seinen Schrancken, andere müssen auch etwas geniessen; Es war mir in Dreßden ein vor- trefflicher Chirurgus bekannt, der Nation nach war er ein Schweitzer, wurde auch, weil er als Barbier die Chur-Fürstliche Schweitzer-Gar- de bediente, der Schweitzer Barbier genannt, dieser verrichtete in der Ophtalmi, Brüchen, Haasenscharten, Gewächsen und andern ge- fährlichen Wunden und Zufällen des mensch- lichen Leibes, vortreffliche Curen biß zur Ver- wunderung mit sonderbahren Behendigkeit und gieng fast keine Woche hin, daß nicht vor etliche von ihm mit göttlichem Beystand resti- tuirte Patienten in der Kirche gedancket wur- de. Er hatte einen grossen Zulauff und nicht nöthig, seiner guten Wissenschafft und Erfah- rung halben Scarteken auszustreuen, oder sei- ne Curen in die Advisen setzen zu lassen, umb da- mit die Leuthe an sich zu locken, es bleibet das Sprichwort wohl wahr: daß wo ein guter Wein zu verkauffen ist, man nicht nöthig habe, deswegen einen Wein-Krantz auszuhängen. Der Obrist-Lieutenant fragte Eckarthen, ob er den Colimber kennete? Eckarth antworte- te: Etlichermassen, denn ich erinnere mich da ich in Ubernehmung gewisser Recrouten we- gen von meinen Fürsten nach Rostock geschickt wurde, war daselbst ein guter Chirurgus und
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ſeinen Schrancken, andere muͤſſen auch etwas genieſſen; Es war mir in Dreßden ein vor- trefflicher Chirurgus bekannt, der Nation nach war er ein Schweitzer, wurde auch, weil er als Barbier die Chur-Fuͤrſtliche Schweitzer-Gar- de bediente, der Schweitzer Barbier genannt, dieſer verrichtete in der Ophtalmi, Bruͤchen, Haaſenſcharten, Gewaͤchſen und andern ge- faͤhrlichen Wunden und Zufaͤllen des menſch- lichen Leibes, vortreffliche Curen biß zur Ver- wunderung mit ſonderbahren Behendigkeit und gieng faſt keine Woche hin, daß nicht vor etliche von ihm mit goͤttlichem Beyſtand reſti- tuirte Patienten in der Kirche gedancket wur- de. Er hatte einen groſſen Zulauff und nicht noͤthig, ſeiner guten Wiſſenſchafft und Erfah- rung halben Scarteken auszuſtreuen, oder ſei- ne Curen in die Adviſen ſetzen zu laſſen, umb da- mit die Leuthe an ſich zu locken, es bleibet das Sprichwort wohl wahr: daß wo ein guter Wein zu verkauffen iſt, man nicht noͤthig habe, deswegen einen Wein-Krantz auszuhaͤngen. Der Obriſt-Lieutenant fragte Eckarthen, ob er den Colimber kennete? Eckarth antworte- te: Etlichermaſſen, denn ich erinnere mich da ich in Ubernehmung gewiſſer Recrouten we- gen von meinen Fuͤrſten nach Roſtock geſchickt wurde, war daſelbſt ein guter Chirurgus und
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ſeinen Schrancken, andere muͤſſen auch etwas
genieſſen; Es war mir in Dreßden ein vor-
trefflicher Chirurgus bekannt, der Nation nach
war er ein Schweitzer, wurde auch, weil er als
Barbier die Chur-Fuͤrſtliche Schweitzer-Gar-
de bediente, der Schweitzer Barbier genannt,
dieſer verrichtete in der Ophtalmi, Bruͤchen,
Haaſenſcharten, Gewaͤchſen und andern ge-
faͤhrlichen Wunden und Zufaͤllen des menſch-
lichen Leibes, vortreffliche Curen biß zur Ver-
wunderung mit ſonderbahren Behendigkeit
und gieng faſt keine Woche hin, daß nicht vor
etliche von ihm mit goͤttlichem Beyſtand reſti-
tuirte Patienten in der Kirche gedancket wur-
de. Er hatte einen groſſen Zulauff und nicht
noͤthig, ſeiner guten Wiſſenſchafft und Erfah-
rung halben Scarteken auszuſtreuen, oder ſei-
ne Curen in die Adviſen ſetzen zu laſſen, umb da-
mit die Leuthe an ſich zu locken, es bleibet das
Sprichwort wohl wahr: daß wo ein guter
Wein zu verkauffen iſt, man nicht noͤthig habe,
deswegen einen Wein-Krantz auszuhaͤngen.
Der Obriſt-Lieutenant fragte Eckarthen, ob
er den Colimber kennete? Eckarth antworte-
te: Etlichermaſſen, denn ich erinnere mich da
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/477>, abgerufen am 22.11.2024.
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