Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826."Herr Ritter! wollt Ihr wohnen Bei mir im grünen Haus: Aus allen Blumenkronen Wind' ich Euch einen Strauß! Der Wald ringsum wird wachen, Wie wir beisammen seyn, Der Kukuk schelmisch lachen, Und alles fröhlich seyn." Es bog ihr Angesichte Auf ihn den süßen Leib, Schaut mit den Augen lichte Das wunderschöne Weib. Sie nahm sein'n Helm herunter, Löst' Krause ihm und Bund, Spielt' mit den Locken munter, Küßt ihm den rothen Mund. Und spielt' viel' süße Spiele Wohl in geheimer Lust, Es flog so kühl und schwüle Ihm um die offne Brust. Um ihn nun thät sie schlagen
Die Arme weich und bloß, Er konnte nichts mehr sagen, Sie ließ ihn nicht mehr los. „Herr Ritter! wollt Ihr wohnen Bei mir im gruͤnen Haus: Aus allen Blumenkronen Wind' ich Euch einen Strauß! Der Wald ringsum wird wachen, Wie wir beiſammen ſeyn, Der Kukuk ſchelmiſch lachen, Und alles froͤhlich ſeyn.“ Es bog ihr Angeſichte Auf ihn den ſuͤßen Leib, Schaut mit den Augen lichte Das wunderſchoͤne Weib. Sie nahm ſein'n Helm herunter, Loͤst' Krauſe ihm und Bund, Spielt' mit den Locken munter, Kuͤßt ihm den rothen Mund. Und ſpielt' viel' ſuͤße Spiele Wohl in geheimer Luſt, Es flog ſo kuͤhl und ſchwuͤle Ihm um die offne Bruſt. Um ihn nun thaͤt ſie ſchlagen
Die Arme weich und bloß, Er konnte nichts mehr ſagen, Sie ließ ihn nicht mehr los. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0275" n="265"/> <lg n="11"> <l>„Herr Ritter! wollt Ihr wohnen</l><lb/> <l>Bei mir im gruͤnen Haus:</l><lb/> <l>Aus allen Blumenkronen</l><lb/> <l>Wind' ich Euch einen Strauß!</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Der Wald ringsum wird wachen,</l><lb/> <l>Wie wir beiſammen ſeyn,</l><lb/> <l>Der Kukuk ſchelmiſch lachen,</l><lb/> <l>Und alles froͤhlich ſeyn.“</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Es bog ihr Angeſichte</l><lb/> <l>Auf ihn den ſuͤßen Leib,</l><lb/> <l>Schaut mit den Augen lichte</l><lb/> <l>Das wunderſchoͤne Weib.</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <l>Sie nahm ſein'n Helm herunter,</l><lb/> <l>Loͤst' Krauſe ihm und Bund,</l><lb/> <l>Spielt' mit den Locken munter,</l><lb/> <l>Kuͤßt ihm den rothen Mund.</l><lb/> </lg> <lg n="15"> <l>Und ſpielt' viel' ſuͤße Spiele</l><lb/> <l>Wohl in geheimer Luſt,</l><lb/> <l>Es flog ſo kuͤhl und ſchwuͤle</l><lb/> <l>Ihm um die offne Bruſt.</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Um ihn nun thaͤt ſie ſchlagen</l><lb/> <l>Die Arme weich und bloß,</l><lb/> <l>Er konnte nichts mehr ſagen,</l><lb/> <l>Sie ließ ihn nicht mehr los.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0275]
„Herr Ritter! wollt Ihr wohnen
Bei mir im gruͤnen Haus:
Aus allen Blumenkronen
Wind' ich Euch einen Strauß!
Der Wald ringsum wird wachen,
Wie wir beiſammen ſeyn,
Der Kukuk ſchelmiſch lachen,
Und alles froͤhlich ſeyn.“
Es bog ihr Angeſichte
Auf ihn den ſuͤßen Leib,
Schaut mit den Augen lichte
Das wunderſchoͤne Weib.
Sie nahm ſein'n Helm herunter,
Loͤst' Krauſe ihm und Bund,
Spielt' mit den Locken munter,
Kuͤßt ihm den rothen Mund.
Und ſpielt' viel' ſuͤße Spiele
Wohl in geheimer Luſt,
Es flog ſo kuͤhl und ſchwuͤle
Ihm um die offne Bruſt.
Um ihn nun thaͤt ſie ſchlagen
Die Arme weich und bloß,
Er konnte nichts mehr ſagen,
Sie ließ ihn nicht mehr los.
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