Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

tzigste frisset wie ein Wolff. Was macht das
Frauen-Volck nicht für Bedencken darbey,
indem die eine neben dem Fieber die Rosen zu
viel, die andere zu wenig hat, diese liegt im Kin-
del-Bett, jene ist Großleibs, eine andere säuget,
und was der Umbstände noch mehr seyn; die-
se jetzt ernennte Personen haben nun alle einer-
ley Kranckheit, nehmlich, das dreytägliche Fie-
ber, die Ursachen und Umbstände seyn nicht ei-
nerley, wann ich also wolte den Artzney-Affen
nachfolgen, und mit Aderlassen, Purgieren,
Schwitzen, und Fieber-stillen, bey einem wie
bey dem andern verfahren, wie wenig würden
darvon kommen, die meisten müsten gewißlich
in diesem sonst nicht gefährlichen Zustand das
Leben lassen.

Es repliciren aber die Artzney-Affen, und
sagen, dieses sey ein probirtes Mittel, war-
ümb solte es nicht in allen Fiebern zu gebrau-
chen seyn, sie haben es selbsten im Theophra-
sto
gelesen, der Gabelkofer hält auch viel dar-
von, andere teutsche Artzney-Bücher thun es
ebenfalls recommendiren, ja manche wird sa-
gen, ja mein Herr Vater seeliger, der unter den
guten Doctoren nicht der schlimmste gewesen,
hat viel hunderten das Fieber darmit vertrie-
ben, warumb solte es dann mir verbothen seyn?
Jch antworte, und lasse es gerne zu, daß dein

Herr

tzigſte friſſet wie ein Wolff. Was macht das
Frauen-Volck nicht fuͤr Bedencken darbey,
indem die eine neben dem Fieber die Roſen zu
viel, die andere zu wenig hat, dieſe liegt im Kin-
del-Bett, jene iſt Großleibs, eine andere ſaͤuget,
und was der Umbſtaͤnde noch mehr ſeyn; die-
ſe jetzt ernennte Perſonen haben nun alle einer-
ley Kranckheit, nehmlich, das dreytaͤgliche Fie-
ber, die Urſachen und Umbſtaͤnde ſeyn nicht ei-
nerley, wann ich alſo wolte den Artzney-Affen
nachfolgen, und mit Aderlaſſen, Purgieren,
Schwitzen, und Fieber-ſtillen, bey einem wie
bey dem andern verfahren, wie wenig wuͤrden
darvon kommen, die meiſten muͤſten gewißlich
in dieſem ſonſt nicht gefaͤhrlichen Zuſtand das
Leben laſſen.

Es repliciren aber die Artzney-Affen, und
ſagen, dieſes ſey ein probirtes Mittel, war-
uͤmb ſolte es nicht in allen Fiebern zu gebrau-
chen ſeyn, ſie haben es ſelbſten im Theophra-
ſto
geleſen, der Gabelkofer haͤlt auch viel dar-
von, andere teutſche Artzney-Buͤcher thun es
ebenfalls recommendiren, ja manche wird ſa-
gen, ja mein Herr Vater ſeeliger, der unter den
guten Doctoren nicht der ſchlimmſte geweſen,
hat viel hunderten das Fieber darmit vertrie-
ben, warumb ſolte es dann mir verbothen ſeyn?
Jch antworte, und laſſe es gerne zu, daß dein

