Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

rende Reverenz, verfügte sich in sein Logia-
ment,
da ihm zu erlangter Fürstl. Gnade Sieg-
fried und Gotthart gratulirten, welche Gratu-
lation
ihme den andern Tag von denen hohen
Ministris und Cavaliren von Hofe auch gescha-
he: Die er einige Tage hernach magnifiqv tra-
ctir
te, nachdem liesse er alles nach und nach zu
seiner Rückreise nach Garpa fertig machen.
Zwey Tage vor seiner Abreise kam in den Hau-
se wo Eckarth logirte ein Land-Artzt an, und
weil er Eckarthen in etwas kennen wolte, trat er
nach der Mahlzeit zu ihm, sagende: Mein gros-
ser Patron verzeihe mir, wann ich unrecht an-
komme, wie mich deucht, ersehe ich in dessen Ge-
sichte eine Mine dem Obristen Lieutenant E-
ckarthen gleichende: Derselbe bin ich, antworte
Eckarth. Wer aber ist denn der Herr? fragte
Eckarth. Der Land-Artz sprach: ist denn mei-
nen grossen Gönner entfallen, die Gestalt seines
ehmahligen getreuen Dieners und Marqueten-
ners Tournildo. Tournildo versetzte Eckarth,
wie denn anjetzo in solcher Gestalt? Jch habe
vermeynet ihr wäret längst gestorben, denn ich
halte davor, daß ihr bey nahe hundert Jahre
auf eueren Halse haben werdet und gebt in eue-
ren hohen Alter erst einen Landstreicher ab, ei-
nen Betrüger und Quacksalber. Tournildo!
Tournildo
schauet zu, daß ihr, der ihr bereits

den

rende Reverenz, verfuͤgte ſich in ſein Logia-
ment,
da ihm zu erlangter Fuͤrſtl. Gnade Sieg-
fried und Gotthart gratulirten, welche Gratu-
lation
ihme den andern Tag von denen hohen
Miniſtris und Cavaliren von Hofe auch geſcha-
he: Die er einige Tage hernach magnifiqv tra-
ctir
te, nachdem lieſſe er alles nach und nach zu
ſeiner Ruͤckreiſe nach Garpa fertig machen.
Zwey Tage vor ſeiner Abreiſe kam in den Hau-
ſe wo Eckarth logirte ein Land-Artzt an, und
weil er Eckarthen in etwas kennen wolte, trat er
nach der Mahlzeit zu ihm, ſagende: Mein groſ-
ſer Patron verzeihe mir, wann ich unrecht an-
komme, wie mich deucht, erſehe ich in deſſen Ge-
ſichte eine Mine dem Obriſten Lieutenant E-
ckarthen gleichende: Derſelbe bin ich, antworte
Eckarth. Wer aber iſt denn der Herr? fragte
Eckarth. Der Land-Artz ſprach: iſt denn mei-
nen groſſen Goͤnner entfallen, die Geſtalt ſeines
ehmahligen getreuen Dieners und Marqueten-
ners Tournildo. Tournildo verſetzte Eckarth,
wie denn anjetzo in ſolcher Geſtalt? Jch habe
vermeynet ihr waͤret laͤngſt geſtorben, denn ich
halte davor, daß ihr bey nahe hundert Jahre
auf eueren Halſe haben werdet und gebt in eue-
ren hohen Alter erſt einen Landſtreicher ab, ei-
nen Betruͤger und Quackſalber. Tournildo!
Tournildo
ſchauet zu, daß ihr, der ihr bereits

