Discursen auch das Brüderschafft-Trincken vorgebracht, da Herr Siegfried behaupten will, es sey nichts vergnüglichers, als wann gute Freunde sich gleichsam durch einen Trunck ver-Brüderten, da man denn desto vertraulicher miteinander umbgehen könte, und nicht alle Worte auf die Gold-Wage le- gen dörffte, man hätte auch gute Freunde die einem in Nothfall beyständen, und so man ja abwesend von jemanden traducirt würde, dem ein Capistrum anlegten, Summa: Was ei- nen in der Welt vergnügen könte, wäre bey dergleichen Amitie gefunden. Jch aber ha- be ihm obstatt und das Contrarium, durch die ihme selbst bekannte Exempel gehalten: Es ist nicht ohne, daß man mit einen sonst wohl-geübten und probirten Freunde, wie auch Professions-Verwandten eine Cordiale Verbrüderung mache, nicht eben durch einen Trunck Wein oder Bier, sondern durch ver- trauliche Conferentz und Rathschlagung. Alleine, daß man mit den Wein- und Bier- Glaße oder Becher, in welchen ein ziemblicher Kuh-Soff eingeschencket wird, die verknüpf- fende Brüderschafft, nicht allein seines glei- chen, sondern auch hohen und niedrigen zum offtern unbekannten Personen zusaufft, und hernach wie es fast ein Gebrauch worden, mit
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Discurſen auch das Bruͤderſchafft-Trincken vorgebracht, da Herr Siegfried behaupten will, es ſey nichts vergnuͤglichers, als wann gute Freunde ſich gleichſam durch einen Trunck ver-Bruͤderten, da man denn deſto vertraulicher miteinander umbgehen koͤnte, und nicht alle Worte auf die Gold-Wage le- gen doͤrffte, man haͤtte auch gute Freunde die einem in Nothfall beyſtaͤnden, und ſo man ja abweſend von jemanden traducirt wuͤrde, dem ein Capiſtrum anlegten, Summa: Was ei- nen in der Welt vergnuͤgen koͤnte, waͤre bey dergleichen Amitie gefunden. Jch aber ha- be ihm obſtatt und das Contrarium, durch die ihme ſelbſt bekannte Exempel gehalten: Es iſt nicht ohne, daß man mit einen ſonſt wohl-geuͤbten und probirten Freunde, wie auch Profesſions-Verwandten eine Cordiale Verbruͤderung mache, nicht eben durch einen Trunck Wein oder Bier, ſondern durch ver- trauliche Conferentz und Rathſchlagung. Alleine, daß man mit den Wein- und Bier- Glaße oder Becher, in welchen ein ziemblicher Kuh-Soff eingeſchencket wird, die verknuͤpf- fende Bruͤderſchafft, nicht allein ſeines glei- chen, ſondern auch hohen und niedrigen zum offtern unbekannten Perſonen zuſaufft, und hernach wie es faſt ein Gebrauch worden, mit
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Discurſen auch das Bruͤderſchafft-Trincken
vorgebracht, da Herr Siegfried behaupten
will, es ſey nichts vergnuͤglichers, als wann
gute Freunde ſich gleichſam durch einen
Trunck ver-Bruͤderten, da man denn deſto
vertraulicher miteinander umbgehen koͤnte,
und nicht alle Worte auf die Gold-Wage le-
gen doͤrffte, man haͤtte auch gute Freunde die
einem in Nothfall beyſtaͤnden, und ſo man ja
abweſend von jemanden traducirt wuͤrde, dem
ein Capiſtrum anlegten, Summa: Was ei-
nen in der Welt vergnuͤgen koͤnte, waͤre bey
dergleichen Amitie gefunden. Jch aber ha-
be ihm obſtatt und das Contrarium, durch
die ihme ſelbſt bekannte Exempel gehalten:
Es iſt nicht ohne, daß man mit einen ſonſt
wohl-geuͤbten und probirten Freunde, wie
auch Profesſions-Verwandten eine Cordiale
Verbruͤderung mache, nicht eben durch einen
Trunck Wein oder Bier, ſondern durch ver-
trauliche Conferentz und Rathſchlagung.
Alleine, daß man mit den Wein- und Bier-
Glaße oder Becher, in welchen ein ziemblicher
Kuh-Soff eingeſchencket wird, die verknuͤpf-
fende Bruͤderſchafft, nicht allein ſeines glei-
chen, ſondern auch hohen und niedrigen zum
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/343>, abgerufen am 22.11.2024.
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