gaͤrten und Alleen, Kinder ſpielten ruhig auf dem<lb/> ſonnigen Raſen vor den Huͤtten, die ihn in der Nacht<lb/> unter den traumhaften Baͤumen oft gleich eingeſchla¬<lb/> fenen Sphinxen erſchreckt hatten, der Mond ſtand fern<lb/> und verblaßt am klaren Himmel, unzaͤhlige Voͤgel ſangen<lb/> luſtig im Walde durcheinander. Er konnte gar nicht<lb/> begreifen, wie ihn damals hier ſo ſeltſame Furcht uͤber¬<lb/> fallen konnte.</p><lb/> <p>Bald bemerkte er indeß, daß er in Gedanken den<lb/> rechten Weg verfehlt. Er betrachtete aufmerkſam alle<lb/> Plaͤtze und ging zweifelhaft bald zuruͤck, bald wieder<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [159/0169]
Dagegen hatte ihn Fortunato durch ſeine Reden ſelt¬
ſam verſtoͤrt und verwirrt. Er wußte nun ſelbſt nicht
mehr, was er wollte, gleich einem Nachtwandler, der
ploͤtzlich bei ſeinem Namen gerufen wird. Sinnend
blieb er oftmals vor der wunderreichen Ausſicht in das
Land hinab ſtehen, als wollte er das freudigkraͤftige Wal¬
ten da draußen um Auskunft fragen. Aber der Mor¬
gen ſpielte nur einzelne Zauberlichter wie durch die
Baͤume uͤber ihm in ſein traͤumeriſch funkelndes Herz
hinein, das noch in anderer Macht ſtand. Denn drin¬
nen zogen die Sterne noch immer fort ihre magiſchen
Kreiſe, zwiſchen denen das wunderſchoͤne Marmorbild
mit neuer, unwiderſtehlicher Gewalt heraufſah. — So
beſchloß er denn endlich, den Weiher wieder aufzuſu¬
chen, und ſchlug raſch denſelben Pfad ein, den er in
der Nacht gewandelt.
Wie ſah aber dort nun alles ſo anders aus! Froͤh¬
liche Menſchen durchirrten geſchaͤftig die Weinberge,
Gaͤrten und Alleen, Kinder ſpielten ruhig auf dem
ſonnigen Raſen vor den Huͤtten, die ihn in der Nacht
unter den traumhaften Baͤumen oft gleich eingeſchla¬
fenen Sphinxen erſchreckt hatten, der Mond ſtand fern
und verblaßt am klaren Himmel, unzaͤhlige Voͤgel ſangen
luſtig im Walde durcheinander. Er konnte gar nicht
begreifen, wie ihn damals hier ſo ſeltſame Furcht uͤber¬
fallen konnte.
Bald bemerkte er indeß, daß er in Gedanken den
rechten Weg verfehlt. Er betrachtete aufmerkſam alle
Plaͤtze und ging zweifelhaft bald zuruͤck, bald wieder
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