men, war gleich Jahr-Marckt, woselbst un- terschiedene Qvacksalber ihre Sachen aufs be- ste herausstrichen, unter welchen zwey fast zu Schlägen kommen wären, indem immer einer des andern Wahre verachtete; wann diesem Unheil zu steuren ein Stadt-Rath ihnen einige Uneinigkeit zu machen nicht bey Straffe ver- bothen hätte. Unter denen war einer, der wolte vor andere was sonderliches seyn, hatte viel Leuthe, und womit er das Volck an sich lockte, machte er nach Verkauffung seiner Medicamente denenselben allezeit ein Lust- oder Nach-Spiel. Er gab eine Artzeney aus, die nannte er, Mors mortorum, oder der Kranckheiten Todt. Dieser Marckt-Schrey- er logirte eben in dem Wirthshause, wo unse- re Reisende auch eingekehret waren, er gab ein Paqvetlein vor 2. Groschen, und davon mu- ste er so viel Volcks erhalten. Dieser Mann, dem Ansehen nach corpulent und wohl Ge- stalt, nachdem er seinen Kram gehalten hatte, speisete nebenst seiner Ehe-Frau mit an des Wirths Tisch. Eckarth suchte offt Gelegen- heit mit ihme zu reden, dem er auf alle seine Fragen mit einer sonderbahren Bescheidenheit antwortete; Wie endlich Eckarth verspührte, daß dieser Land-Artzt ein Liebhaber des Ta- backs war, sprach er, nachdem er von Tisch
auf-
O 2
men, war gleich Jahr-Marckt, woſelbſt un- terſchiedene Qvackſalber ihre Sachen aufs be- ſte herausſtrichen, unter welchen zwey faſt zu Schlaͤgen kommen waͤren, indem immer einer des andern Wahre verachtete; wann dieſem Unheil zu ſteuren ein Stadt-Rath ihnen einige Uneinigkeit zu machen nicht bey Straffe ver- bothen haͤtte. Unter denen war einer, der wolte vor andere was ſonderliches ſeyn, hatte viel Leuthe, und womit er das Volck an ſich lockte, machte er nach Verkauffung ſeiner Medicamente denenſelben allezeit ein Luſt- oder Nach-Spiel. Er gab eine Artzeney aus, die nannte er, Mors mortorum, oder der Kranckheiten Todt. Dieſer Marckt-Schrey- er logirte eben in dem Wirthshauſe, wo unſe- re Reiſende auch eingekehret waren, er gab ein Paqvetlein vor 2. Groſchen, und davon mu- ſte er ſo viel Volcks erhalten. Dieſer Mann, dem Anſehen nach corpulent und wohl Ge- ſtalt, nachdem er ſeinen Kram gehalten hatte, ſpeiſete nebenſt ſeiner Ehe-Frau mit an des Wirths Tiſch. Eckarth ſuchte offt Gelegen- heit mit ihme zu reden, dem er auf alle ſeine Fragen mit einer ſonderbahren Beſcheidenheit antwortete; Wie endlich Eckarth verſpuͤhrte, daß dieſer Land-Artzt ein Liebhaber des Ta- backs war, ſprach er, nachdem er von Tiſch
auf-
O 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0227"n="211"/>
men, war gleich Jahr-Marckt, woſelbſt un-<lb/>
terſchiedene Qvackſalber ihre Sachen aufs be-<lb/>ſte herausſtrichen, unter welchen zwey faſt zu<lb/>
Schlaͤgen kommen waͤren, indem immer einer<lb/>
des andern Wahre verachtete; wann dieſem<lb/>
Unheil zu ſteuren ein Stadt-Rath ihnen einige<lb/>
Uneinigkeit zu machen nicht bey Straffe ver-<lb/>
bothen haͤtte. Unter denen war einer, der<lb/>
wolte vor andere was ſonderliches ſeyn, hatte<lb/>
viel Leuthe, und womit er das Volck an ſich<lb/>
lockte, machte er nach Verkauffung ſeiner<lb/><hirendition="#aq">Medicament</hi>e denenſelben allezeit ein Luſt-<lb/>
oder Nach-Spiel. Er gab eine Artzeney aus,<lb/>
die nannte er, <hirendition="#aq">Mors mortorum,</hi> oder der<lb/>
Kranckheiten Todt. Dieſer Marckt-Schrey-<lb/>
er <hirendition="#aq">logi</hi>rte eben in dem Wirthshauſe, wo unſe-<lb/>
re Reiſende auch eingekehret waren, er gab ein<lb/>
Paqvetlein vor 2. Groſchen, und davon mu-<lb/>ſte er ſo viel Volcks erhalten. Dieſer Mann,<lb/>
dem Anſehen nach <hirendition="#aq">corpulent</hi> und wohl Ge-<lb/>ſtalt, nachdem er ſeinen Kram gehalten hatte,<lb/>ſpeiſete nebenſt ſeiner Ehe-Frau mit an des<lb/>
Wirths Tiſch. Eckarth ſuchte offt Gelegen-<lb/>
heit mit ihme zu reden, dem er auf alle ſeine<lb/>
Fragen mit einer ſonderbahren Beſcheidenheit<lb/>
antwortete; Wie endlich Eckarth verſpuͤhrte,<lb/>
daß dieſer Land-Artzt ein Liebhaber des Ta-<lb/>
backs war, ſprach er, nachdem er von Tiſch<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">auf-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[211/0227]
men, war gleich Jahr-Marckt, woſelbſt un-
terſchiedene Qvackſalber ihre Sachen aufs be-
ſte herausſtrichen, unter welchen zwey faſt zu
Schlaͤgen kommen waͤren, indem immer einer
des andern Wahre verachtete; wann dieſem
Unheil zu ſteuren ein Stadt-Rath ihnen einige
Uneinigkeit zu machen nicht bey Straffe ver-
bothen haͤtte. Unter denen war einer, der
wolte vor andere was ſonderliches ſeyn, hatte
viel Leuthe, und womit er das Volck an ſich
lockte, machte er nach Verkauffung ſeiner
Medicamente denenſelben allezeit ein Luſt-
oder Nach-Spiel. Er gab eine Artzeney aus,
die nannte er, Mors mortorum, oder der
Kranckheiten Todt. Dieſer Marckt-Schrey-
er logirte eben in dem Wirthshauſe, wo unſe-
re Reiſende auch eingekehret waren, er gab ein
Paqvetlein vor 2. Groſchen, und davon mu-
ſte er ſo viel Volcks erhalten. Dieſer Mann,
dem Anſehen nach corpulent und wohl Ge-
ſtalt, nachdem er ſeinen Kram gehalten hatte,
ſpeiſete nebenſt ſeiner Ehe-Frau mit an des
Wirths Tiſch. Eckarth ſuchte offt Gelegen-
heit mit ihme zu reden, dem er auf alle ſeine
Fragen mit einer ſonderbahren Beſcheidenheit
antwortete; Wie endlich Eckarth verſpuͤhrte,
daß dieſer Land-Artzt ein Liebhaber des Ta-
backs war, ſprach er, nachdem er von Tiſch
auf-
O 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/227>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.