Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Viele Schiffe drunten gehen An dem schönen Inselland, Sehen hoch das Kreuz noch stehen, Warnend von der Felsenwand; Und des strengen Büßers Kunde Gehet fromm von Mund zu Munde. Der Gefangene. In goldner Morgenstunde, Weil alles freudig stand, Da ritt im heitern Grunde Ein Ritter über Land. Rings sangen auf das Beste Die Vöglein mannichfalt, Es schüttelte die Aeste Vor Lust der grüne Wald. Den Nacken, stolz gebogen, Klopft er dem Rößelein -- So ist er hingezogen Tief in den Wald hinein. Sein Roß hat er getrieben,
Ihn trieb der frische Muth: "Ist alles fern geblieben, So ist mir wohl und gut!" Viele Schiffe drunten gehen An dem ſchoͤnen Inſelland, Sehen hoch das Kreuz noch ſtehen, Warnend von der Felſenwand; Und des ſtrengen Buͤßers Kunde Gehet fromm von Mund zu Munde. Der Gefangene. In goldner Morgenſtunde, Weil alles freudig ſtand, Da ritt im heitern Grunde Ein Ritter uͤber Land. Rings ſangen auf das Beſte Die Voͤglein mannichfalt, Es ſchuͤttelte die Aeſte Vor Luſt der gruͤne Wald. Den Nacken, ſtolz gebogen, Klopft er dem Roͤßelein — So iſt er hingezogen Tief in den Wald hinein. Sein Roß hat er getrieben,
Ihn trieb der friſche Muth: „Iſt alles fern geblieben, So iſt mir wohl und gut!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0273" n="263"/> <lg n="21"> <l>Viele Schiffe drunten gehen</l><lb/> <l>An dem ſchoͤnen Inſelland,</l><lb/> <l>Sehen hoch das Kreuz noch ſtehen,</l><lb/> <l>Warnend von der Felſenwand;</l><lb/> <l>Und des ſtrengen Buͤßers Kunde</l><lb/> <l>Gehet fromm von Mund zu Munde.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Der Gefangene.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>n goldner Morgenſtunde,</l><lb/> <l>Weil alles freudig ſtand,</l><lb/> <l>Da ritt im heitern Grunde</l><lb/> <l>Ein Ritter uͤber Land.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Rings ſangen auf das Beſte</l><lb/> <l>Die Voͤglein mannichfalt,</l><lb/> <l>Es ſchuͤttelte die Aeſte</l><lb/> <l>Vor Luſt der gruͤne Wald.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Den Nacken, ſtolz gebogen,</l><lb/> <l>Klopft er dem Roͤßelein —</l><lb/> <l>So iſt er hingezogen</l><lb/> <l>Tief in den Wald hinein.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Sein Roß hat er getrieben,</l><lb/> <l>Ihn trieb der friſche Muth:</l><lb/> <l>„Iſt alles fern geblieben,</l><lb/> <l>So iſt mir wohl und gut!“</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [263/0273]
Viele Schiffe drunten gehen
An dem ſchoͤnen Inſelland,
Sehen hoch das Kreuz noch ſtehen,
Warnend von der Felſenwand;
Und des ſtrengen Buͤßers Kunde
Gehet fromm von Mund zu Munde.
Der Gefangene.
In goldner Morgenſtunde,
Weil alles freudig ſtand,
Da ritt im heitern Grunde
Ein Ritter uͤber Land.
Rings ſangen auf das Beſte
Die Voͤglein mannichfalt,
Es ſchuͤttelte die Aeſte
Vor Luſt der gruͤne Wald.
Den Nacken, ſtolz gebogen,
Klopft er dem Roͤßelein —
So iſt er hingezogen
Tief in den Wald hinein.
Sein Roß hat er getrieben,
Ihn trieb der friſche Muth:
„Iſt alles fern geblieben,
So iſt mir wohl und gut!“
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