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Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.

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hell, bald klein, bald wieder riesengroß vorkamen. Mir
verwirrten sich ordentlich die Gedanken, als läge ich
in einem Traum und könnte gar nicht aufwachen. Ich
schritt immer stramm vor mich hin. Wir müssen, dachte
ich, doch am Ende aus dem Walde und aus der Nacht
herauskommen.

Endlich flogen hin und wieder schon lange röth¬
liche Scheine über den Himmel, ganz leise, wie wenn
man über einen Spiegel haucht, auch eine Lerche sang
schon hoch über dem stillen Thale. Da wurde mir auf
einmal ganz klar im Herzen bei dem Morgengruße,
und alle Furcht war vorüber. Die beiden Reiter aber
streckten sich, und sahen sich nach allen Seiten um,
und schienen nun erst gewahr zu werden, daß wir doch
wohl nicht auf dem rechten Wege seyn mochten. Sie
plauderten wieder viel, und ich merkte wohl, daß sie
von mir sprachen, ja es kam mir vor, als finge der
eine sich vor mir zu fürchten an, als könnt ich wohl
gar so ein heimlicher Schnaphahn seyn, der sie im
Walde irre führen wollte. Das machte mir Spaß,
denn je lichter es ringsum wurde, je mehr Courage
kriegt' ich, zumal da wir so eben auf einen schönen
freien Waldplatz herauskamen. Ich sah mich daher
nach allen Seiten ganz wild um, und pfiff dann ein
Paarmal auf den Fingern, wie die Spitzbuben thun,
wenn sie sich einander Signale geben wollen.

"Halt!" rief auf einmal der Eine von den Reitern,
daß ich ordentlich zusammen fuhr. Wie ich mich um¬
sehe, sind sie beide abgestiegen und haben ihre Pferde

hell, bald klein, bald wieder rieſengroß vorkamen. Mir
verwirrten ſich ordentlich die Gedanken, als laͤge ich
in einem Traum und koͤnnte gar nicht aufwachen. Ich
ſchritt immer ſtramm vor mich hin. Wir muͤſſen, dachte
ich, doch am Ende aus dem Walde und aus der Nacht
herauskommen.

Endlich flogen hin und wieder ſchon lange roͤth¬
liche Scheine uͤber den Himmel, ganz leiſe, wie wenn
man uͤber einen Spiegel haucht, auch eine Lerche ſang
ſchon hoch uͤber dem ſtillen Thale. Da wurde mir auf
einmal ganz klar im Herzen bei dem Morgengruße,
und alle Furcht war voruͤber. Die beiden Reiter aber
ſtreckten ſich, und ſahen ſich nach allen Seiten um,
und ſchienen nun erſt gewahr zu werden, daß wir doch
wohl nicht auf dem rechten Wege ſeyn mochten. Sie
plauderten wieder viel, und ich merkte wohl, daß ſie
von mir ſprachen, ja es kam mir vor, als finge der
eine ſich vor mir zu fuͤrchten an, als koͤnnt ich wohl
gar ſo ein heimlicher Schnaphahn ſeyn, der ſie im
Walde irre fuͤhren wollte. Das machte mir Spaß,
denn je lichter es ringsum wurde, je mehr Courage
kriegt' ich, zumal da wir ſo eben auf einen ſchoͤnen
freien Waldplatz herauskamen. Ich ſah mich daher
nach allen Seiten ganz wild um, und pfiff dann ein
Paarmal auf den Fingern, wie die Spitzbuben thun,
wenn ſie ſich einander Signale geben wollen.

„Halt!“ rief auf einmal der Eine von den Reitern,
daß ich ordentlich zuſammen fuhr. Wie ich mich um¬
ſehe, ſind ſie beide abgeſtiegen und haben ihre Pferde

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[48/0058] hell, bald klein, bald wieder rieſengroß vorkamen. Mir verwirrten ſich ordentlich die Gedanken, als laͤge ich in einem Traum und koͤnnte gar nicht aufwachen. Ich ſchritt immer ſtramm vor mich hin. Wir muͤſſen, dachte ich, doch am Ende aus dem Walde und aus der Nacht herauskommen. Endlich flogen hin und wieder ſchon lange roͤth¬ liche Scheine uͤber den Himmel, ganz leiſe, wie wenn man uͤber einen Spiegel haucht, auch eine Lerche ſang ſchon hoch uͤber dem ſtillen Thale. Da wurde mir auf einmal ganz klar im Herzen bei dem Morgengruße, und alle Furcht war voruͤber. Die beiden Reiter aber ſtreckten ſich, und ſahen ſich nach allen Seiten um, und ſchienen nun erſt gewahr zu werden, daß wir doch wohl nicht auf dem rechten Wege ſeyn mochten. Sie plauderten wieder viel, und ich merkte wohl, daß ſie von mir ſprachen, ja es kam mir vor, als finge der eine ſich vor mir zu fuͤrchten an, als koͤnnt ich wohl gar ſo ein heimlicher Schnaphahn ſeyn, der ſie im Walde irre fuͤhren wollte. Das machte mir Spaß, denn je lichter es ringsum wurde, je mehr Courage kriegt' ich, zumal da wir ſo eben auf einen ſchoͤnen freien Waldplatz herauskamen. Ich ſah mich daher nach allen Seiten ganz wild um, und pfiff dann ein Paarmal auf den Fingern, wie die Spitzbuben thun, wenn ſie ſich einander Signale geben wollen. „Halt!“ rief auf einmal der Eine von den Reitern, daß ich ordentlich zuſammen fuhr. Wie ich mich um¬ ſehe, ſind ſie beide abgeſtiegen und haben ihre Pferde

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/58>, abgerufen am 23.11.2024.