Leuthe sind rechte Ulcera Reipublicae, und nicht rechtschaffene Medici zu schelten, sprach Siegfried, alleine, wo das Utile dem Hone- sto vorgehet, siehet man den Betrug nicht, solte gleich Argus seine hundert Augen einen solchen Geld-Hambster lehnen. Andreas bückte sich zum Wagen aus, und sahe zween Bettler von ferne mit einander schertzen, da sagte er: Meine hoch-geehrte Herren, dort nicht weit von uns schertzen zween Menschen, was gilts wann mir vorbey fahren, werden sie umb eine Gabe betteln. Es geschach auch, denn als der Wagen an sie kam, war der eine lahm der andere stumm; Der Lahme bath umb eine Gabe vor sich und den Stummen. An- dreas sprach zu ihnen: Jhr Galgen-Vögel wartet, ich will euch bald gehend und redend machen, sprang damit aus den Wagen, zog seinen Degen aus, und hieb auf die Bettler als wäre es im Ernste, loß, die Bettler nicht faul, der vermeynte Lahme nahm seine Krü- cke, zog aus der einen eine lange Stiliet-Klin- ge, und wurff den Stummen die andere zu, und also beyde auff Andreas loß, sie würden ihm auch endlich schwer gefallen seyn, wann unsere Reisende ihme nicht zu Hülffe kommen wären, und die Bettler das Reißaus zu neh- men gezwungen hätten. Nachdem sie sich
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Leuthe ſind rechte Ulcera Reipublicæ, und nicht rechtſchaffene Medici zu ſchelten, ſprach Siegfried, alleine, wo das Utile dem Hone- ſto vorgehet, ſiehet man den Betrug nicht, ſolte gleich Argus ſeine hundert Augen einen ſolchen Geld-Hambſter lehnen. Andreas buͤckte ſich zum Wagen aus, und ſahe zween Bettler von ferne mit einander ſchertzen, da ſagte er: Meine hoch-geehrte Herren, dort nicht weit von uns ſchertzen zween Menſchen, was gilts wann mir vorbey fahren, werden ſie umb eine Gabe betteln. Es geſchach auch, denn als der Wagen an ſie kam, war der eine lahm der andere ſtumm; Der Lahme bath umb eine Gabe vor ſich und den Stummen. An- dreas ſprach zu ihnen: Jhr Galgen-Voͤgel wartet, ich will euch bald gehend und redend machen, ſprang damit aus den Wagen, zog ſeinen Degen aus, und hieb auf die Bettler als waͤre es im Ernſte, loß, die Bettler nicht faul, der vermeynte Lahme nahm ſeine Kruͤ- cke, zog aus der einen eine lange Stiliet-Klin- ge, und wurff den Stummen die andere zu, und alſo beyde auff Andreas loß, ſie wuͤrden ihm auch endlich ſchwer gefallen ſeyn, wann unſere Reiſende ihme nicht zu Huͤlffe kommen waͤren, und die Bettler das Reißaus zu neh- men gezwungen haͤtten. Nachdem ſie ſich
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Leuthe ſind rechte Ulcera Reipublicæ, und
nicht rechtſchaffene Medici zu ſchelten, ſprach
Siegfried, alleine, wo das Utile dem Hone-
ſto vorgehet, ſiehet man den Betrug nicht,
ſolte gleich Argus ſeine hundert Augen einen
ſolchen Geld-Hambſter lehnen. Andreas
buͤckte ſich zum Wagen aus, und ſahe zween
Bettler von ferne mit einander ſchertzen, da
ſagte er: Meine hoch-geehrte Herren, dort
nicht weit von uns ſchertzen zween Menſchen,
was gilts wann mir vorbey fahren, werden
ſie umb eine Gabe betteln. Es geſchach auch,
denn als der Wagen an ſie kam, war der eine
lahm der andere ſtumm; Der Lahme bath umb
eine Gabe vor ſich und den Stummen. An-
dreas ſprach zu ihnen: Jhr Galgen-Voͤgel
wartet, ich will euch bald gehend und redend
machen, ſprang damit aus den Wagen, zog
ſeinen Degen aus, und hieb auf die Bettler
als waͤre es im Ernſte, loß, die Bettler nicht
faul, der vermeynte Lahme nahm ſeine Kruͤ-
cke, zog aus der einen eine lange Stiliet-Klin-
ge, und wurff den Stummen die andere zu,
und alſo beyde auff Andreas loß, ſie wuͤrden
ihm auch endlich ſchwer gefallen ſeyn, wann
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/321>, abgerufen am 22.11.2024.
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