daß ihnen GOtt zur Straffe dergleichen Ge- züchte über ihren siechen Leib schicket. Mein werthester Herr Siegfried, fiel ihm Eckarth in die Rede, nicht so geschwinde geändert! Welche Profession hat nicht ihre Schänder? muß doch GOtt selbst sich von denen Men- schen tadeln lassen. Ein rechtschaffener Medi- cus wird dennoch erhoben und vor andern be- rühmt, man muß nicht allezeit auf die verder- bende Zeiten sehen. Wer weiß nicht daß die hoch-schätzbahre Medicin zu Zeiten eben so wohl ihre Verderber gesehen hat. Jst doch derselben, als sie noch ein Kind war, viel Gifft in ihren Brey mit eingemischet worden, und nachdem sie wuchs, schlichen immerfort Ne- ben-Helffer, und Schaden-Bringer mit ein, was ist es Wunder, daß, nachdem sie zu ih- ren Männlichen Jahren kommen ist, nicht einer oder der andere zu seinen Behuf und Nutzen ihr etwas abzwacken solte. Man se- he die Klagen der Alten an, man erforsche wie vor zweyhundert Jahren der aufrichtige Basi- lius, Valentinus, Lullius und andere, vor hundert Jahren Theophrastus, in vorigen SeculoHelmonutius, Sylvius und andere mehr über dergleichen Medicastros und Veräch- ter der Artzeney-Kunst ihre Klagen geführet haben. Es sind doch immer welche, mein
Herr
daß ihnen GOtt zur Straffe dergleichen Ge- zuͤchte uͤber ihren ſiechen Leib ſchicket. Mein wertheſter Herr Siegfried, fiel ihm Eckarth in die Rede, nicht ſo geſchwinde geaͤndert! Welche Profesſion hat nicht ihre Schaͤnder? muß doch GOtt ſelbſt ſich von denen Men- ſchen tadeln laſſen. Ein rechtſchaffener Medi- cus wird dennoch erhoben und vor andern be- ruͤhmt, man muß nicht allezeit auf die verder- bende Zeiten ſehen. Wer weiß nicht daß die hoch-ſchaͤtzbahre Medicin zu Zeiten eben ſo wohl ihre Verderber geſehen hat. Jſt doch derſelben, als ſie noch ein Kind war, viel Gifft in ihren Brey mit eingemiſchet worden, und nachdem ſie wuchs, ſchlichen immerfort Ne- ben-Helffer, und Schaden-Bringer mit ein, was iſt es Wunder, daß, nachdem ſie zu ih- ren Maͤnnlichen Jahren kommen iſt, nicht einer oder der andere zu ſeinen Behuf und Nutzen ihr etwas abzwacken ſolte. Man ſe- he die Klagen der Alten an, man erforſche wie vor zweyhundert Jahren der aufrichtige Baſi- lius, Valentinus, Lullius und andere, vor hundert Jahren Theophraſtus, in vorigen SeculoHelmonutius, Sylvius und andere mehr uͤber dergleichen Medicaſtros und Veraͤch- ter der Artzeney-Kunſt ihre Klagen gefuͤhret haben. Es ſind doch immer welche, mein
Herr
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daß ihnen GOtt zur Straffe dergleichen Ge-
zuͤchte uͤber ihren ſiechen Leib ſchicket. Mein
wertheſter Herr Siegfried, fiel ihm Eckarth
in die Rede, nicht ſo geſchwinde geaͤndert!
Welche Profesſion hat nicht ihre Schaͤnder?
muß doch GOtt ſelbſt ſich von denen Men-
ſchen tadeln laſſen. Ein rechtſchaffener Medi-
cus wird dennoch erhoben und vor andern be-
ruͤhmt, man muß nicht allezeit auf die verder-
bende Zeiten ſehen. Wer weiß nicht daß die
hoch-ſchaͤtzbahre Medicin zu Zeiten eben ſo
wohl ihre Verderber geſehen hat. Jſt doch
derſelben, als ſie noch ein Kind war, viel Gifft
in ihren Brey mit eingemiſchet worden, und
nachdem ſie wuchs, ſchlichen immerfort Ne-
ben-Helffer, und Schaden-Bringer mit ein,
was iſt es Wunder, daß, nachdem ſie zu ih-
ren Maͤnnlichen Jahren kommen iſt, nicht
einer oder der andere zu ſeinen Behuf und
Nutzen ihr etwas abzwacken ſolte. Man ſe-
he die Klagen der Alten an, man erforſche wie
vor zweyhundert Jahren der aufrichtige Baſi-
lius, Valentinus, Lullius und andere, vor
hundert Jahren Theophraſtus, in vorigen
SeculoHelmonutius, Sylvius und andere mehr
uͤber dergleichen Medicaſtros und Veraͤch-
ter der Artzeney-Kunſt ihre Klagen gefuͤhret
haben. Es ſind doch immer welche, mein
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/278>, abgerufen am 22.11.2024.
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