Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Bürgermeister, warte! wir wollen deinen Ca-
meraden auch her holen lassen, und befahl den
Marcktmeister, denen Knechten mit zu geben,
daß sie den andern Qvacksalber alsbald suchen
und mitbringen solten. Allein wie er gesucht
wurde, war er über alle Berge, und nirgend
anzutreffen. Jndem war unter denen Zu-
schauern ein frembder Mann, der bath umb
Erlaubniß etliche Worte vorzutragen. Es
wurde ihm erlaubet; darauff fieng er an: Ed-
le Herren ich bin ein Bürger und Schuster
aus Thoren in Preussen, wie dieser Land-Be-
trüger seinen Kram daselbst aufgerichtet hatte,
ließ er bey uns Stadt-Schustern und Mei-
stern insgesammt, wie auch bey denen Jahr-
Marckts-Gästen allerley eintzelne Schuhe
holen, wer solte gebencken daß ein solcher
Großsprecher einen solchen Betrug bey sich
führen solte! nachdem er nun eine ziemliche
Menge beysammen hatte, entwischte er/ und
niemand bekam seine Schuhe wieder, hatten
wir also doppelten Schaden, worüber die Zu-
hörer lachen musten; Der Bürgermeister
fragte ihn, ob er Vorgebrachtes zugestünde?
dieser bejahete es alsbald, sagende: Der
Schuster hätte recht. Darauff wurde er be-
fraget, wie er denn ihme die Schuhe zu Nutze
gemacht hätte? antwortete er, aus vielen ist

gut

Buͤrgermeiſter, warte! wir wollen deinen Ca-
meraden auch her holen laſſen, und befahl den
Marcktmeiſter, denen Knechten mit zu geben,
daß ſie den andern Qvackſalber alsbald ſuchen
und mitbringen ſolten. Allein wie er geſucht
wurde, war er uͤber alle Berge, und nirgend
anzutreffen. Jndem war unter denen Zu-
ſchauern ein frembder Mann, der bath umb
Erlaubniß etliche Worte vorzutragen. Es
wurde ihm erlaubet; darauff fieng er an: Ed-
le Herren ich bin ein Buͤrger und Schuſter
aus Thoren in Preuſſen, wie dieſer Land-Be-
truͤger ſeinen Kram daſelbſt aufgerichtet hatte,
ließ er bey uns Stadt-Schuſtern und Mei-
ſtern insgeſammt, wie auch bey denen Jahr-
Marckts-Gaͤſten allerley eintzelne Schuhe
holen, wer ſolte gebencken daß ein ſolcher
Großſprecher einen ſolchen Betrug bey ſich
fuͤhren ſolte! nachdem er nun eine ziemliche
Menge beyſammen hatte, entwiſchte er/ und
niemand bekam ſeine Schuhe wieder, hatten
wir alſo doppelten Schaden, woruͤber die Zu-
hoͤrer lachen muſten; Der Buͤrgermeiſter
fragte ihn, ob er Vorgebrachtes zugeſtuͤnde?
dieſer bejahete es alsbald, ſagende: Der
Schuſter haͤtte recht. Darauff wurde er be-
fraget, wie er denn ihme die Schuhe zu Nutze
gemacht haͤtte? antwortete er, aus vielen iſt

gut
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0235" n="219"/>
Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter, warte! wir wollen deinen Ca-<lb/>
meraden auch her holen la&#x017F;&#x017F;en, und befahl den<lb/>
Marcktmei&#x017F;ter, denen Knechten mit zu geben,<lb/>
daß &#x017F;ie den andern Qvack&#x017F;alber alsbald &#x017F;uchen<lb/>
und mitbringen &#x017F;olten. Allein wie er ge&#x017F;ucht<lb/>
wurde, war er u&#x0364;ber alle Berge, und nirgend<lb/>
anzutreffen. Jndem war unter denen Zu-<lb/>
&#x017F;chauern ein frembder Mann, der bath umb<lb/>
Erlaubniß etliche Worte vorzutragen. Es<lb/>
wurde ihm erlaubet; darauff fieng er an: Ed-<lb/>
le Herren ich bin ein Bu&#x0364;rger und Schu&#x017F;ter<lb/>
aus Thoren in Preu&#x017F;&#x017F;en, wie die&#x017F;er Land-Be-<lb/>
tru&#x0364;ger &#x017F;einen Kram da&#x017F;elb&#x017F;t aufgerichtet hatte,<lb/>
ließ er bey uns Stadt-Schu&#x017F;tern und Mei-<lb/>
&#x017F;tern insge&#x017F;ammt, wie auch bey denen Jahr-<lb/>
Marckts-Ga&#x0364;&#x017F;ten allerley eintzelne Schuhe<lb/>
holen, wer &#x017F;olte gebencken daß ein &#x017F;olcher<lb/>
Groß&#x017F;precher einen &#x017F;olchen Betrug bey &#x017F;ich<lb/>
fu&#x0364;hren &#x017F;olte! nachdem er nun eine ziemliche<lb/>
Menge bey&#x017F;ammen hatte, entwi&#x017F;chte er/ und<lb/>
niemand bekam &#x017F;eine Schuhe wieder, hatten<lb/>
wir al&#x017F;o doppelten Schaden, woru&#x0364;ber die Zu-<lb/>
ho&#x0364;rer lachen mu&#x017F;ten; Der Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter<lb/>
fragte ihn, ob er Vorgebrachtes zuge&#x017F;tu&#x0364;nde?<lb/>
die&#x017F;er bejahete es alsbald, &#x017F;agende: Der<lb/>
Schu&#x017F;ter ha&#x0364;tte recht. Darauff wurde er be-<lb/>
fraget, wie er denn ihme die Schuhe zu Nutze<lb/>
gemacht ha&#x0364;tte? antwortete er, aus vielen i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gut</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0235] Buͤrgermeiſter, warte! wir wollen deinen Ca- meraden auch her holen laſſen, und befahl den Marcktmeiſter, denen Knechten mit zu geben, daß ſie den andern Qvackſalber alsbald ſuchen und mitbringen ſolten. Allein wie er geſucht wurde, war er uͤber alle Berge, und nirgend anzutreffen. Jndem war unter denen Zu- ſchauern ein frembder Mann, der bath umb Erlaubniß etliche Worte vorzutragen. Es wurde ihm erlaubet; darauff fieng er an: Ed- le Herren ich bin ein Buͤrger und Schuſter aus Thoren in Preuſſen, wie dieſer Land-Be- truͤger ſeinen Kram daſelbſt aufgerichtet hatte, ließ er bey uns Stadt-Schuſtern und Mei- ſtern insgeſammt, wie auch bey denen Jahr- Marckts-Gaͤſten allerley eintzelne Schuhe holen, wer ſolte gebencken daß ein ſolcher Großſprecher einen ſolchen Betrug bey ſich fuͤhren ſolte! nachdem er nun eine ziemliche Menge beyſammen hatte, entwiſchte er/ und niemand bekam ſeine Schuhe wieder, hatten wir alſo doppelten Schaden, woruͤber die Zu- hoͤrer lachen muſten; Der Buͤrgermeiſter fragte ihn, ob er Vorgebrachtes zugeſtuͤnde? dieſer bejahete es alsbald, ſagende: Der Schuſter haͤtte recht. Darauff wurde er be- fraget, wie er denn ihme die Schuhe zu Nutze gemacht haͤtte? antwortete er, aus vielen iſt gut

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/235
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/235>, abgerufen am 21.11.2024.