Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

das Loth, welches der Zimmermann zum
Ausgehen übrig gelassen hat, und damit da-
von. Mein Andreas, sagte Eckarth; Mich
wundert euers Discours, wann ihr ein Ge-
lehrter wäret, solte es mir nicht seltsam vor-
kommen, euch von dergleichen Sachen reden
zu hören, allein so seyd ihr ein Mensch, der
ihm nicht dergleichen Materia ins Hertze
präget. Aber, mein fahret fort, Andreas
antwortete: Gestrenger Herr, sie wundern
sich deswegen gar nicht, denn mein Herr, bey
dem ich gedienet habe, und gewiß ein Mann
von guten Verstande war, den habe ich offt
mit andern von dergleichen Sachen reden ge-
höret, und so dann seine Meynung davon ein-
genommen, ob ich es gleich nicht alles verstan-
den habe, bin ich doch begierig gewesen, sol-
ches mit anzuhören. Andere bejahen, sie hät-
ten eine Universal-Medicin vor alle Kranck-
heiten, wie sie Nahmen haben mögen, etliche
ziehen sie aus der Lufft, etliche aus einer ge-
wissen Erde, etliche aus den Wasser, etliche
aus einen verborgenen Feuer, etliche aus zwey-
en, aus dreyen und etliche aus allen Elemen-
ten, und damit sie den gemeinen Manne eine
Nase anmachen, nehmen sie Baum-Oel und
thun allerhand farbichte Wasser übereinan-
der, und weisen ihn die vier Elementen. Lie-

ber

das Loth, welches der Zimmermann zum
Ausgehen uͤbrig gelaſſen hat, und damit da-
von. Mein Andreas, ſagte Eckarth; Mich
wundert euers Discours, wann ihr ein Ge-
lehrter waͤret, ſolte es mir nicht ſeltſam vor-
kommen, euch von dergleichen Sachen reden
zu hoͤren, allein ſo ſeyd ihr ein Menſch, der
ihm nicht dergleichen Materia ins Hertze
praͤget. Aber, mein fahret fort, Andreas
antwortete: Geſtrenger Herr, ſie wundern
ſich deswegen gar nicht, denn mein Herr, bey
dem ich gedienet habe, und gewiß ein Mann
von guten Verſtande war, den habe ich offt
mit andern von dergleichen Sachen reden ge-
hoͤret, und ſo dann ſeine Meynung davon ein-
genommen, ob ich es gleich nicht alles verſtan-
den habe, bin ich doch begierig geweſen, ſol-
ches mit anzuhoͤren. Andere bejahen, ſie haͤt-
ten eine Univerſal-Medicin vor alle Kranck-
heiten, wie ſie Nahmen haben moͤgen, etliche
ziehen ſie aus der Lufft, etliche aus einer ge-
wiſſen Erde, etliche aus den Waſſer, etliche
aus einen verborgenen Feuer, etliche aus zwey-
en, aus dreyen und etliche aus allen Elemen-
ten, und damit ſie den gemeinen Manne eine
Naſe anmachen, nehmen ſie Baum-Oel und
thun allerhand farbichte Waſſer uͤbereinan-
der, und weiſen ihn die vier Elementen. Lie-

ber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0300" n="284"/>
das Loth, welches der Zimmermann zum<lb/>
Ausgehen u&#x0364;brig gela&#x017F;&#x017F;en hat, und damit da-<lb/>
von. Mein Andreas, &#x017F;agte Eckarth; Mich<lb/>
wundert euers <hi rendition="#aq">Discours,</hi> wann ihr ein Ge-<lb/>
lehrter wa&#x0364;ret, &#x017F;olte es mir nicht &#x017F;elt&#x017F;am vor-<lb/>
kommen, euch von dergleichen Sachen reden<lb/>
zu ho&#x0364;ren, allein &#x017F;o &#x017F;eyd ihr ein Men&#x017F;ch, der<lb/>
ihm nicht dergleichen <hi rendition="#aq">Materia</hi> ins Hertze<lb/>
pra&#x0364;get. Aber, mein fahret fort, Andreas<lb/>
antwortete: Ge&#x017F;trenger Herr, &#x017F;ie wundern<lb/>
&#x017F;ich deswegen gar nicht, denn mein Herr, bey<lb/>
dem ich gedienet habe, und gewiß ein Mann<lb/>
von guten Ver&#x017F;tande war, den habe ich offt<lb/>
mit andern von dergleichen Sachen reden ge-<lb/>
ho&#x0364;ret, und &#x017F;o dann &#x017F;eine Meynung davon ein-<lb/>
genommen, ob ich es gleich nicht alles ver&#x017F;tan-<lb/>
den habe, bin ich doch begierig gewe&#x017F;en, &#x017F;ol-<lb/>
ches mit anzuho&#x0364;ren. Andere bejahen, &#x017F;ie ha&#x0364;t-<lb/>
ten eine <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;al-Medicin</hi> vor alle Kranck-<lb/>
heiten, wie &#x017F;ie Nahmen haben mo&#x0364;gen, etliche<lb/>
ziehen &#x017F;ie aus der Lufft, etliche aus einer ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Erde, etliche aus den Wa&#x017F;&#x017F;er, etliche<lb/>
aus einen verborgenen Feuer, etliche aus zwey-<lb/>
en, aus dreyen und etliche aus allen Elemen-<lb/>
ten, und damit &#x017F;ie den gemeinen Manne eine<lb/>
Na&#x017F;e anmachen, nehmen &#x017F;ie Baum-Oel und<lb/>
thun allerhand farbichte Wa&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;bereinan-<lb/>
der, und wei&#x017F;en ihn die vier Elementen. Lie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ber</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0300] das Loth, welches der Zimmermann zum Ausgehen uͤbrig gelaſſen hat, und damit da- von. Mein Andreas, ſagte Eckarth; Mich wundert euers Discours, wann ihr ein Ge- lehrter waͤret, ſolte es mir nicht ſeltſam vor- kommen, euch von dergleichen Sachen reden zu hoͤren, allein ſo ſeyd ihr ein Menſch, der ihm nicht dergleichen Materia ins Hertze praͤget. Aber, mein fahret fort, Andreas antwortete: Geſtrenger Herr, ſie wundern ſich deswegen gar nicht, denn mein Herr, bey dem ich gedienet habe, und gewiß ein Mann von guten Verſtande war, den habe ich offt mit andern von dergleichen Sachen reden ge- hoͤret, und ſo dann ſeine Meynung davon ein- genommen, ob ich es gleich nicht alles verſtan- den habe, bin ich doch begierig geweſen, ſol- ches mit anzuhoͤren. Andere bejahen, ſie haͤt- ten eine Univerſal-Medicin vor alle Kranck- heiten, wie ſie Nahmen haben moͤgen, etliche ziehen ſie aus der Lufft, etliche aus einer ge- wiſſen Erde, etliche aus den Waſſer, etliche aus einen verborgenen Feuer, etliche aus zwey- en, aus dreyen und etliche aus allen Elemen- ten, und damit ſie den gemeinen Manne eine Naſe anmachen, nehmen ſie Baum-Oel und thun allerhand farbichte Waſſer uͤbereinan- der, und weiſen ihn die vier Elementen. Lie- ber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/300
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/300>, abgerufen am 22.11.2024.