gefehr ein halb Loth Sennes-Blätter, das übrige war eine unordentliche Mixtur, von Sießholtz, Meerhirsch, Wermuth und Hirschzung, wel- ches herrliche Medicament gleichwohl 6. Gul- den gekostet, da sie doch solches in der Apothe- cken umb 6. oder 8. Groschen unfehlbar hätten haben können; Also wird gar offt ein schlechter Esel, wann er nur frembd ist, mehr geachtet, und theuerer bezahlet, als ein praffes einheimi- sches Pferd, ungeachtet es auch von dem Buce- phalo, deß grossen Alexandri Leib-Klepper, sol- te herstammen, aber weil die Welt will und ver- langt betrogen zu werden, so werde sie auch al- so betrogen.
Bey mir ist es schon eine alte Observation, daß dergleichen prahlerische Curen schier allezeit schlechte und Frucht-lose Ausgänge nehmen; Jn den Büchern, wann ich finde, daß eine Artz- ney alle Kranckheiten heilen solle, so halte ich gar nichts darauff, und gedencke, es probirt gar zu viel, ergo gar nichts, bin auch in diesem Fall mit den Philosophis gut Thomistisch, und glaube festiglich, quod neque in Medicina, neque in Logica universale detur a parte rei. Auff der Marckschreyer und anderer Hauß-Artzney- Affen Prahlerey halte ich noch weniger, dann wo viel Geschrey, ist selten viel Wolle; multi- loquium est stultiloquium; Es heist parturi-
unt
gefehr ein halb Loth Señes-Blaͤtter, das uͤbrige war eine unordentliche Mixtur, von Sießholtz, Meerhirſch, Wermuth und Hirſchzung, wel- ches herrliche Medicament gleichwohl 6. Gul- den gekoſtet, da ſie doch ſolches in der Apothe- cken umb 6. oder 8. Groſchen unfehlbar haͤtten haben koͤnnen; Alſo wird gar offt ein ſchlechter Eſel, wann er nur frembd iſt, mehr geachtet, und theuerer bezahlet, als ein praffes einheimi- ſches Pferd, ungeachtet es auch von dem Buce- phalo, deß groſſen Alexandri Leib-Klepper, ſol- te herſtammen, aber weil die Welt will und ver- langt betrogen zu werden, ſo werde ſie auch al- ſo betrogen.
Bey mir iſt es ſchon eine alte Obſervation, daß dergleichen prahleriſche Curen ſchier allezeit ſchlechte und Frucht-loſe Ausgaͤnge nehmen; Jn den Buͤchern, wann ich finde, daß eine Artz- ney alle Kranckheiten heilen ſolle, ſo halte ich gar nichts darauff, und gedencke, es probirt gar zu viel, ergo gar nichts, bin auch in dieſem Fall mit den Philoſophis gut Thomiſtiſch, und glaube feſtiglich, quòd neque in Medicina, neque in Logica univerſale detur à parte rei. Auff der Marckſchreyer und anderer Hauß-Artzney- Affen Prahlerey halte ich noch weniger, dann wo viel Geſchrey, iſt ſelten viel Wolle; multi- loquium eſt ſtultiloquium; Es heiſt parturi-
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gefehr ein halb Loth Señes-Blaͤtter, das uͤbrige
war eine unordentliche Mixtur, von Sießholtz,
Meerhirſch, Wermuth und Hirſchzung, wel-
ches herrliche Medicament gleichwohl 6. Gul-
den gekoſtet, da ſie doch ſolches in der Apothe-
cken umb 6. oder 8. Groſchen unfehlbar haͤtten
haben koͤnnen; Alſo wird gar offt ein ſchlechter
Eſel, wann er nur frembd iſt, mehr geachtet,
und theuerer bezahlet, als ein praffes einheimi-
ſches Pferd, ungeachtet es auch von dem Buce-
phalo, deß groſſen Alexandri Leib-Klepper, ſol-
te herſtammen, aber weil die Welt will und ver-
langt betrogen zu werden, ſo werde ſie auch al-
ſo betrogen.
Bey mir iſt es ſchon eine alte Obſervation, daß
dergleichen prahleriſche Curen ſchier allezeit
ſchlechte und Frucht-loſe Ausgaͤnge nehmen;
Jn den Buͤchern, wann ich finde, daß eine Artz-
ney alle Kranckheiten heilen ſolle, ſo halte ich gar
nichts darauff, und gedencke, es probirt gar zu
viel, ergo gar nichts, bin auch in dieſem Fall mit
den Philoſophis gut Thomiſtiſch, und glaube
feſtiglich, quòd neque in Medicina, neque in
Logica univerſale detur à parte rei. Auff der
Marckſchreyer und anderer Hauß-Artzney-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1008. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1024>, abgerufen am 22.11.2024.
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