Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Anliegen zu sagen, solten sie es nur ihren Frau-
en offenbahren, da es sich doch zum offtern be-
giebt, daß die so genannten Frauen, nur ihre
Concubinen und leichtfertige Vetteln seyn,
oder verkleiden auch wohl einen Jüngling, der
der beträngten Frauen oder Jungfer ihre Noth
anhören muß, und, auf daß sie denen guten
Frauens-Personen eine Nase drehen, rüh-
men sie sich allerhand kostbahre Schmincke zu
haben, und wanns zur That kommt, ist es
Bohnen-Mehl mit Rosen-Wasser angefeuch-
tet, oder wofern es nicht Wasser ist, darin-
nen etliche Tropffen von der Bentzons-Tin-
ctur
oder Schweffel-Oel gethan, nehmen sie
Mäyen-Thau oder Mertz-Schnee-Wasser,
und das heissen sie Jungfern-Milch. Etli-
che geben das in Keller geflossene Weinstein-
Oel vor Talck-Oel aus. Siegfried fragte:
Machen sie nicht auch Schminck-Pulver von
Marcasit, Qvecksilber und dergleichen Mi-
nerali
en? Ja wohl mein Herr, antwortete
Andreas, so viel Fleißes wenden die faulen
Kerl nicht daran, und wo würden sie zu rechte
kommen. Zuweiln geschichts wohl, daß sie
manchmahl etwas erschnappt haben, das gut
zuschlägt: So hatte einer in Verstopffung
des Leibes ein bewerthes Mittel, so ein roth
Zäpflein war, wenn die Leuthe noch so sehr

ver-

Anliegen zu ſagen, ſolten ſie es nur ihren Frau-
en offenbahren, da es ſich doch zum offtern be-
giebt, daß die ſo genannten Frauen, nur ihre
Concubinen und leichtfertige Vetteln ſeyn,
oder verkleiden auch wohl einen Juͤngling, der
der betraͤngten Frauen oder Jungfer ihre Noth
anhoͤren muß, und, auf daß ſie denen guten
Frauens-Perſonen eine Naſe drehen, ruͤh-
men ſie ſich allerhand koſtbahre Schmincke zu
haben, und wanns zur That kommt, iſt es
Bohnen-Mehl mit Roſen-Waſſer angefeuch-
tet, oder wofern es nicht Waſſer iſt, darin-
nen etliche Tropffen von der Bentzons-Tin-
ctur
oder Schweffel-Oel gethan, nehmen ſie
Maͤyen-Thau oder Mertz-Schnee-Waſſer,
und das heiſſen ſie Jungfern-Milch. Etli-
che geben das in Keller gefloſſene Weinſtein-
Oel vor Talck-Oel aus. Siegfried fragte:
Machen ſie nicht auch Schminck-Pulver von
Marcaſit, Qveckſilber und dergleichen Mi-
nerali
en? Ja wohl mein Herr, antwortete
Andreas, ſo viel Fleißes wenden die faulen
Kerl nicht daran, und wo wuͤrden ſie zu rechte
kommen. Zuweiln geſchichts wohl, daß ſie
manchmahl etwas erſchnappt haben, das gut
zuſchlaͤgt: So hatte einer in Verſtopffung
des Leibes ein bewerthes Mittel, ſo ein roth
Zaͤpflein war, wenn die Leuthe noch ſo ſehr

