Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.wie dunkle Schatten um das Heerdfeuer herumhockte. Es dauerte wohl noch eine gute halbe Stunde, ehe Eine kuriose Station! dachte ich bei mir, als nun wie dunkle Schatten um das Heerdfeuer herumhockte. Es dauerte wohl noch eine gute halbe Stunde, ehe Eine kurioſe Station! dachte ich bei mir, als nun <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0073" n="63"/> wie dunkle Schatten um das Heerdfeuer herumhockte.<lb/> Wir aber raſſelten durch die ſtille Nacht einen Stein¬<lb/> weg hinan, der ſich auf einen hohen Berg hinaufzog.<lb/> Bald uͤberdeckten hohe Baͤume und herabhaͤngende<lb/> Straͤucher den ganzen Hohlweg, bald konnte man auf<lb/> einmal wieder das ganze Firmament, und in der Tiefe<lb/> die weite ſtille Runde von Bergen, Waͤldern und Thaͤ¬<lb/> lern uͤberſehen. Auf dem Gipfel des Berges ſtand ein<lb/> großes altes Schloß mit vielen Thuͤrmen im hellſten<lb/> Mondenſchein. — „Nun Gott befohlen!“ rief ich aus,<lb/> und war innerlich ganz munter geworden vor Erwar¬<lb/> tung, wo ſie mich da am Ende noch hinbringen wuͤrden.</p><lb/> <p>Es dauerte wohl noch eine gute halbe Stunde, ehe<lb/> wir endlich auf dem Berge am Schloßthore ankamen.<lb/> Das ging in einen breiten runden Thurm hinein, der<lb/> oben ſchon ganz verfallen war. Der Kutſcher knallte<lb/> dreimal, daß es weit in dem alten Schloſſe wiederhallte,<lb/> wo ein Schwarm von Dohlen ganz erſchrocken ploͤtzlich<lb/> aus allen Lucken und Ritzen herausfuhr und mit gro¬<lb/> ßem Geſchrei die Luft durchkreuzte. Darauf rollte der<lb/> Wagen in den langen, dunklen Thorweg hinein. Die<lb/> Pferde gaben mit ihren Hufeiſen Feuer auf dem Stein¬<lb/> pflaſter, ein großer Hund bellte, der Wagen donnerte<lb/> zwiſchen den gewoͤlbten Waͤnden. Die Dohlen ſchrien<lb/> noch immer dazwiſchen — ſo kamen wir mit ei¬<lb/> nem entſetzlichen Spektakel in den engen gepflaſterten<lb/> Schloßhof.</p><lb/> <p>Eine kurioſe Station! dachte ich bei mir, als nun<lb/> der Wagen ſtill ſtand. Da wurde die Wagenthuͤr von<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0073]
wie dunkle Schatten um das Heerdfeuer herumhockte.
Wir aber raſſelten durch die ſtille Nacht einen Stein¬
weg hinan, der ſich auf einen hohen Berg hinaufzog.
Bald uͤberdeckten hohe Baͤume und herabhaͤngende
Straͤucher den ganzen Hohlweg, bald konnte man auf
einmal wieder das ganze Firmament, und in der Tiefe
die weite ſtille Runde von Bergen, Waͤldern und Thaͤ¬
lern uͤberſehen. Auf dem Gipfel des Berges ſtand ein
großes altes Schloß mit vielen Thuͤrmen im hellſten
Mondenſchein. — „Nun Gott befohlen!“ rief ich aus,
und war innerlich ganz munter geworden vor Erwar¬
tung, wo ſie mich da am Ende noch hinbringen wuͤrden.
Es dauerte wohl noch eine gute halbe Stunde, ehe
wir endlich auf dem Berge am Schloßthore ankamen.
Das ging in einen breiten runden Thurm hinein, der
oben ſchon ganz verfallen war. Der Kutſcher knallte
dreimal, daß es weit in dem alten Schloſſe wiederhallte,
wo ein Schwarm von Dohlen ganz erſchrocken ploͤtzlich
aus allen Lucken und Ritzen herausfuhr und mit gro¬
ßem Geſchrei die Luft durchkreuzte. Darauf rollte der
Wagen in den langen, dunklen Thorweg hinein. Die
Pferde gaben mit ihren Hufeiſen Feuer auf dem Stein¬
pflaſter, ein großer Hund bellte, der Wagen donnerte
zwiſchen den gewoͤlbten Waͤnden. Die Dohlen ſchrien
noch immer dazwiſchen — ſo kamen wir mit ei¬
nem entſetzlichen Spektakel in den engen gepflaſterten
Schloßhof.
Eine kurioſe Station! dachte ich bei mir, als nun
der Wagen ſtill ſtand. Da wurde die Wagenthuͤr von
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