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Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.

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"Nacht ist's ja draußen;
S'war nur der Sturm,
Den Du hörst sausen
Droben vom Thurm."
Liebchen im Garten
Seh' ich dort steh'n,
Lang mußt' sie warten,
O laß't mich gehn !
"Still nur! der blasse
Tod ist's, der sacht
Dort durch die Gasse
Schleicht in der Nacht."
Wie mir ergraute,
Bleiches Gesicht!
Geb't mir die Laute,
Mir wird so licht !
"Was willst Du singen
In tiefster Noth?
Lenz, Lust vergingen,
Liebchen ist todt!" --
Laß't mich, Gespenster!
Lied, riegl' auf die Gruft!
Oeffnet die Fenster,
Luft, frische freie Luft!

„Nacht iſt's ja draußen;
S'war nur der Sturm,
Den Du hoͤrſt ſauſen
Droben vom Thurm.“
Liebchen im Garten
Seh' ich dort ſteh'n,
Lang mußt' ſie warten,
O laß't mich gehn !
„Still nur! der blaſſe
Tod iſt's, der ſacht
Dort durch die Gaſſe
Schleicht in der Nacht.“
Wie mir ergraute,
Bleiches Geſicht!
Geb't mir die Laute,
Mir wird ſo licht !
„Was willſt Du ſingen
In tiefſter Noth?
Lenz, Luſt vergingen,
Liebchen iſt todt!“ —
Laß't mich, Geſpenſter!
Lied, riegl' auf die Gruft!
Oeffnet die Fenſter,
Luft, friſche freie Luft!

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[229/0239] „Nacht iſt's ja draußen; S'war nur der Sturm, Den Du hoͤrſt ſauſen Droben vom Thurm.“ Liebchen im Garten Seh' ich dort ſteh'n, Lang mußt' ſie warten, O laß't mich gehn ! „Still nur! der blaſſe Tod iſt's, der ſacht Dort durch die Gaſſe Schleicht in der Nacht.“ Wie mir ergraute, Bleiches Geſicht! Geb't mir die Laute, Mir wird ſo licht ! „Was willſt Du ſingen In tiefſter Noth? Lenz, Luſt vergingen, Liebchen iſt todt!“ — Laß't mich, Geſpenſter! Lied, riegl' auf die Gruft! Oeffnet die Fenſter, Luft, friſche freie Luft!

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/239>, abgerufen am 21.11.2024.