curandi unterschiedenen preßhafften Personen und den Spital-Krancken vorgeschlagen. Zu denen Ersteren wolte niemand den Anfang machen, noch die Probe an ihm thun lassen: Die Letzteren weil es ihnen so leichte vorkame, schryen alle, sie wären damit zu frieden. Der Erstere muste wegen Mangel der Patienten einlegen. Der Andere, als er in das Spit- tal kam, sagte er: Jhr lieben Leuthe, euere Wohlfahrt ist euch jetzt vor eueren Augen, ich verhoffe, es wird wenigstens einer der gantzen Commun dienen, denn jetzund verhele ich mei- ne Kunst nicht mehr, einer der sich aus den Zimmer nicht begeben kan und zurück verblei- bet, der muß in einen Mörser gestossen werden, und daraus mache ich mit andern Sachen eine Artzeney, die, wenn sie die andern einnehmen, völlig gesund werden, so bald er kaum ausge- redet hatte, machten die Krancken ein Getüm- mel, und müheten sich alle zur Stube hinnaus, so gut als sie kunten und ihnen möglich war, daß keiner der Letztere seyn wolte, und damit hatte der Letztere vor den Ersteren die Wette gewonnen, so ihm auch aller Ausrede und Gegensatz, jener diesen auszahlen muste. Siegfried sprach: Was des Ersteren sein Vortrag belanget, ist eben so gar unmöglich nicht, sonderlich bey jungen Leuthen die in ih-
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curandi unterſchiedenen preßhafften Perſonen und den Spital-Krancken vorgeſchlagen. Zu denen Erſteren wolte niemand den Anfang machen, noch die Probe an ihm thun laſſen: Die Letzteren weil es ihnen ſo leichte vorkame, ſchryen alle, ſie waͤren damit zu frieden. Der Erſtere muſte wegen Mangel der Patienten einlegen. Der Andere, als er in das Spit- tal kam, ſagte er: Jhr lieben Leuthe, euere Wohlfahrt iſt euch jetzt vor eueren Augen, ich verhoffe, es wird wenigſtens einer der gantzen Commun dienen, denn jetzund verhele ich mei- ne Kunſt nicht mehr, einer der ſich aus den Zimmer nicht begeben kan und zuruͤck verblei- bet, der muß in einen Moͤrſer geſtoſſen werden, und daraus mache ich mit andern Sachen eine Artzeney, die, wenn ſie die andern einnehmen, voͤllig geſund werden, ſo bald er kaum ausge- redet hatte, machten die Krancken ein Getuͤm- mel, und muͤheten ſich alle zur Stube hinnaus, ſo gut als ſie kunten und ihnen moͤglich war, daß keiner der Letztere ſeyn wolte, und damit hatte der Letztere vor den Erſteren die Wette gewonnen, ſo ihm auch aller Ausrede und Gegenſatz, jener dieſen auszahlen muſte. Siegfried ſprach: Was des Erſteren ſein Vortrag belanget, iſt eben ſo gar unmoͤglich nicht, ſonderlich bey jungen Leuthen die in ih-
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curandi unterſchiedenen preßhafften Perſonen
und den Spital-Krancken vorgeſchlagen. Zu
denen Erſteren wolte niemand den Anfang
machen, noch die Probe an ihm thun laſſen:
Die Letzteren weil es ihnen ſo leichte vorkame,
ſchryen alle, ſie waͤren damit zu frieden. Der
Erſtere muſte wegen Mangel der Patienten
einlegen. Der Andere, als er in das Spit-
tal kam, ſagte er: Jhr lieben Leuthe, euere
Wohlfahrt iſt euch jetzt vor eueren Augen, ich
verhoffe, es wird wenigſtens einer der gantzen
Commun dienen, denn jetzund verhele ich mei-
ne Kunſt nicht mehr, einer der ſich aus den
Zimmer nicht begeben kan und zuruͤck verblei-
bet, der muß in einen Moͤrſer geſtoſſen werden,
und daraus mache ich mit andern Sachen eine
Artzeney, die, wenn ſie die andern einnehmen,
voͤllig geſund werden, ſo bald er kaum ausge-
redet hatte, machten die Krancken ein Getuͤm-
mel, und muͤheten ſich alle zur Stube hinnaus,
ſo gut als ſie kunten und ihnen moͤglich war,
daß keiner der Letztere ſeyn wolte, und damit
hatte der Letztere vor den Erſteren die Wette
gewonnen, ſo ihm auch aller Ausrede und
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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