Eckarth. Jch habe ehemaliger Zeit, als ich erst in Krieges-Dienste gangen war, an dem Dinge einen sonderlichen Narren gefressen, zumahln nachdem ich sehe, daß mein gnädig- ster Fürst und Herr von einen sterbenden Sol- daten sein Degen, weil der Sterbende es also legiret, erbete, der Fürst als ein kluger Herr, bildete ihm leichtlich ein, es müste was sonder- liches darhinter stecken, besahe den Degen hin- ten und vornen, oben und unten, und auf al- len Seiten, die Scheide schnitte er selbst von einander, alleine, man sahe an derselben keine andere Arbeit als an einer andern, vor allen Dingen betrachtete er den Knopff, welcher et- was grösser als sonsten üblich war, da verspür- te er unten am Aufsatz einen Strich, ließ dar- auf einen Schlosser ruffen, wie der kam, be- fahl er ihm zu observiren, wie dem Dinge kön- te gerathen werden. Dieser antwortete, Durchlauchtigster Fürst, gnädigster Herr, dieser Knopff ist aufzuschrauben, wann sie be- fehlen, will ich den Degen mit nach Hause nehmen und ihn aufmachen. Meister, sprach der Fürst, holet euere hlerzu bedürffige Sa- chen hieher, und drehet ihn hier in meiner Ge- genwart auf, dieses geschach; Allein, wie ihn der Fürst selbst aufzudrehen vermöchte, sagte er: Meister, ihr habt das Eurige verrichtet,
und
Eckarth. Jch habe ehemaliger Zeit, als ich erſt in Krieges-Dienſte gangen war, an dem Dinge einen ſonderlichen Narren gefreſſen, zumahln nachdem ich ſehe, daß mein gnaͤdig- ſter Fuͤrſt und Herr von einen ſterbenden Sol- daten ſein Degen, weil der Sterbende es alſo legiret, erbete, der Fuͤrſt als ein kluger Herr, bildete ihm leichtlich ein, es muͤſte was ſonder- liches darhinter ſtecken, beſahe den Degen hin- ten und vornen, oben und unten, und auf al- len Seiten, die Scheide ſchnitte er ſelbſt von einander, alleine, man ſahe an derſelben keine andere Arbeit als an einer andern, vor allen Dingen betrachtete er den Knopff, welcher et- was groͤſſer als ſonſten uͤblich war, da verſpuͤr- te er unten am Aufſatz einen Strich, ließ dar- auf einen Schloſſer ruffen, wie der kam, be- fahl er ihm zu obſerviren, wie dem Dinge koͤn- te gerathen werden. Dieſer antwortete, Durchlauchtigſter Fuͤrſt, gnaͤdigſter Herr, dieſer Knopff iſt aufzuſchrauben, wann ſie be- fehlen, will ich den Degen mit nach Hauſe nehmen und ihn aufmachen. Meiſter, ſprach der Fuͤrſt, holet euere hlerzu beduͤrffige Sa- chen hieher, und drehet ihn hier in meiner Ge- genwart auf, dieſes geſchach; Allein, wie ihn der Fuͤrſt ſelbſt aufzudrehen vermoͤchte, ſagte er: Meiſter, ihr habt das Eurige verrichtet,
und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0304"n="288"/>
Eckarth. Jch habe ehemaliger Zeit, als ich<lb/>
erſt in Krieges-Dienſte gangen war, an dem<lb/>
Dinge einen ſonderlichen Narren gefreſſen,<lb/>
zumahln nachdem ich ſehe, daß mein gnaͤdig-<lb/>ſter Fuͤrſt und Herr von einen ſterbenden Sol-<lb/>
daten ſein Degen, weil der Sterbende es alſo<lb/><hirendition="#aq">legi</hi>ret, erbete, der Fuͤrſt als ein kluger Herr,<lb/>
bildete ihm leichtlich ein, es muͤſte was ſonder-<lb/>
liches darhinter ſtecken, beſahe den Degen hin-<lb/>
ten und vornen, oben und unten, und auf al-<lb/>
len Seiten, die Scheide ſchnitte er ſelbſt von<lb/>
einander, alleine, man ſahe an derſelben keine<lb/>
andere Arbeit als an einer andern, vor allen<lb/>
Dingen betrachtete er den Knopff, welcher et-<lb/>
was groͤſſer als ſonſten uͤblich war, da verſpuͤr-<lb/>
te er unten am Aufſatz einen Strich, ließ dar-<lb/>
auf einen Schloſſer ruffen, wie der kam, be-<lb/>
fahl er ihm zu <hirendition="#aq">obſervi</hi>ren, wie dem Dinge koͤn-<lb/>
te gerathen werden. Dieſer antwortete,<lb/>
Durchlauchtigſter Fuͤrſt, gnaͤdigſter Herr,<lb/>
dieſer Knopff iſt aufzuſchrauben, wann ſie be-<lb/>
fehlen, will ich den Degen mit nach Hauſe<lb/>
nehmen und ihn aufmachen. Meiſter, ſprach<lb/>
der Fuͤrſt, holet euere hlerzu beduͤrffige Sa-<lb/>
chen hieher, und drehet ihn hier in meiner Ge-<lb/>
genwart auf, dieſes geſchach; Allein, wie ihn<lb/>
der Fuͤrſt ſelbſt aufzudrehen vermoͤchte, ſagte<lb/>
er: Meiſter, ihr habt das Eurige verrichtet,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[288/0304]
Eckarth. Jch habe ehemaliger Zeit, als ich
erſt in Krieges-Dienſte gangen war, an dem
Dinge einen ſonderlichen Narren gefreſſen,
zumahln nachdem ich ſehe, daß mein gnaͤdig-
ſter Fuͤrſt und Herr von einen ſterbenden Sol-
daten ſein Degen, weil der Sterbende es alſo
legiret, erbete, der Fuͤrſt als ein kluger Herr,
bildete ihm leichtlich ein, es muͤſte was ſonder-
liches darhinter ſtecken, beſahe den Degen hin-
ten und vornen, oben und unten, und auf al-
len Seiten, die Scheide ſchnitte er ſelbſt von
einander, alleine, man ſahe an derſelben keine
andere Arbeit als an einer andern, vor allen
Dingen betrachtete er den Knopff, welcher et-
was groͤſſer als ſonſten uͤblich war, da verſpuͤr-
te er unten am Aufſatz einen Strich, ließ dar-
auf einen Schloſſer ruffen, wie der kam, be-
fahl er ihm zu obſerviren, wie dem Dinge koͤn-
te gerathen werden. Dieſer antwortete,
Durchlauchtigſter Fuͤrſt, gnaͤdigſter Herr,
dieſer Knopff iſt aufzuſchrauben, wann ſie be-
fehlen, will ich den Degen mit nach Hauſe
nehmen und ihn aufmachen. Meiſter, ſprach
der Fuͤrſt, holet euere hlerzu beduͤrffige Sa-
chen hieher, und drehet ihn hier in meiner Ge-
genwart auf, dieſes geſchach; Allein, wie ihn
der Fuͤrſt ſelbſt aufzudrehen vermoͤchte, ſagte
er: Meiſter, ihr habt das Eurige verrichtet,
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/304>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.