Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.anjetzo möchte gereichet werden, wolte ich um hoch-geneigte Erlaubniß bitten, zumahln die schöne Abend-Röthe mich anlocket den Herrn Vater eine kleine Arie in solche zu singen, Eckarth befahl seinen Diener alsbald die Laute zu holen, und nachdem sie Gotthart empfangen und gestimmet hatte, fieng er folgende Arie in dieselbe, selbst schlagend zu singen an: I. Sey stille Mensch laß deinen Schöpffersorgen/ Der heute dich getränckt/ der speiß't dich Morgen/ Du kanst fast mehr als Garben Menschen zehlen. Doch muß es keinem nicht an Bro- dte fehlen. II. Offt pflegt ein Stücklein Brodt so großzu werden/ Daß es viel Menschen nährt auf dieser Erden/ Füllt heut ein wenig Meel nur einen Löffel/ Getrost! den Morgen drauff gehts kaum in Scheffel. III. Kan ich mit Maltern nicht den Bodenfüllen/ Es J
anjetzo moͤchte gereichet werden, wolte ich um hoch-geneigte Erlaubniß bitten, zumahln die ſchoͤne Abend-Roͤthe mich anlocket den Herrn Vater eine kleine Arie in ſolche zu ſingen, Eckarth befahl ſeinen Diener alsbald die Laute zu holen, und nachdem ſie Gotthart empfangen und geſtimmet hatte, fieng er folgende Arie in dieſelbe, ſelbſt ſchlagend zu ſingen an: I. Sey ſtille Menſch laß deinen Schoͤpfferſorgen/ Der heute dich getraͤnckt/ der ſpeiß’t dich Morgen/ Du kanſt faſt mehr als Garben Menſchen zehlen. Doch muß es keinem nicht an Bro- dte fehlen. II. Offt pflegt ein Stuͤcklein Brodt ſo großzu werden/ Daß es viel Menſchen naͤhrt auf dieſer Erden/ Fuͤllt heut ein wenig Meel nur einen Loͤffel/ Getroſt! den Morgen drauff gehts kaum in Scheffel. III. Kan ich mit Maltern nicht den Bodenfuͤllen/ Es J
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anjetzo moͤchte gereichet werden, wolte ich um
hoch-geneigte Erlaubniß bitten, zumahln die
ſchoͤne Abend-Roͤthe mich anlocket den Herrn
Vater eine kleine Arie in ſolche zu ſingen,
Eckarth befahl ſeinen Diener alsbald die Laute
zu holen, und nachdem ſie Gotthart empfangen
und geſtimmet hatte, fieng er folgende Arie in
dieſelbe, ſelbſt ſchlagend zu ſingen an:
I.
Sey ſtille Menſch laß deinen Schoͤpffer
ſorgen/
Der heute dich getraͤnckt/ der ſpeiß’t dich
Morgen/
Du kanſt faſt mehr als Garben
Menſchen zehlen.
Doch muß es keinem nicht an Bro-
dte fehlen.
II.
Offt pflegt ein Stuͤcklein Brodt ſo groß
zu werden/
Daß es viel Menſchen naͤhrt auf dieſer
Erden/
Fuͤllt heut ein wenig Meel nur einen
Loͤffel/
Getroſt! den Morgen drauff gehts
kaum in Scheffel.
III.
Kan ich mit Maltern nicht den Boden
fuͤllen/
Es
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