Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826. Ihr könnt fröhlich seyn, lieb' Mutter Wird es draußen still: Kommt der Vater heim vom Walde, Küßt Euch wie er will, lieb Mutter, Küßt Euch wie er will. Und ich werfe mich im Bettchen Nachts ohn' Unterlaß, Kehr' mich links und kehr' mich rechts hin, Nirgends hab' ich was, lieb' Mutter, Nirgends hab' ich was. Bin ich eine Frau erst einmal, In der Nacht dann still Wend' ich mich nach allen Seiten, Küß', so viel ich will, lieb Mutter, Küß', so viel ich will. Ständchen. Schlafe, Liebchen, weil's auf Erden
Nun so still und seltsam wird! Oben gehn die goldnen Heerden, Für uns alle wacht der Hirt. Ihr koͤnnt froͤhlich ſeyn, lieb' Mutter Wird es draußen ſtill: Kommt der Vater heim vom Walde, Kuͤßt Euch wie er will, lieb Mutter, Kuͤßt Euch wie er will. Und ich werfe mich im Bettchen Nachts ohn' Unterlaß, Kehr' mich links und kehr' mich rechts hin, Nirgends hab' ich was, lieb' Mutter, Nirgends hab' ich was. Bin ich eine Frau erſt einmal, In der Nacht dann ſtill Wend' ich mich nach allen Seiten, Kuͤß', ſo viel ich will, lieb Mutter, Kuͤß', ſo viel ich will. Staͤndchen. Schlafe, Liebchen, weil's auf Erden
Nun ſo ſtill und ſeltſam wird! Oben gehn die goldnen Heerden, Fuͤr uns alle wacht der Hirt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0223" n="213"/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#g">Ihr</hi> koͤnnt froͤhlich ſeyn, lieb' Mutter</l><lb/> <l>Wird es draußen ſtill:</l><lb/> <l>Kommt der Vater heim vom Walde,</l><lb/> <l>Kuͤßt Euch wie er will,</l><lb/> <l>lieb Mutter,</l><lb/> <l>Kuͤßt Euch wie er will.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Und ich werfe mich im Bettchen</l><lb/> <l>Nachts ohn' Unterlaß,</l><lb/> <l>Kehr' mich links und kehr' mich rechts hin,</l><lb/> <l>Nirgends hab' ich was,</l><lb/> <l>lieb' Mutter,</l><lb/> <l>Nirgends hab' ich was.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Bin ich eine Frau erſt einmal,</l><lb/> <l>In der Nacht dann ſtill</l><lb/> <l>Wend' ich mich nach allen Seiten,</l><lb/> <l>Kuͤß', ſo viel ich will,</l><lb/> <l>lieb Mutter,</l><lb/> <l>Kuͤß', ſo viel ich will.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b #g">Staͤndchen.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>chlafe, Liebchen, weil's auf Erden</l><lb/> <l>Nun ſo ſtill und ſeltſam wird!</l><lb/> <l>Oben gehn die goldnen Heerden,</l><lb/> <l>Fuͤr uns alle wacht der Hirt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [213/0223]
Ihr koͤnnt froͤhlich ſeyn, lieb' Mutter
Wird es draußen ſtill:
Kommt der Vater heim vom Walde,
Kuͤßt Euch wie er will,
lieb Mutter,
Kuͤßt Euch wie er will.
Und ich werfe mich im Bettchen
Nachts ohn' Unterlaß,
Kehr' mich links und kehr' mich rechts hin,
Nirgends hab' ich was,
lieb' Mutter,
Nirgends hab' ich was.
Bin ich eine Frau erſt einmal,
In der Nacht dann ſtill
Wend' ich mich nach allen Seiten,
Kuͤß', ſo viel ich will,
lieb Mutter,
Kuͤß', ſo viel ich will.
Staͤndchen.
Schlafe, Liebchen, weil's auf Erden
Nun ſo ſtill und ſeltſam wird!
Oben gehn die goldnen Heerden,
Fuͤr uns alle wacht der Hirt.
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Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/223>, abgerufen am 16.02.2025. |