eine Sache gar nicht, als daß man sie übel ver- siehe, und dieser üble Verstand ist die Ursache, daß in der Medicin so viel Stimplereyen, gleich wie in der Kirchen Ketzereyen entstanden seyn, dahero Hildanus dergleichen teutsche Artzney- Bücher dem Pöbel zu lesen völlig verbothen, und gesagt, daß derjenige eben so viel thut, als wann er Gifft einen Kinde in die Hand solte geben, welcher von Artzeneyen ein Buch be- schreibet, und nicht alle Ursachen und Umb- stände der Kranckheiten hinzusetzet, wann, wo, wie, und in welcher Natur selbige zu gebrau- chen seyn. Wir wollen dieses weiter probi- ren, zum Exempel, du findest im Gabelkofer ein bewährtes Pulver wider den Schlag, welches aus sehr hitzigen Sachen zusammen getragen worden, nun geschicht es, daß unversehens ein sehr Blut-reicher, wegen grosses Zorns, oder starcker Bewegniß vom Schlag getroffen, die- sem giebst du das gemeldte Schlag-Pulver, in Meynung, was gutes darmit zu verrichten, es erfolgt aber das Widerspiel, dieses Pulver be- beschleiniget die Reiß zu der Ewigkeit, da es doch einem andern eben in diesem Zustand sehr dienlich gewesen; was ist die Ursach dieses un- gleichen Ausganges, kein anderer, als daß der er- ste Patient einen Uberfluß des Geblüts gehabt, welches durch den Zorn oder starcke Bewegniß
noch
eine Sache gar nicht, als daß man ſie uͤbel ver- ſiehe, und dieſer uͤble Verſtand iſt die Urſache, daß in der Medicin ſo viel Stimplereyen, gleich wie in der Kirchen Ketzereyen entſtanden ſeyn, dahero Hildanus dergleichen teutſche Artzney- Buͤcher dem Poͤbel zu leſen voͤllig verbothen, und geſagt, daß derjenige eben ſo viel thut, als wann er Gifft einen Kinde in die Hand ſolte geben, welcher von Artzeneyen ein Buch be- ſchreibet, und nicht alle Urſachen und Umb- ſtaͤnde der Kranckheiten hinzuſetzet, wann, wo, wie, und in welcher Natur ſelbige zu gebrau- chen ſeyn. Wir wollen dieſes weiter probi- ren, zum Exempel, du findeſt im Gabelkofer ein bewaͤhrtes Pulver wider den Schlag, welches aus ſehr hitzigen Sachen zuſammen getragen worden, nun geſchicht es, daß unverſehens ein ſehr Blut-reicher, wegen groſſes Zorns, oder ſtarcker Bewegniß vom Schlag getroffen, die- ſem giebſt du das gemeldte Schlag-Pulver, in Meynung, was gutes darmit zu verrichten, es erfolgt aber das Widerſpiel, dieſes Pulver be- beſchleiniget die Reiß zu der Ewigkeit, da es doch einem andern eben in dieſem Zuſtand ſehr dienlich geweſen; was iſt die Urſach dieſes un- gleichen Ausganges, kein anderer, als daß der er- ſte Patient einen Uberfluß des Gebluͤts gehabt, welches durch den Zorn oder ſtarcke Bewegniß
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eine Sache gar nicht, als daß man ſie uͤbel ver-
ſiehe, und dieſer uͤble Verſtand iſt die Urſache,
daß in der Medicin ſo viel Stimplereyen, gleich
wie in der Kirchen Ketzereyen entſtanden ſeyn,
dahero Hildanus dergleichen teutſche Artzney-
Buͤcher dem Poͤbel zu leſen voͤllig verbothen,
und geſagt, daß derjenige eben ſo viel thut, als
wann er Gifft einen Kinde in die Hand ſolte
geben, welcher von Artzeneyen ein Buch be-
ſchreibet, und nicht alle Urſachen und Umb-
ſtaͤnde der Kranckheiten hinzuſetzet, wann, wo,
wie, und in welcher Natur ſelbige zu gebrau-
chen ſeyn. Wir wollen dieſes weiter probi-
ren, zum Exempel, du findeſt im Gabelkofer ein
bewaͤhrtes Pulver wider den Schlag, welches
aus ſehr hitzigen Sachen zuſammen getragen
worden, nun geſchicht es, daß unverſehens ein
ſehr Blut-reicher, wegen groſſes Zorns, oder
ſtarcker Bewegniß vom Schlag getroffen, die-
ſem giebſt du das gemeldte Schlag-Pulver, in
Meynung, was gutes darmit zu verrichten, es
erfolgt aber das Widerſpiel, dieſes Pulver be-
beſchleiniget die Reiß zu der Ewigkeit, da es
doch einem andern eben in dieſem Zuſtand ſehr
dienlich geweſen; was iſt die Urſach dieſes un-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1034. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1050>, abgerufen am 22.11.2024.
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