Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Sie haben sie recht umschlossen, Dicht Mann an Mann gerückt, So ziehen die Kriegsgenossen Streng, schweigend und ungeschmückt, Wie Gottes dunkeler Wille, Wie ein Gewitter schwer, Da wird es ringsum so stille, Der Tod nur blitzt hin und her. Wie seltsame Klänge schwingen Sich dort von der Waldeshöh'! Ja, Hörner sind es, die singen Wie rasend vor Lust und Weh. Die jungen Jäger sich zeigen Dort drüben im grünen Wald Bald schimmernd zwischen den Zweigen, Bald lauernd im Hinterhalt. Wohl sinkt da in ewiges Schweigen Manch' schlanke Rittergestalt, Die anderen über ihn steigen, Hurrah! in dem schönen Wald, "Es funkelt das Blau durch die Bäume -- Ach, Vater, ich komme bald!" Trompeten nur hör' ich werben
So hell durch die Frühlingsluft, Zur Hochzeit oder zum Sterben So übermächtig es ruft. Sie haben ſie recht umſchloſſen, Dicht Mann an Mann geruͤckt, So ziehen die Kriegsgenoſſen Streng, ſchweigend und ungeſchmuͤckt, Wie Gottes dunkeler Wille, Wie ein Gewitter ſchwer, Da wird es ringsum ſo ſtille, Der Tod nur blitzt hin und her. Wie ſeltſame Klaͤnge ſchwingen Sich dort von der Waldeshoͤh'! Ja, Hoͤrner ſind es, die ſingen Wie raſend vor Luſt und Weh. Die jungen Jaͤger ſich zeigen Dort druͤben im gruͤnen Wald Bald ſchimmernd zwiſchen den Zweigen, Bald lauernd im Hinterhalt. Wohl ſinkt da in ewiges Schweigen Manch' ſchlanke Rittergeſtalt, Die anderen uͤber ihn ſteigen, Hurrah! in dem ſchoͤnen Wald, „Es funkelt das Blau durch die Baͤume — Ach, Vater, ich komme bald!“ Trompeten nur hoͤr' ich werben
So hell durch die Fruͤhlingsluft, Zur Hochzeit oder zum Sterben So uͤbermaͤchtig es ruft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0255" n="245"/> <lg n="3"> <l>Sie haben ſie recht umſchloſſen,</l><lb/> <l>Dicht Mann an Mann geruͤckt,</l><lb/> <l>So ziehen die Kriegsgenoſſen</l><lb/> <l>Streng, ſchweigend und ungeſchmuͤckt,</l><lb/> <l>Wie Gottes dunkeler Wille,</l><lb/> <l>Wie ein Gewitter ſchwer,</l><lb/> <l>Da wird es ringsum ſo ſtille,</l><lb/> <l>Der Tod nur blitzt hin und her.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Wie ſeltſame Klaͤnge ſchwingen</l><lb/> <l>Sich dort von der Waldeshoͤh'!</l><lb/> <l>Ja, Hoͤrner ſind es, die ſingen</l><lb/> <l>Wie raſend vor Luſt und Weh.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Die jungen Jaͤger ſich zeigen</l><lb/> <l>Dort druͤben im gruͤnen Wald</l><lb/> <l>Bald ſchimmernd zwiſchen den Zweigen,</l><lb/> <l>Bald lauernd im Hinterhalt.</l><lb/> <l>Wohl ſinkt da in ewiges Schweigen</l><lb/> <l>Manch' ſchlanke Rittergeſtalt,</l><lb/> <l>Die anderen uͤber ihn ſteigen,</l><lb/> <l>Hurrah! in dem ſchoͤnen Wald,</l><lb/> <l>„Es funkelt das Blau durch die Baͤume —</l><lb/> <l>Ach, Vater, ich komme bald!“</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Trompeten nur hoͤr' ich werben</l><lb/> <l>So hell durch die Fruͤhlingsluft,</l><lb/> <l>Zur Hochzeit oder zum Sterben</l><lb/> <l>So uͤbermaͤchtig es ruft.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [245/0255]
Sie haben ſie recht umſchloſſen,
Dicht Mann an Mann geruͤckt,
So ziehen die Kriegsgenoſſen
Streng, ſchweigend und ungeſchmuͤckt,
Wie Gottes dunkeler Wille,
Wie ein Gewitter ſchwer,
Da wird es ringsum ſo ſtille,
Der Tod nur blitzt hin und her.
Wie ſeltſame Klaͤnge ſchwingen
Sich dort von der Waldeshoͤh'!
Ja, Hoͤrner ſind es, die ſingen
Wie raſend vor Luſt und Weh.
Die jungen Jaͤger ſich zeigen
Dort druͤben im gruͤnen Wald
Bald ſchimmernd zwiſchen den Zweigen,
Bald lauernd im Hinterhalt.
Wohl ſinkt da in ewiges Schweigen
Manch' ſchlanke Rittergeſtalt,
Die anderen uͤber ihn ſteigen,
Hurrah! in dem ſchoͤnen Wald,
„Es funkelt das Blau durch die Baͤume —
Ach, Vater, ich komme bald!“
Trompeten nur hoͤr' ich werben
So hell durch die Fruͤhlingsluft,
Zur Hochzeit oder zum Sterben
So uͤbermaͤchtig es ruft.
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