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0319" n="303"/>
Anliegen zu &#x017F;agen, &#x017F;olten &#x017F;ie es nur ihren Frau-<lb/>
en offenbahren, da es &#x017F;ich doch zum offtern be-<lb/>
giebt, daß die &#x017F;o genannten Frauen, nur ihre<lb/><hi rendition="#aq">Concubin</hi>en und leichtfertige Vetteln &#x017F;eyn,<lb/>
oder verkleiden auch wohl einen Ju&#x0364;ngling, der<lb/>
der betra&#x0364;ngten Frauen oder Jungfer ihre Noth<lb/>
anho&#x0364;ren muß, und, auf daß &#x017F;ie denen guten<lb/>
Frauens-Per&#x017F;onen eine Na&#x017F;e drehen, ru&#x0364;h-<lb/>
men &#x017F;ie &#x017F;ich allerhand ko&#x017F;tbahre Schmincke zu<lb/>
haben, und wanns zur That kommt, i&#x017F;t es<lb/>
Bohnen-Mehl mit Ro&#x017F;en-Wa&#x017F;&#x017F;er angefeuch-<lb/>
tet, oder wofern es nicht Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, darin-<lb/>
nen etliche Tropffen von der Bentzons-<hi rendition="#aq">Tin-<lb/>
ctur</hi> oder Schweffel-Oel gethan, nehmen &#x017F;ie<lb/>
Ma&#x0364;yen-Thau oder Mertz-Schnee-Wa&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
und das hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie Jungfern-Milch. Etli-<lb/>
che geben das in Keller geflo&#x017F;&#x017F;ene Wein&#x017F;tein-<lb/>
Oel vor Talck-Oel aus. Siegfried fragte:<lb/>
Machen &#x017F;ie nicht auch Schminck-Pulver von<lb/><hi rendition="#aq">Marca&#x017F;it,</hi> Qveck&#x017F;ilber und dergleichen <hi rendition="#aq">Mi-<lb/>
nerali</hi>en? Ja wohl mein Herr, antwortete<lb/>
Andreas, &#x017F;o viel Fleißes wenden die faulen<lb/>
Kerl nicht daran, und wo wu&#x0364;rden &#x017F;ie zu rechte<lb/>
kommen. Zuweiln ge&#x017F;chichts wohl, daß &#x017F;ie<lb/>
manchmahl etwas er&#x017F;chnappt haben, das gut<lb/>
zu&#x017F;chla&#x0364;gt: So hatte einer in Ver&#x017F;topffung<lb/>
des Leibes ein bewerthes Mittel, &#x017F;o ein roth<lb/>
Za&#x0364;pflein war, wenn die Leuthe noch &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0319] Anliegen zu ſagen, ſolten ſie es nur ihren Frau- en offenbahren, da es ſich doch zum offtern be- giebt, daß die ſo genannten Frauen, nur ihre Concubinen und leichtfertige Vetteln ſeyn, oder verkleiden auch wohl einen Juͤngling, der der betraͤngten Frauen oder Jungfer ihre Noth anhoͤren muß, und, auf daß ſie denen guten Frauens-Perſonen eine Naſe drehen, ruͤh- men ſie ſich allerhand koſtbahre Schmincke zu haben, und wanns zur That kommt, iſt es Bohnen-Mehl mit Roſen-Waſſer angefeuch- tet, oder wofern es nicht Waſſer iſt, darin- nen etliche Tropffen von der Bentzons-Tin- ctur oder Schweffel-Oel gethan, nehmen ſie Maͤyen-Thau oder Mertz-Schnee-Waſſer, und das heiſſen ſie Jungfern-Milch. Etli- che geben das in Keller gefloſſene Weinſtein- Oel vor Talck-Oel aus. Siegfried fragte: Machen ſie nicht auch Schminck-Pulver von Marcaſit, Qveckſilber und dergleichen Mi- neralien? Ja wohl mein Herr, antwortete Andreas, ſo viel Fleißes wenden die faulen Kerl nicht daran, und wo wuͤrden ſie zu rechte kommen. Zuweiln geſchichts wohl, daß ſie manchmahl etwas erſchnappt haben, das gut zuſchlaͤgt: So hatte einer in Verſtopffung des Leibes ein bewerthes Mittel, ſo ein roth Zaͤpflein war, wenn die Leuthe noch ſo ſehr ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/319
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/319>, abgerufen am 22.11.2024.