Vortrag fort kommen: Andreas bedanckte sich, fuhr fort und sprach: Wann nun die Narren ihre Haupt-und Cardinal-Artzeney fertig haben, können sie s. v. nicht eine Lauß damit vertreiben, noch einen Hund aus den Offen locken. Andere machen aus allen ih- ren Medicinen Pflastern, Pillen, Pulvern, Salben, &c. Universal-Pflaster, Universal- Pillen, &c. da sie doch nur, wann es noch so weit kommt, damit kaum eine schlechte Wun- de heilen, oder in den geringsten Zufall etwas ausrichten können. Noch andere rühmen sich der grossen Kunst, ich, der ich nicht wuste was die grosse Kunst wäre, fragte darumb, da wur- de mir zur Antwort gegeben, alle Kranckhei- ten ohne Adhibirung einiger Artzeney zu cu- riren durch Characteres, Bindungen, wäch- sinen Bildern, Monden-Schiessen, Sigillum Salomonis, Verpflantzungen und derglei- chen. Diese Sachen waren mir Böhmische Dörffer, allein ich habe von denen Leuthen noch keinen damit curiren gesehen, wann nicht der Patient von sich selbst aus Gütigkeit der Natur wäre gesund worden, oder einen son- derlichen Aberglauben darzu gehabt hätte. Mein lieber Andreas, versetzte Eckarth; Man vernimbt wohl, daß ihr viel gehöret, aber nicht verstanden habt, allein, dieses muß nicht also-
bald
Vortrag fort kommen: Andreas bedanckte ſich, fuhr fort und ſprach: Wann nun die Narren ihre Haupt-und Cardinal-Artzeney fertig haben, koͤnnen ſie ſ. v. nicht eine Lauß damit vertreiben, noch einen Hund aus den Offen locken. Andere machen aus allen ih- ren Medicinen Pflaſtern, Pillen, Pulvern, Salben, &c. Univerſal-Pflaſter, Univerſal- Pillen, &c. da ſie doch nur, wann es noch ſo weit kommt, damit kaum eine ſchlechte Wun- de heilen, oder in den geringſten Zufall etwas ausrichten koͤnnen. Noch andere ruͤhmen ſich der groſſen Kunſt, ich, der ich nicht wuſte was die groſſe Kunſt waͤre, fragte darumb, da wur- de mir zur Antwort gegeben, alle Kranckhei- ten ohne Adhibirung einiger Artzeney zu cu- riren durch Characteres, Bindungen, waͤch- ſinen Bildern, Monden-Schieſſen, Sigillum Salomonis, Verpflantzungen und derglei- chen. Dieſe Sachen waren mir Boͤhmiſche Doͤrffer, allein ich habe von denen Leuthen noch keinen damit curiren geſehen, wann nicht der Patient von ſich ſelbſt aus Guͤtigkeit der Natur waͤre geſund worden, oder einen ſon- derlichen Aberglauben darzu gehabt haͤtte. Mein lieber Andreas, verſetzte Eckarth; Man vernimbt wohl, daß ihr viel gehoͤret, aber nicht verſtanden habt, allein, dieſes muß nicht alſo-
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Vortrag fort kommen: Andreas bedanckte
ſich, fuhr fort und ſprach: Wann nun die
Narren ihre Haupt-und Cardinal-Artzeney
fertig haben, koͤnnen ſie ſ. v. nicht eine Lauß
damit vertreiben, noch einen Hund aus den
Offen locken. Andere machen aus allen ih-
ren Medicinen Pflaſtern, Pillen, Pulvern,
Salben, &c. Univerſal-Pflaſter, Univerſal-
Pillen, &c. da ſie doch nur, wann es noch ſo
weit kommt, damit kaum eine ſchlechte Wun-
de heilen, oder in den geringſten Zufall etwas
ausrichten koͤnnen. Noch andere ruͤhmen ſich
der groſſen Kunſt, ich, der ich nicht wuſte was
die groſſe Kunſt waͤre, fragte darumb, da wur-
de mir zur Antwort gegeben, alle Kranckhei-
ten ohne Adhibirung einiger Artzeney zu cu-
riren durch Characteres, Bindungen, waͤch-
ſinen Bildern, Monden-Schieſſen, Sigillum
Salomonis, Verpflantzungen und derglei-
chen. Dieſe Sachen waren mir Boͤhmiſche
Doͤrffer, allein ich habe von denen Leuthen
noch keinen damit curiren geſehen, wann nicht
der Patient von ſich ſelbſt aus Guͤtigkeit der
Natur waͤre geſund worden, oder einen ſon-
derlichen Aberglauben darzu gehabt haͤtte.
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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