abgegeben, wo ihm auch die erste Prob bey sei- nes Nachbahrn Sohn so wohl von statten ge- gangen, daß er bey allen Bauern ein unsterbli- ches Lob wegen eines so künstlichen Handgriffs erhalten, obschon die andern nachmahls am meisten in solchen Curen gestorben seyn. Von einem andern solchen Bauern-Schlingel wird auch erzehlet, welcher zur Arbeit zu faul, zum Stehlen aber zu furchtsam gewesen, weilen er den Walachischen Spargel (dann so wird in etlichen Orthen der Hanff mit einem besseren Ehren-Titel geadelt) nicht verschlucken kunte: betteln schämet er sich auch, und gleichwohl hät- te er gern das Herrn-Handwerck getrieben; endlich fällt ihm ein, er will ein Doctor werden, läßt ihm auch zu Vollziehung solcher Gedan- cken, aus Ochsen-und Kühe-Hörnern viel Ring drächßlen, beynebens nimmt er zwey alte Besem, mit welchen er seines Herrn Pferd-Stall öffter- mahls ausgesaubert, schnitzlet daraus eine Men- ge Zahnstöhrer, und reiset auf den nechsten Jahrmarckt, solche Sachen ans Geld zu brin- gen, indem er nun seine Waaren, und unver- fälschten Ehlend-Ring, die er neulich aus Lieff- und Lapland mit sich gebracht, ziemlich hervor gestrichen, und wider allen Krampff, Fraiß, Hinfallen, Schlag, Contracturen, Haupt- Schwachheiten und dergleichen Zuständ für
ein
abgegeben, wo ihm auch die erſte Prob bey ſei- nes Nachbahrn Sohn ſo wohl von ſtatten ge- gangen, daß er bey allen Bauern ein unſterbli- ches Lob wegen eines ſo kuͤnſtlichen Handgriffs erhalten, obſchon die andern nachmahls am meiſten in ſolchen Curen geſtorben ſeyn. Von einem andern ſolchen Bauern-Schlingel wird auch erzehlet, welcher zur Arbeit zu faul, zum Stehlen aber zu furchtſam geweſen, weilen er den Walachiſchen Spargel (dann ſo wird in etlichen Orthen der Hanff mit einem beſſeren Ehren-Titel geadelt) nicht verſchlucken kunte: betteln ſchaͤmet er ſich auch, und gleichwohl haͤt- te er gern das Herrn-Handwerck getrieben; endlich faͤllt ihm ein, er will ein Doctor werden, laͤßt ihm auch zu Vollziehung ſolcher Gedan- cken, aus Ochſen-und Kuͤhe-Hoͤrnern viel Ring draͤchßlen, beynebens nim̃t er zwey alte Beſem, mit welchen er ſeines Herrn Pferd-Stall oͤffter- mahls ausgeſaubeꝛt, ſchnitzlet daꝛaus eine Men- ge Zahnſtoͤhrer, und reiſet auf den nechſten Jahrmarckt, ſolche Sachen ans Geld zu brin- gen, indem er nun ſeine Waaren, und unver- faͤlſchten Ehlend-Ring, die er neulich aus Lieff- und Lapland mit ſich gebracht, ziemlich hervor geſtrichen, und wider allen Krampff, Fraiß, Hinfallen, Schlag, Contracturen, Haupt- Schwachheiten und dergleichen Zuſtaͤnd fuͤr
ein
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divn="2"><p><pbfacs="#f1020"n="1004"/>
abgegeben, wo ihm auch die erſte Prob bey ſei-<lb/>
nes Nachbahrn Sohn ſo wohl von ſtatten ge-<lb/>
gangen, daß er bey allen Bauern ein unſterbli-<lb/>
ches Lob wegen eines ſo kuͤnſtlichen Handgriffs<lb/>
erhalten, obſchon die andern nachmahls am<lb/>
meiſten in ſolchen <hirendition="#aq">Cur</hi>en geſtorben ſeyn. Von<lb/>
einem andern ſolchen Bauern-Schlingel<lb/>
wird auch erzehlet, welcher zur Arbeit zu faul,<lb/>
zum Stehlen aber zu furchtſam geweſen, weilen<lb/>
er den Walachiſchen Spargel (dann ſo wird in<lb/>
etlichen Orthen der Hanff mit einem beſſeren<lb/>
Ehren-Titel geadelt) nicht verſchlucken kunte:<lb/>
betteln ſchaͤmet er ſich auch, und gleichwohl haͤt-<lb/>
te er gern das Herrn-Handwerck getrieben;<lb/>
endlich faͤllt ihm ein, er will ein <hirendition="#aq">Doctor</hi> werden,<lb/>
laͤßt ihm auch zu Vollziehung ſolcher Gedan-<lb/>
cken, aus Ochſen-und Kuͤhe-Hoͤrnern viel Ring<lb/>
draͤchßlen, beynebens nim̃t er zwey alte Beſem,<lb/>
mit welchen er ſeines Herrn Pferd-Stall oͤffter-<lb/>
mahls ausgeſaubeꝛt, ſchnitzlet daꝛaus eine Men-<lb/>
ge Zahnſtoͤhrer, und reiſet auf den nechſten<lb/>
Jahrmarckt, ſolche Sachen ans Geld zu brin-<lb/>
gen, indem er nun ſeine Waaren, und unver-<lb/>
faͤlſchten Ehlend-Ring, die er neulich aus Lieff-<lb/>
und Lapland mit ſich gebracht, ziemlich hervor<lb/>
geſtrichen, und wider allen Krampff, Fraiß,<lb/>
Hinfallen, Schlag, <hirendition="#aq">Contractur</hi>en, Haupt-<lb/>
Schwachheiten und dergleichen Zuſtaͤnd fuͤr<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ein</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[1004/1020]
abgegeben, wo ihm auch die erſte Prob bey ſei-
nes Nachbahrn Sohn ſo wohl von ſtatten ge-
gangen, daß er bey allen Bauern ein unſterbli-
ches Lob wegen eines ſo kuͤnſtlichen Handgriffs
erhalten, obſchon die andern nachmahls am
meiſten in ſolchen Curen geſtorben ſeyn. Von
einem andern ſolchen Bauern-Schlingel
wird auch erzehlet, welcher zur Arbeit zu faul,
zum Stehlen aber zu furchtſam geweſen, weilen
er den Walachiſchen Spargel (dann ſo wird in
etlichen Orthen der Hanff mit einem beſſeren
Ehren-Titel geadelt) nicht verſchlucken kunte:
betteln ſchaͤmet er ſich auch, und gleichwohl haͤt-
te er gern das Herrn-Handwerck getrieben;
endlich faͤllt ihm ein, er will ein Doctor werden,
laͤßt ihm auch zu Vollziehung ſolcher Gedan-
cken, aus Ochſen-und Kuͤhe-Hoͤrnern viel Ring
draͤchßlen, beynebens nim̃t er zwey alte Beſem,
mit welchen er ſeines Herrn Pferd-Stall oͤffter-
mahls ausgeſaubeꝛt, ſchnitzlet daꝛaus eine Men-
ge Zahnſtoͤhrer, und reiſet auf den nechſten
Jahrmarckt, ſolche Sachen ans Geld zu brin-
gen, indem er nun ſeine Waaren, und unver-
faͤlſchten Ehlend-Ring, die er neulich aus Lieff-
und Lapland mit ſich gebracht, ziemlich hervor
geſtrichen, und wider allen Krampff, Fraiß,
Hinfallen, Schlag, Contracturen, Haupt-
Schwachheiten und dergleichen Zuſtaͤnd fuͤr
ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1004. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1020>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.