Wohl denn Martin, wir sehen es wohl nicht gerne, replicirte Eckarth, allein wer kan vor Unglück, GOtt gebe bald Besserung, da trinckt einmahl; nachdem der Kutscher ge- truncken hatte/ bedanckte er sich, sagende: Die Herren seyn nicht unwillig, es ist mir selbst nicht lieb, ich werde schon zusehen, daß ich es wieder einbringe. Gut, gut Martin, ver- setzte Eckarth, gehet in GOttes Nahmen. Hierauff machten unsere drey Herren Feyer- Abend, giengen zu Bette, und erwarteten den Morgen mit Verlangen. Weil nun der Qvacksalber öffentlich verhöret wurde, gien- gen unsere Reisende mit dem Wirth umb seine Entschuldigung zu hören/ aufs Rathhauß. Als er nun bekennen solte, was er den verstor- benen Kinde gegeben, und wovor es hätte helf- fen sollen? Antwortete er, es wäre nichts an- ders, als ein wenig geleuterte Kreide mit Schweffel und Bolus vermischet, und er hät- te es dem Kinde vor den Steck-Fluß gegeben. Der Physicus der gegenwärtig war, sagte: Jhr leichtfertiger Mensch! da ihr eine Sache nicht verstehet, sollet ihr solches zu thun euch nicht unterwinden. Ferner, wurde er befra- get: Was er vor Pillen verkauffte? und wie er sie zurichtete? Gestrenge Herren antwor- tete er; Jch nehme Kirsch-Muß, darunter
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Wohl denn Martin, wir ſehen es wohl nicht gerne, replicirte Eckarth, allein wer kan vor Ungluͤck, GOtt gebe bald Beſſerung, da trinckt einmahl; nachdem der Kutſcher ge- truncken hatte/ bedanckte er ſich, ſagende: Die Herren ſeyn nicht unwillig, es iſt mir ſelbſt nicht lieb, ich werde ſchon zuſehen, daß ich es wieder einbringe. Gut, gut Martin, ver- ſetzte Eckarth, gehet in GOttes Nahmen. Hierauff machten unſere drey Herren Feyer- Abend, giengen zu Bette, und erwarteten den Morgen mit Verlangen. Weil nun der Qvackſalber oͤffentlich verhoͤret wurde, gien- gen unſere Reiſende mit dem Wirth umb ſeine Entſchuldigung zu hoͤren/ aufs Rathhauß. Als er nun bekennen ſolte, was er den verſtor- benen Kinde gegeben, und wovor es haͤtte helf- fen ſollen? Antwortete er, es waͤre nichts an- ders, als ein wenig geleuterte Kreide mit Schweffel und Bolus vermiſchet, und er haͤt- te es dem Kinde vor den Steck-Fluß gegeben. Der Phyſicus der gegenwaͤrtig war, ſagte: Jhr leichtfertiger Menſch! da ihr eine Sache nicht verſtehet, ſollet ihr ſolches zu thun euch nicht unterwinden. Ferner, wurde er befra- get: Was er vor Pillen verkauffte? und wie er ſie zurichtete? Geſtrenge Herren antwor- tete er; Jch nehme Kirſch-Muß, darunter
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Wohl denn Martin, wir ſehen es wohl nicht
gerne, replicirte Eckarth, allein wer kan vor
Ungluͤck, GOtt gebe bald Beſſerung, da
trinckt einmahl; nachdem der Kutſcher ge-
truncken hatte/ bedanckte er ſich, ſagende: Die
Herren ſeyn nicht unwillig, es iſt mir ſelbſt
nicht lieb, ich werde ſchon zuſehen, daß ich es
wieder einbringe. Gut, gut Martin, ver-
ſetzte Eckarth, gehet in GOttes Nahmen.
Hierauff machten unſere drey Herren Feyer-
Abend, giengen zu Bette, und erwarteten
den Morgen mit Verlangen. Weil nun der
Qvackſalber oͤffentlich verhoͤret wurde, gien-
gen unſere Reiſende mit dem Wirth umb ſeine
Entſchuldigung zu hoͤren/ aufs Rathhauß.
Als er nun bekennen ſolte, was er den verſtor-
benen Kinde gegeben, und wovor es haͤtte helf-
fen ſollen? Antwortete er, es waͤre nichts an-
ders, als ein wenig geleuterte Kreide mit
Schweffel und Bolus vermiſchet, und er haͤt-
te es dem Kinde vor den Steck-Fluß gegeben.
Der Phyſicus der gegenwaͤrtig war, ſagte:
Jhr leichtfertiger Menſch! da ihr eine Sache
nicht verſtehet, ſollet ihr ſolches zu thun euch
nicht unterwinden. Ferner, wurde er befra-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/233>, abgerufen am 21.11.2024.
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