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0568" n="552"/>
rende <hi rendition="#aq">Reverenz,</hi> verfu&#x0364;gte &#x017F;ich in &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Logia-<lb/>
ment,</hi> da ihm zu erlangter Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Gnade Sieg-<lb/>
fried und Gotthart <hi rendition="#aq">gratulir</hi>ten, welche <hi rendition="#aq">Gratu-<lb/>
lation</hi> ihme den andern Tag von denen hohen<lb/><hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tris</hi> und <hi rendition="#aq">Cavalir</hi>en von Hofe auch ge&#x017F;cha-<lb/>
he: Die er einige Tage hernach <hi rendition="#aq">magnifiqv tra-<lb/>
ctir</hi>te, nachdem lie&#x017F;&#x017F;e er alles nach und nach zu<lb/>
&#x017F;einer Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e nach <hi rendition="#aq">Garpa</hi> fertig machen.<lb/>
Zwey Tage vor &#x017F;einer Abrei&#x017F;e kam in den Hau-<lb/>
&#x017F;e wo Eckarth <hi rendition="#aq">logir</hi>te ein Land-Artzt an, und<lb/>
weil er Eckarthen in etwas kennen wolte, trat er<lb/>
nach der Mahlzeit zu ihm, &#x017F;agende: Mein gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er <hi rendition="#aq">Patron</hi> verzeihe mir, wann ich unrecht an-<lb/>
komme, wie mich deucht, er&#x017F;ehe ich in de&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/>
&#x017F;ichte eine Mine dem Obri&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> E-<lb/>
ckarthen gleichende: Der&#x017F;elbe bin ich, antworte<lb/>
Eckarth. Wer aber i&#x017F;t denn der Herr? fragte<lb/>
Eckarth. Der Land-Artz &#x017F;prach: i&#x017F;t denn mei-<lb/>
nen gro&#x017F;&#x017F;en Go&#x0364;nner entfallen, die Ge&#x017F;talt &#x017F;eines<lb/>
ehmahligen getreuen Dieners und Marqueten-<lb/>
ners <hi rendition="#aq">Tournildo. Tournildo</hi> ver&#x017F;etzte Eckarth,<lb/>
wie denn anjetzo in &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt? Jch habe<lb/>
vermeynet ihr wa&#x0364;ret la&#x0364;ng&#x017F;t ge&#x017F;torben, denn ich<lb/>
halte davor, daß ihr bey nahe hundert Jahre<lb/>
auf eueren Hal&#x017F;e haben werdet und gebt in eue-<lb/>
ren hohen Alter er&#x017F;t einen Land&#x017F;treicher ab, ei-<lb/>
nen Betru&#x0364;ger und Quack&#x017F;alber. <hi rendition="#aq">Tournildo!<lb/>
Tournildo</hi> &#x017F;chauet zu, daß ihr, der ihr bereits<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[552/0568] rende Reverenz, verfuͤgte ſich in ſein Logia- ment, da ihm zu erlangter Fuͤrſtl. Gnade Sieg- fried und Gotthart gratulirten, welche Gratu- lation ihme den andern Tag von denen hohen Miniſtris und Cavaliren von Hofe auch geſcha- he: Die er einige Tage hernach magnifiqv tra- ctirte, nachdem lieſſe er alles nach und nach zu ſeiner Ruͤckreiſe nach Garpa fertig machen. Zwey Tage vor ſeiner Abreiſe kam in den Hau- ſe wo Eckarth logirte ein Land-Artzt an, und weil er Eckarthen in etwas kennen wolte, trat er nach der Mahlzeit zu ihm, ſagende: Mein groſ- ſer Patron verzeihe mir, wann ich unrecht an- komme, wie mich deucht, erſehe ich in deſſen Ge- ſichte eine Mine dem Obriſten Lieutenant E- ckarthen gleichende: Derſelbe bin ich, antworte Eckarth. Wer aber iſt denn der Herr? fragte Eckarth. Der Land-Artz ſprach: iſt denn mei- nen groſſen Goͤnner entfallen, die Geſtalt ſeines ehmahligen getreuen Dieners und Marqueten- ners Tournildo. Tournildo verſetzte Eckarth, wie denn anjetzo in ſolcher Geſtalt? Jch habe vermeynet ihr waͤret laͤngſt geſtorben, denn ich halte davor, daß ihr bey nahe hundert Jahre auf eueren Halſe haben werdet und gebt in eue- ren hohen Alter erſt einen Landſtreicher ab, ei- nen Betruͤger und Quackſalber. Tournildo! Tournildo ſchauet zu, daß ihr, der ihr bereits den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/568
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/568>, abgerufen am 26.06.2024.