Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

ihr mangele, wann sie verderbt worden, und wie
sie wiederumb in vorigen Stand zu bringen sey.
Eine solche künstliche Uhr ist warhafftig der
Menschliche Leib, welchen der höchste und
künstlichste Meister selbsten der allmächtige
GOtt im Paradeiß gantz vollkommen verferti-
get; Das Hertz ist in dieser Göttlichen Uhr die
Unruhe, die Blut-Adern, Puls-Adern, Milch-
Adern, Wasser-Adern, Spann-Adern seyn die
subtilen Räder; das Angesicht ist der Zeiger,
welches die Complexiones, Zorn, Lieb,
Schamhafftigkeit, Melancholey, Gesund-und
Kranckheit anderen andeutet; Der Magen
vergleichet sich mit dem Gewicht, welches alle
24. Stunden auffs wenigste muß 2. mahl auf-
gezogen werden, wofern nicht das gantze Uhr-
werck soll zu Grunde gehen, wie subtil nun die-
ses Kunst-Stück ist zusammen gesetzet, so unbe-
ständig ist es auch in seinem Lauff, und wird
leyder nur gar zu offt wegen eines Tropffen
Gall oder Schleim, so in unrechten Qrth kom-
men, oder wegen einer kalten Lufft zurück ge-
hen/ ja wohl gar stehen bleiben, und dennoch
wird alles einen unerfahrnen Artzney-Affen
anvertraut, diese Göttliche Uhr wiederumb in
guten Stand zu bringen, unangesehen er so we-
nig, als ein einfältiger Bauer weiß, wie das Jn-
nerliche beschaffen sey, was nun solches Affen-

Ge-

ihr mangele, wann ſie verderbt worden, und wie
ſie wiederumb in vorigen Stand zu bringen ſey.
Eine ſolche kuͤnſtliche Uhr iſt warhafftig der
Menſchliche Leib, welchen der hoͤchſte und
kuͤnſtlichſte Meiſter ſelbſten der allmaͤchtige
GOtt im Paradeiß gantz vollkommen verferti-
get; Das Hertz iſt in dieſer Goͤttlichen Uhr die
Unruhe, die Blut-Adern, Puls-Adern, Milch-
Adern, Waſſer-Adern, Spann-Adeꝛn ſeyn die
ſubtilen Raͤder; das Angeſicht iſt der Zeiger,
welches die Complexiones, Zorn, Lieb,
Schamhafftigkeit, Melancholey, Geſund-und
Kranckheit anderen andeutet; Der Magen
vergleichet ſich mit dem Gewicht, welches alle
24. Stunden auffs wenigſte muß 2. mahl auf-
gezogen werden, wofern nicht das gantze Uhr-
werck ſoll zu Grunde gehen, wie ſubtil nun die-
ſes Kunſt-Stuͤck iſt zuſammen geſetzet, ſo unbe-
ſtaͤndig iſt es auch in ſeinem Lauff, und wird
leyder nur gar zu offt wegen eines Tropffen
Gall oder Schleim, ſo in unrechten Qrth kom-
men, oder wegen einer kalten Lufft zuruͤck ge-
hen/ ja wohl gar ſtehen bleiben, und dennoch
wird alles einen unerfahrnen Artzney-Affen
anvertraut, dieſe Goͤttliche Uhr wiederumb in
guten Stand zu bringen, unangeſehen er ſo we-
nig, als ein einfaͤltiger Bauer weiß, wie das Jn-
nerliche beſchaffen ſey, was nun ſolches Affen-

Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f1071" n="1055"/>
ihr mangele, wann &#x017F;ie verderbt worden, und wie<lb/>
&#x017F;ie wiederumb in vorigen Stand zu bringen &#x017F;ey.<lb/>
Eine &#x017F;olche ku&#x0364;n&#x017F;tliche Uhr i&#x017F;t warhafftig der<lb/>
Men&#x017F;chliche Leib, welchen der ho&#x0364;ch&#x017F;te und<lb/>
ku&#x0364;n&#x017F;tlich&#x017F;te Mei&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;ten der allma&#x0364;chtige<lb/>
GOtt im Paradeiß gantz vollkommen verferti-<lb/>
get; Das Hertz i&#x017F;t in die&#x017F;er Go&#x0364;ttlichen Uhr die<lb/>
Unruhe, die Blut-Adern, Puls-Adern, Milch-<lb/>
Adern, Wa&#x017F;&#x017F;er-Adern, Spann-Ade&#xA75B;n &#x017F;eyn die<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ubtil</hi>en Ra&#x0364;der; das Ange&#x017F;icht i&#x017F;t der Zeiger,<lb/>
welches die <hi rendition="#aq">Complexiones,</hi> Zorn, Lieb,<lb/>
Schamhafftigkeit, Melancholey, Ge&#x017F;und-und<lb/>
Kranckheit anderen andeutet; Der Magen<lb/>
vergleichet &#x017F;ich mit dem Gewicht, welches alle<lb/>
24. Stunden auffs wenig&#x017F;te muß 2. mahl auf-<lb/>
gezogen werden, wofern nicht das gantze Uhr-<lb/>
werck &#x017F;oll zu Grunde gehen, wie <hi rendition="#aq">&#x017F;ubtil</hi> nun die-<lb/>
&#x017F;es Kun&#x017F;t-Stu&#x0364;ck i&#x017F;t zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzet, &#x017F;o unbe-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig i&#x017F;t es auch in &#x017F;einem Lauff, und wird<lb/>
leyder nur gar zu offt wegen eines Tropffen<lb/>
Gall oder Schleim, &#x017F;o in unrechten Qrth kom-<lb/>
men, oder wegen einer kalten Lufft zuru&#x0364;ck ge-<lb/>
hen/ ja wohl gar &#x017F;tehen bleiben, und dennoch<lb/>
wird alles einen unerfahrnen Artzney-Affen<lb/>
anvertraut, die&#x017F;e Go&#x0364;ttliche Uhr wiederumb in<lb/>
guten Stand zu bringen, unange&#x017F;ehen er &#x017F;o we-<lb/>
nig, als ein einfa&#x0364;ltiger Bauer weiß, wie das Jn-<lb/>
nerliche be&#x017F;chaffen &#x017F;ey, was nun &#x017F;olches Affen-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1055/1071] ihr mangele, wann ſie verderbt worden, und wie ſie wiederumb in vorigen Stand zu bringen ſey. Eine ſolche kuͤnſtliche Uhr iſt warhafftig der Menſchliche Leib, welchen der hoͤchſte und kuͤnſtlichſte Meiſter ſelbſten der allmaͤchtige GOtt im Paradeiß gantz vollkommen verferti- get; Das Hertz iſt in dieſer Goͤttlichen Uhr die Unruhe, die Blut-Adern, Puls-Adern, Milch- Adern, Waſſer-Adern, Spann-Adeꝛn ſeyn die ſubtilen Raͤder; das Angeſicht iſt der Zeiger, welches die Complexiones, Zorn, Lieb, Schamhafftigkeit, Melancholey, Geſund-und Kranckheit anderen andeutet; Der Magen vergleichet ſich mit dem Gewicht, welches alle 24. Stunden auffs wenigſte muß 2. mahl auf- gezogen werden, wofern nicht das gantze Uhr- werck ſoll zu Grunde gehen, wie ſubtil nun die- ſes Kunſt-Stuͤck iſt zuſammen geſetzet, ſo unbe- ſtaͤndig iſt es auch in ſeinem Lauff, und wird leyder nur gar zu offt wegen eines Tropffen Gall oder Schleim, ſo in unrechten Qrth kom- men, oder wegen einer kalten Lufft zuruͤck ge- hen/ ja wohl gar ſtehen bleiben, und dennoch wird alles einen unerfahrnen Artzney-Affen anvertraut, dieſe Goͤttliche Uhr wiederumb in guten Stand zu bringen, unangeſehen er ſo we- nig, als ein einfaͤltiger Bauer weiß, wie das Jn- nerliche beſchaffen ſey, was nun ſolches Affen- Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1071
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1055. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1071>, abgerufen am 22.11.2024.