Bürgermeister, warte! wir wollen deinen Ca- meraden auch her holen lassen, und befahl den Marcktmeister, denen Knechten mit zu geben, daß sie den andern Qvacksalber alsbald suchen und mitbringen solten. Allein wie er gesucht wurde, war er über alle Berge, und nirgend anzutreffen. Jndem war unter denen Zu- schauern ein frembder Mann, der bath umb Erlaubniß etliche Worte vorzutragen. Es wurde ihm erlaubet; darauff fieng er an: Ed- le Herren ich bin ein Bürger und Schuster aus Thoren in Preussen, wie dieser Land-Be- trüger seinen Kram daselbst aufgerichtet hatte, ließ er bey uns Stadt-Schustern und Mei- stern insgesammt, wie auch bey denen Jahr- Marckts-Gästen allerley eintzelne Schuhe holen, wer solte gebencken daß ein solcher Großsprecher einen solchen Betrug bey sich führen solte! nachdem er nun eine ziemliche Menge beysammen hatte, entwischte er/ und niemand bekam seine Schuhe wieder, hatten wir also doppelten Schaden, worüber die Zu- hörer lachen musten; Der Bürgermeister fragte ihn, ob er Vorgebrachtes zugestünde? dieser bejahete es alsbald, sagende: Der Schuster hätte recht. Darauff wurde er be- fraget, wie er denn ihme die Schuhe zu Nutze gemacht hätte? antwortete er, aus vielen ist
gut
Buͤrgermeiſter, warte! wir wollen deinen Ca- meraden auch her holen laſſen, und befahl den Marcktmeiſter, denen Knechten mit zu geben, daß ſie den andern Qvackſalber alsbald ſuchen und mitbringen ſolten. Allein wie er geſucht wurde, war er uͤber alle Berge, und nirgend anzutreffen. Jndem war unter denen Zu- ſchauern ein frembder Mann, der bath umb Erlaubniß etliche Worte vorzutragen. Es wurde ihm erlaubet; darauff fieng er an: Ed- le Herren ich bin ein Buͤrger und Schuſter aus Thoren in Preuſſen, wie dieſer Land-Be- truͤger ſeinen Kram daſelbſt aufgerichtet hatte, ließ er bey uns Stadt-Schuſtern und Mei- ſtern insgeſammt, wie auch bey denen Jahr- Marckts-Gaͤſten allerley eintzelne Schuhe holen, wer ſolte gebencken daß ein ſolcher Großſprecher einen ſolchen Betrug bey ſich fuͤhren ſolte! nachdem er nun eine ziemliche Menge beyſammen hatte, entwiſchte er/ und niemand bekam ſeine Schuhe wieder, hatten wir alſo doppelten Schaden, woruͤber die Zu- hoͤrer lachen muſten; Der Buͤrgermeiſter fragte ihn, ob er Vorgebrachtes zugeſtuͤnde? dieſer bejahete es alsbald, ſagende: Der Schuſter haͤtte recht. Darauff wurde er be- fraget, wie er denn ihme die Schuhe zu Nutze gemacht haͤtte? antwortete er, aus vielen iſt
gut
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0235"n="219"/>
Buͤrgermeiſter, warte! wir wollen deinen Ca-<lb/>
meraden auch her holen laſſen, und befahl den<lb/>
Marcktmeiſter, denen Knechten mit zu geben,<lb/>
daß ſie den andern Qvackſalber alsbald ſuchen<lb/>
und mitbringen ſolten. Allein wie er geſucht<lb/>
wurde, war er uͤber alle Berge, und nirgend<lb/>
anzutreffen. Jndem war unter denen Zu-<lb/>ſchauern ein frembder Mann, der bath umb<lb/>
Erlaubniß etliche Worte vorzutragen. Es<lb/>
wurde ihm erlaubet; darauff fieng er an: Ed-<lb/>
le Herren ich bin ein Buͤrger und Schuſter<lb/>
aus Thoren in Preuſſen, wie dieſer Land-Be-<lb/>
truͤger ſeinen Kram daſelbſt aufgerichtet hatte,<lb/>
ließ er bey uns Stadt-Schuſtern und Mei-<lb/>ſtern insgeſammt, wie auch bey denen Jahr-<lb/>
Marckts-Gaͤſten allerley eintzelne Schuhe<lb/>
holen, wer ſolte gebencken daß ein ſolcher<lb/>
Großſprecher einen ſolchen Betrug bey ſich<lb/>
fuͤhren ſolte! nachdem er nun eine ziemliche<lb/>
Menge beyſammen hatte, entwiſchte er/ und<lb/>
niemand bekam ſeine Schuhe wieder, hatten<lb/>
wir alſo doppelten Schaden, woruͤber die Zu-<lb/>
hoͤrer lachen muſten; Der Buͤrgermeiſter<lb/>
fragte ihn, ob er Vorgebrachtes zugeſtuͤnde?<lb/>
dieſer bejahete es alsbald, ſagende: Der<lb/>
Schuſter haͤtte recht. Darauff wurde er be-<lb/>
fraget, wie er denn ihme die Schuhe zu Nutze<lb/>
gemacht haͤtte? antwortete er, aus vielen iſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gut</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[219/0235]
Buͤrgermeiſter, warte! wir wollen deinen Ca-
meraden auch her holen laſſen, und befahl den
Marcktmeiſter, denen Knechten mit zu geben,
daß ſie den andern Qvackſalber alsbald ſuchen
und mitbringen ſolten. Allein wie er geſucht
wurde, war er uͤber alle Berge, und nirgend
anzutreffen. Jndem war unter denen Zu-
ſchauern ein frembder Mann, der bath umb
Erlaubniß etliche Worte vorzutragen. Es
wurde ihm erlaubet; darauff fieng er an: Ed-
le Herren ich bin ein Buͤrger und Schuſter
aus Thoren in Preuſſen, wie dieſer Land-Be-
truͤger ſeinen Kram daſelbſt aufgerichtet hatte,
ließ er bey uns Stadt-Schuſtern und Mei-
ſtern insgeſammt, wie auch bey denen Jahr-
Marckts-Gaͤſten allerley eintzelne Schuhe
holen, wer ſolte gebencken daß ein ſolcher
Großſprecher einen ſolchen Betrug bey ſich
fuͤhren ſolte! nachdem er nun eine ziemliche
Menge beyſammen hatte, entwiſchte er/ und
niemand bekam ſeine Schuhe wieder, hatten
wir alſo doppelten Schaden, woruͤber die Zu-
hoͤrer lachen muſten; Der Buͤrgermeiſter
fragte ihn, ob er Vorgebrachtes zugeſtuͤnde?
dieſer bejahete es alsbald, ſagende: Der
Schuſter haͤtte recht. Darauff wurde er be-
fraget, wie er denn ihme die Schuhe zu Nutze
gemacht haͤtte? antwortete er, aus vielen iſt
gut
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/235>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.