Herr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f1048" n="1032"/>
tzig&#x017F;te fri&#x017F;&#x017F;et wie ein Wolff. Was macht das<lb/>
Frauen-Volck nicht fu&#x0364;r Bedencken darbey,<lb/>
indem die eine neben dem Fieber die Ro&#x017F;en zu<lb/>
viel, die andere zu wenig hat, die&#x017F;e liegt im Kin-<lb/>
del-Bett, jene i&#x017F;t Großleibs, eine andere &#x017F;a&#x0364;uget,<lb/>
und was der Umb&#x017F;ta&#x0364;nde noch mehr &#x017F;eyn; die-<lb/>
&#x017F;e jetzt ernennte Per&#x017F;onen haben nun alle einer-<lb/>
ley Kranckheit, nehmlich, das dreyta&#x0364;gliche Fie-<lb/>
ber, die Ur&#x017F;achen und Umb&#x017F;ta&#x0364;nde &#x017F;eyn nicht ei-<lb/>
nerley, wann ich al&#x017F;o wolte den Artzney-Affen<lb/>
nachfolgen, und mit Aderla&#x017F;&#x017F;en, Purgieren,<lb/>
Schwitzen, und Fieber-&#x017F;tillen, bey einem wie<lb/>
bey dem andern verfahren, wie wenig wu&#x0364;rden<lb/>
darvon kommen, die mei&#x017F;ten mu&#x0364;&#x017F;ten gewißlich<lb/>
in die&#x017F;em &#x017F;on&#x017F;t nicht gefa&#x0364;hrlichen Zu&#x017F;tand das<lb/>
Leben la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Es <hi rendition="#aq">replicir</hi>en aber die Artzney-Affen, und<lb/>
&#x017F;agen, die&#x017F;es &#x017F;ey ein <hi rendition="#aq">probir</hi>tes Mittel, war-<lb/>
u&#x0364;mb &#x017F;olte es nicht in allen Fiebern zu gebrau-<lb/>
chen &#x017F;eyn, &#x017F;ie haben es &#x017F;elb&#x017F;ten im <hi rendition="#aq">Theophra-<lb/>
&#x017F;to</hi> gele&#x017F;en, der Gabelkofer ha&#x0364;lt auch viel dar-<lb/>
von, andere teut&#x017F;che Artzney-Bu&#x0364;cher thun es<lb/>
ebenfalls <hi rendition="#aq">recommendir</hi>en, ja manche wird &#x017F;a-<lb/>
gen, ja mein Herr Vater &#x017F;eeliger, der unter den<lb/>
guten <hi rendition="#aq">Doctor</hi>en nicht der &#x017F;chlimm&#x017F;te gewe&#x017F;en,<lb/>
hat viel hunderten das Fieber darmit vertrie-<lb/>
ben, warumb &#x017F;olte es dann mir verbothen &#x017F;eyn?<lb/>
Jch antworte, und la&#x017F;&#x017F;e es gerne zu, daß dein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Herr</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1032/1048] tzigſte friſſet wie ein Wolff. Was macht das Frauen-Volck nicht fuͤr Bedencken darbey, indem die eine neben dem Fieber die Roſen zu viel, die andere zu wenig hat, dieſe liegt im Kin- del-Bett, jene iſt Großleibs, eine andere ſaͤuget, und was der Umbſtaͤnde noch mehr ſeyn; die- ſe jetzt ernennte Perſonen haben nun alle einer- ley Kranckheit, nehmlich, das dreytaͤgliche Fie- ber, die Urſachen und Umbſtaͤnde ſeyn nicht ei- nerley, wann ich alſo wolte den Artzney-Affen nachfolgen, und mit Aderlaſſen, Purgieren, Schwitzen, und Fieber-ſtillen, bey einem wie bey dem andern verfahren, wie wenig wuͤrden darvon kommen, die meiſten muͤſten gewißlich in dieſem ſonſt nicht gefaͤhrlichen Zuſtand das Leben laſſen. Es repliciren aber die Artzney-Affen, und ſagen, dieſes ſey ein probirtes Mittel, war- uͤmb ſolte es nicht in allen Fiebern zu gebrau- chen ſeyn, ſie haben es ſelbſten im Theophra- ſto geleſen, der Gabelkofer haͤlt auch viel dar- von, andere teutſche Artzney-Buͤcher thun es ebenfalls recommendiren, ja manche wird ſa- gen, ja mein Herr Vater ſeeliger, der unter den guten Doctoren nicht der ſchlimmſte geweſen, hat viel hunderten das Fieber darmit vertrie- ben, warumb ſolte es dann mir verbothen ſeyn? Jch antworte, und laſſe es gerne zu, daß dein Herr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1048
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1032. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1048>, abgerufen am 22.11.2024.