Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Denn ob's mit Schwert, mit Liedern Sich Bahn zum Himmel schafft; S' ist eine Schaar von Brüdern Und eine Liebeskraft. Wo die vereint, da ranken Sich willig Stein und Erz, Da pfeilern die Gedanken Sich freudig himmelwärts. Die haben diese Bogen Kühn über'n wilden Strom Empörter Zeit gezogen Zum wunderbaren Dom. Die Burgen sahn wir fallen, Die Adler zogen aus, Wehklagend durch die Hallen Gehn Winde ein und aus. Doch droben auf der Zinne Steht noch der Heldengeist, Der -- was die Zeit beginne -- Still nach dem Kreuze weis't Es wechseln viel' Geschlechter
Und sinken in die Nacht -- Steh' fest, Du treuer Wächter, Und nimm Dein Land in Acht! Denn ob's mit Schwert, mit Liedern Sich Bahn zum Himmel ſchafft; S' iſt eine Schaar von Bruͤdern Und eine Liebeskraft. Wo die vereint, da ranken Sich willig Stein und Erz, Da pfeilern die Gedanken Sich freudig himmelwaͤrts. Die haben dieſe Bogen Kuͤhn uͤber'n wilden Strom Empoͤrter Zeit gezogen Zum wunderbaren Dom. Die Burgen ſahn wir fallen, Die Adler zogen aus, Wehklagend durch die Hallen Gehn Winde ein und aus. Doch droben auf der Zinne Steht noch der Heldengeiſt, Der — was die Zeit beginne — Still nach dem Kreuze weiſ't Es wechſeln viel' Geſchlechter
Und ſinken in die Nacht — Steh' feſt, Du treuer Waͤchter, Und nimm Dein Land in Acht! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0259" n="249"/> <lg n="4"> <l>Denn ob's mit Schwert, mit Liedern</l><lb/> <l>Sich Bahn zum Himmel ſchafft;</l><lb/> <l>S' iſt <hi rendition="#g">eine</hi> Schaar von Bruͤdern</l><lb/> <l>Und <hi rendition="#g">eine</hi> Liebeskraft.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Wo die vereint, da ranken</l><lb/> <l>Sich willig Stein und Erz,</l><lb/> <l>Da pfeilern die Gedanken</l><lb/> <l>Sich freudig himmelwaͤrts.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Die haben dieſe Bogen</l><lb/> <l>Kuͤhn uͤber'n wilden Strom</l><lb/> <l>Empoͤrter Zeit gezogen</l><lb/> <l>Zum wunderbaren Dom.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Die Burgen ſahn wir fallen,</l><lb/> <l>Die Adler zogen aus,</l><lb/> <l>Wehklagend durch die Hallen</l><lb/> <l>Gehn Winde ein und aus.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Doch droben auf der Zinne</l><lb/> <l>Steht noch der Heldengeiſt,</l><lb/> <l>Der — was die Zeit beginne —</l><lb/> <l>Still nach dem Kreuze weiſ't</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Es wechſeln viel' Geſchlechter</l><lb/> <l>Und ſinken in die Nacht —</l><lb/> <l>Steh' feſt, Du treuer Waͤchter,</l><lb/> <l>Und nimm Dein Land in Acht!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [249/0259]
Denn ob's mit Schwert, mit Liedern
Sich Bahn zum Himmel ſchafft;
S' iſt eine Schaar von Bruͤdern
Und eine Liebeskraft.
Wo die vereint, da ranken
Sich willig Stein und Erz,
Da pfeilern die Gedanken
Sich freudig himmelwaͤrts.
Die haben dieſe Bogen
Kuͤhn uͤber'n wilden Strom
Empoͤrter Zeit gezogen
Zum wunderbaren Dom.
Die Burgen ſahn wir fallen,
Die Adler zogen aus,
Wehklagend durch die Hallen
Gehn Winde ein und aus.
Doch droben auf der Zinne
Steht noch der Heldengeiſt,
Der — was die Zeit beginne —
Still nach dem Kreuze weiſ't
Es wechſeln viel' Geſchlechter
Und ſinken in die Nacht —
Steh' feſt, Du treuer Waͤchter,
Und nimm Dein Land in Acht!
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Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/259>, abgerufen am 16.02.2025. |