Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

gierig geschmaucht hat, habe er alsbald nach
seinen Tode das Gehirne geöffnet, allein, we-
der einige Schwärtze, noch einig Merckmahl
eines Dunstes daselbst verspüren können:
Wohl aber wertheste Eusebia, ist er denen
Lungen schädlich, und hat uns die Erfahrung
deswegen unterschiedene Exempel vorgestellt.
Allein! replicirte Eusebia, Monsr. Thierhold
wird mir doch zugestehen, daß diese Taback-
Schmäucher Schwindel, Ermattung der
Glieder und allerhand verdrießliche Zufälle
erdulden müssen. Das ist wahr, hold-seelig-
ste Frau Eusebia, antwortete Thierhold, allein
das kommt her aus den unmäßigen Gebrauch,
und bey denen Ungewohnten, die den Taback
so lange schmauchen, bis der Speichel, welcher
den Magen in der Verdauung die beste Be-
förderung giebt, als ein Crystallen-Wasser,
zum Munde ausfleust, weil so dann auch das
Orificium Ventriculi oder des Magens
Mund-Loch, und die daselbst herumb-liegen-
de Nerven sehr geschwächt werden, so entste-
het denn per consensum verwandschaffts
halben, Ubelkeit, Schwindel des Haupts,
Ermattung der Glieder und andern Ungele-
genheiten mehr, bevoraus, wann man noch
den abgehenden Speichel mit vielen Bier-güs-
sen ersetzet, und mit dererley Unrath den Ma-

gen

gierig geſchmaucht hat, habe er alsbald nach
ſeinen Tode das Gehirne geoͤffnet, allein, we-
der einige Schwaͤrtze, noch einig Merckmahl
eines Dunſtes daſelbſt verſpuͤren koͤnnen:
Wohl aber wertheſte Euſebia, iſt er denen
Lungen ſchaͤdlich, und hat uns die Erfahrung
deswegen unterſchiedene Exempel vorgeſtellt.
Allein! replicirte Euſebia, Monſr. Thierhold
wird mir doch zugeſtehen, daß dieſe Taback-
Schmaͤucher Schwindel, Ermattung der
Glieder und allerhand verdrießliche Zufaͤlle
erdulden muͤſſen. Das iſt wahr, hold-ſeelig-
ſte Frau Euſebia, antwortete Thierhold, allein
das kommt her aus den unmaͤßigen Gebrauch,
und bey denen Ungewohnten, die den Taback
ſo lange ſchmauchen, bis der Speichel, welcher
den Magen in der Verdauung die beſte Be-
foͤrderung giebt, als ein Cryſtallen-Waſſer,
zum Munde ausfleuſt, weil ſo dann auch das
Orificium Ventriculi oder des Magens
Mund-Loch, und die daſelbſt herumb-liegen-
de Nerven ſehr geſchwaͤcht werden, ſo entſte-
het denn per conſenſum verwandſchaffts
halben, Ubelkeit, Schwindel des Haupts,
Ermattung der Glieder und andern Ungele-
genheiten mehr, bevoraus, wann man noch
den abgehenden Speichel mit vielen Bier-guͤſ-
ſen erſetzet, und mit dererley Unrath den Ma-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0106" n="90"/>
gierig ge&#x017F;chmaucht hat, habe er alsbald nach<lb/>
&#x017F;einen Tode das Gehirne geo&#x0364;ffnet, allein, we-<lb/>
der einige Schwa&#x0364;rtze, noch einig Merckmahl<lb/>
eines Dun&#x017F;tes da&#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;pu&#x0364;ren ko&#x0364;nnen:<lb/>
Wohl aber werthe&#x017F;te <hi rendition="#aq">Eu&#x017F;ebia,</hi> i&#x017F;t er denen<lb/>
Lungen &#x017F;cha&#x0364;dlich, und hat uns die Erfahrung<lb/>
deswegen unter&#x017F;chiedene Exempel vorge&#x017F;tellt.<lb/>
Allein! <hi rendition="#aq">replici</hi>rte <hi rendition="#aq">Eu&#x017F;ebia, Mon&#x017F;r.</hi> Thierhold<lb/>
wird mir doch zuge&#x017F;tehen, daß die&#x017F;e Taback-<lb/>
Schma&#x0364;ucher Schwindel, Ermattung der<lb/>
Glieder und allerhand verdrießliche Zufa&#x0364;lle<lb/>
erdulden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Das i&#x017F;t wahr, hold-&#x017F;eelig-<lb/>
&#x017F;te Frau <hi rendition="#aq">Eu&#x017F;ebia,</hi> antwortete Thierhold, allein<lb/>
das kommt her aus den unma&#x0364;ßigen Gebrauch,<lb/>
und bey denen Ungewohnten, die den Taback<lb/>
&#x017F;o lange &#x017F;chmauchen, bis der Speichel, welcher<lb/>
den Magen in der Verdauung die be&#x017F;te Be-<lb/>
fo&#x0364;rderung giebt, als ein Cry&#x017F;tallen-Wa&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
zum Munde ausfleu&#x017F;t, weil &#x017F;o dann auch das<lb/><hi rendition="#aq">Orificium Ventriculi</hi> oder des Magens<lb/>
Mund-Loch, und die da&#x017F;elb&#x017F;t herumb-liegen-<lb/>
de Nerven &#x017F;ehr ge&#x017F;chwa&#x0364;cht werden, &#x017F;o ent&#x017F;te-<lb/>
het denn <hi rendition="#aq">per con&#x017F;en&#x017F;um</hi> verwand&#x017F;chaffts<lb/>
halben, Ubelkeit, Schwindel des Haupts,<lb/>
Ermattung der Glieder und andern Ungele-<lb/>
genheiten mehr, bevoraus, wann man noch<lb/>
den abgehenden Speichel mit vielen Bier-gu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en er&#x017F;etzet, und mit dererley Unrath den Ma-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0106] gierig geſchmaucht hat, habe er alsbald nach ſeinen Tode das Gehirne geoͤffnet, allein, we- der einige Schwaͤrtze, noch einig Merckmahl eines Dunſtes daſelbſt verſpuͤren koͤnnen: Wohl aber wertheſte Euſebia, iſt er denen Lungen ſchaͤdlich, und hat uns die Erfahrung deswegen unterſchiedene Exempel vorgeſtellt. Allein! replicirte Euſebia, Monſr. Thierhold wird mir doch zugeſtehen, daß dieſe Taback- Schmaͤucher Schwindel, Ermattung der Glieder und allerhand verdrießliche Zufaͤlle erdulden muͤſſen. Das iſt wahr, hold-ſeelig- ſte Frau Euſebia, antwortete Thierhold, allein das kommt her aus den unmaͤßigen Gebrauch, und bey denen Ungewohnten, die den Taback ſo lange ſchmauchen, bis der Speichel, welcher den Magen in der Verdauung die beſte Be- foͤrderung giebt, als ein Cryſtallen-Waſſer, zum Munde ausfleuſt, weil ſo dann auch das Orificium Ventriculi oder des Magens Mund-Loch, und die daſelbſt herumb-liegen- de Nerven ſehr geſchwaͤcht werden, ſo entſte- het denn per conſenſum verwandſchaffts halben, Ubelkeit, Schwindel des Haupts, Ermattung der Glieder und andern Ungele- genheiten mehr, bevoraus, wann man noch den abgehenden Speichel mit vielen Bier-guͤſ- ſen erſetzet, und mit dererley Unrath den Ma- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/106
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/106>, abgerufen am 21.11.2024.