ne Herren, hier in dem Dorffe das vor uns lieget, wohnet ein berühmter Doctor, der kan denen Menschen an denen Augen ansehen, was ihnen mangelt, so haben wir auch hier einen guten Wirth, sonst müsten wir noch wohl zwey Meilen fahren, ehe wir wieder ein gutes Wirthshauß bekommen, so rückt der Abend schon heran, wann es denen Herren beliebet, bleiben wir heute hier. Wie ihr vermeynet Martin, lassen wir es uns gefallen, antwor- tete Eckarth, in GOttes Nahmen, so kön- nen wir Morgen geliebts GOtt desto früher ausfahren. Wie sie an das Dorff kamen, sa- hen sie vor einen Bauer-Hause viel Wagen halten, da fragte Eckarth was bedeutet das Martin? der Kutscher antwortete: Mein Herr, hier wohnet der Doctor, und dieses sind die Patienten die weit und breit umb sich curiren zu lassen hieher reisen. Nun sagte Eckarth ein neuer Maul-Affe und Leuth-Be- trüger. Als unsere Reisende an das Wirths- haus kamen, empfieng sie der Wirth gar höf- lich, und führte sie oben auf in eine reinliche Stube, fragte, ob sie einen Trunck beliebten? unsere Compagnie blieb in der Stube, un- terdessen trug Andreas ihre Reise-Trüchlein hinnauff zu sie. Als der Wirth das Bier brachte, fragte Eckarth: Herr Wirth ich ha-
be
ne Herren, hier in dem Dorffe das vor uns lieget, wohnet ein beruͤhmter Doctor, der kan denen Menſchen an denen Augen anſehen, was ihnen mangelt, ſo haben wir auch hier einen guten Wirth, ſonſt muͤſten wir noch wohl zwey Meilen fahren, ehe wir wieder ein gutes Wirthshauß bekommen, ſo ruͤckt der Abend ſchon heran, wann es denen Herren beliebet, bleiben wir heute hier. Wie ihr vermeynet Martin, laſſen wir es uns gefallen, antwor- tete Eckarth, in GOttes Nahmen, ſo koͤn- nen wir Morgen geliebts GOtt deſto fruͤher ausfahren. Wie ſie an das Dorff kamen, ſa- hen ſie vor einen Bauer-Hauſe viel Wagen halten, da fragte Eckarth was bedeutet das Martin? der Kutſcher antwortete: Mein Herr, hier wohnet der Doctor, und dieſes ſind die Patienten die weit und breit umb ſich curiren zu laſſen hieher reiſen. Nun ſagte Eckarth ein neuer Maul-Affe und Leuth-Be- truͤger. Als unſere Reiſende an das Wirths- haus kamen, empfieng ſie der Wirth gar hoͤf- lich, und fuͤhrte ſie oben auf in eine reinliche Stube, fragte, ob ſie einen Trunck beliebten? unſere Compagnie blieb in der Stube, un- terdeſſen trug Andreas ihre Reiſe-Truͤchlein hinnauff zu ſie. Als der Wirth das Bier brachte, fragte Eckarth: Herr Wirth ich ha-
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ne Herren, hier in dem Dorffe das vor uns
lieget, wohnet ein beruͤhmter Doctor, der kan
denen Menſchen an denen Augen anſehen, was
ihnen mangelt, ſo haben wir auch hier einen
guten Wirth, ſonſt muͤſten wir noch wohl
zwey Meilen fahren, ehe wir wieder ein gutes
Wirthshauß bekommen, ſo ruͤckt der Abend
ſchon heran, wann es denen Herren beliebet,
bleiben wir heute hier. Wie ihr vermeynet
Martin, laſſen wir es uns gefallen, antwor-
tete Eckarth, in GOttes Nahmen, ſo koͤn-
nen wir Morgen geliebts GOtt deſto fruͤher
ausfahren. Wie ſie an das Dorff kamen, ſa-
hen ſie vor einen Bauer-Hauſe viel Wagen
halten, da fragte Eckarth was bedeutet das
Martin? der Kutſcher antwortete: Mein
Herr, hier wohnet der Doctor, und dieſes
ſind die Patienten die weit und breit umb ſich
curiren zu laſſen hieher reiſen. Nun ſagte
Eckarth ein neuer Maul-Affe und Leuth-Be-
truͤger. Als unſere Reiſende an das Wirths-
haus kamen, empfieng ſie der Wirth gar hoͤf-
lich, und fuͤhrte ſie oben auf in eine reinliche
Stube, fragte, ob ſie einen Trunck beliebten?
unſere Compagnie blieb in der Stube, un-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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