man ein Flecklein mit Blut unterlauffen da- selbst unter der Haut antreffen. Denn der- gleichen trug sich einmahl bey meines Camera- den des Obristen Rosens Gemahlin zu Aug- spurg zu, da ich das Kind öffnen ließ, funden wir noch die Nadel im Gehirne stecken. Jst es denn möglich mein allerliebster Herr Eckarth, fragte die Generalin mit höchster Bestürtzung, daß solch verteufeltes Geschmeisse in der Welt zu finden sey? O verdammte Brut, sprach der General, die ein unschuldiges Würmlein der- gestalt, um sich an der Herrschafft offt eines Straff-Worts halber zu rächen, auf die Schlacht-Banck liefert, wann die Bestie noch lebet, wie ich denn, alsbald ich nach Hause kom- me, deswegen an den Grafen Condi schreiben wil, soll ihr ein solcher Proceß gemacht werden, daß gantz Nehmborland ein Andencken dieser Mordthat haben soll. Eckarth antwortete, Gnädige Frau, es geschehen noch viel heimli- chere Mordthaten, die zu melden höchst-er- schrecklich fallen würden. Aber Gnädiger Graf, sie werden durch dergleichen Execution einen Fluch auf mich bringen, doch ist dem also, und ist besser, wo sie noch lebet, sie leide hier und werde bekehret, als daß sie in der Sünde fort- gehet und verdammet werde. Die Gräfin sag- te: Jch muß es zugestehen, daß gewisser Ursa-
chen
E e 3
man ein Flecklein mit Blut unterlauffen da- ſelbſt unter der Haut antreffen. Denn der- gleichen trug ſich einmahl bey meines Camera- den des Obriſten Roſens Gemahlin zu Aug- ſpurg zu, da ich das Kind oͤffnen ließ, funden wir noch die Nadel im Gehirne ſtecken. Jſt es denn moͤglich mein allerliebſter Herr Eckarth, fragte die Generalin mit hoͤchſter Beſtuͤrtzung, daß ſolch verteufeltes Geſchmeiſſe in der Welt zu finden ſey? O verdammte Brut, ſprach der General, die ein unſchuldiges Wuͤrmlein der- geſtalt, um ſich an der Herrſchafft offt eines Straff-Worts halber zu raͤchen, auf die Schlacht-Banck liefert, wann die Beſtie noch lebet, wie ich denn, alsbald ich nach Hauſe kom- me, deswegen an den Grafen Condi ſchreiben wil, ſoll ihr ein ſolcher Proceß gemacht werden, daß gantz Nehmborland ein Andencken dieſer Mordthat haben ſoll. Eckarth antwortete, Gnaͤdige Frau, es geſchehen noch viel heimli- chere Mordthaten, die zu melden hoͤchſt-er- ſchrecklich fallen wuͤrden. Aber Gnaͤdiger Graf, ſie werden durch dergleichen Execution einen Fluch auf mich bringen, doch iſt dem alſo, und iſt beſſer, wo ſie noch lebet, ſie leide hier und werde bekehret, als daß ſie in der Suͤnde fort- gehet und verdammet werde. Die Graͤfin ſag- te: Jch muß es zugeſtehen, daß gewiſſer Urſa-
chen
E e 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0453"n="437"/>
man ein Flecklein mit Blut unterlauffen da-<lb/>ſelbſt unter der Haut antreffen. Denn der-<lb/>
gleichen trug ſich einmahl bey meines Camera-<lb/>
den des Obriſten Roſens Gemahlin zu Aug-<lb/>ſpurg zu, da ich das Kind oͤffnen ließ, funden<lb/>
wir noch die Nadel im Gehirne ſtecken. Jſt es<lb/>
denn moͤglich mein allerliebſter Herr Eckarth,<lb/>
fragte die <hirendition="#aq">General</hi>in mit hoͤchſter Beſtuͤrtzung,<lb/>
daß ſolch verteufeltes Geſchmeiſſe in der Welt<lb/>
zu finden ſey? O verdammte Brut, ſprach der<lb/><hirendition="#aq">General,</hi> die ein unſchuldiges Wuͤrmlein der-<lb/>
geſtalt, um ſich an der Herrſchafft offt eines<lb/>
Straff-Worts halber zu raͤchen, auf die<lb/>
Schlacht-Banck liefert, wann die Beſtie noch<lb/>
lebet, wie ich denn, alsbald ich nach Hauſe kom-<lb/>
me, deswegen an den Grafen <hirendition="#aq">Condi</hi>ſchreiben<lb/>
wil, ſoll ihr ein ſolcher <hirendition="#aq">Proceß</hi> gemacht werden,<lb/>
daß gantz Nehmborland ein Andencken dieſer<lb/>
Mordthat haben ſoll. Eckarth antwortete,<lb/>
Gnaͤdige Frau, es geſchehen noch viel heimli-<lb/>
chere Mordthaten, die zu melden hoͤchſt-er-<lb/>ſchrecklich fallen wuͤrden. Aber Gnaͤdiger<lb/>
Graf, ſie werden durch dergleichen <hirendition="#aq">Execution</hi><lb/>
einen Fluch auf mich bringen, doch iſt dem alſo,<lb/>
und iſt beſſer, wo ſie noch lebet, ſie leide hier und<lb/>
werde bekehret, als daß ſie in der Suͤnde fort-<lb/>
gehet und verdammet werde. Die Graͤfin ſag-<lb/>
te: Jch muß es zugeſtehen, daß gewiſſer Urſa-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">chen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[437/0453]
man ein Flecklein mit Blut unterlauffen da-
ſelbſt unter der Haut antreffen. Denn der-
gleichen trug ſich einmahl bey meines Camera-
den des Obriſten Roſens Gemahlin zu Aug-
ſpurg zu, da ich das Kind oͤffnen ließ, funden
wir noch die Nadel im Gehirne ſtecken. Jſt es
denn moͤglich mein allerliebſter Herr Eckarth,
fragte die Generalin mit hoͤchſter Beſtuͤrtzung,
daß ſolch verteufeltes Geſchmeiſſe in der Welt
zu finden ſey? O verdammte Brut, ſprach der
General, die ein unſchuldiges Wuͤrmlein der-
geſtalt, um ſich an der Herrſchafft offt eines
Straff-Worts halber zu raͤchen, auf die
Schlacht-Banck liefert, wann die Beſtie noch
lebet, wie ich denn, alsbald ich nach Hauſe kom-
me, deswegen an den Grafen Condi ſchreiben
wil, ſoll ihr ein ſolcher Proceß gemacht werden,
daß gantz Nehmborland ein Andencken dieſer
Mordthat haben ſoll. Eckarth antwortete,
Gnaͤdige Frau, es geſchehen noch viel heimli-
chere Mordthaten, die zu melden hoͤchſt-er-
ſchrecklich fallen wuͤrden. Aber Gnaͤdiger
Graf, ſie werden durch dergleichen Execution
einen Fluch auf mich bringen, doch iſt dem alſo,
und iſt beſſer, wo ſie noch lebet, ſie leide hier und
werde bekehret, als daß ſie in der Suͤnde fort-
gehet und verdammet werde. Die Graͤfin ſag-
te: Jch muß es zugeſtehen, daß gewiſſer Urſa-
chen
E e 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/453>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.