Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

digen. Das erste Stücke könte noch passiren,
und würdet ihr, zumahl dieses Mittel in denen
Zufällen der Augen sehr wohl thut, nach guten
Abgang haben; Allein was wollet ihr aus dem
anderen Mischmasch machen, und wie könnet ihr
ein so unordentlich vermischtes Wesen, das euch
vielleicht im Traume vorkommen ist, vor ein
sicheres Medicament in Kranckheiten ausge-
ben; Ach Tournildo ihr habet lange aber übel
gelebet, die Verblendung hat euch recht gethan
zu haben eingebildet: Alleine wir können in un-
seren Sachen nicht selbst Richter seyn, sondern,
der alles aufs genaueste untersucht, weiset uns,
daß beyderseits Wege allzuweit von einander
differiren und unterschieden sind, die Wage
wird gewißlich keinen Ausschlag unseres
Thuns geben, wir schmücken und bekleisteren
es mit unserer Scheinheiligkeit wie wir auch
immer wollen, hat Curidor seines eingebildeten
Gottesdiensts wegen zur Höllen fahren müs-
sen, wie vielmehr werden diejenigen, welche
GOTT den HERRN vor einen höl-
tzernen Götzen, den sie etwas zu bereden vermey-
nen, achten, gestrafft werden, die Gnaden-Zeit
die dem Curidor nun versaget ist, stehet euch
noch offen. Darumb heute kehret umb, thut
das ungerechte Wesen von euch, seyd kein altes
Kind mehr, sondern von diesen Augenblick an

lasset

digen. Das erſte Stuͤcke koͤnte noch paſſiren,
und wuͤrdet ihr, zumahl dieſes Mittel in denen
Zufaͤllen der Augen ſehr wohl thut, nach guten
Abgang haben; Allein was wollet ihr aus dem
anderen Miſchmaſch machen, und wie koͤñet ihr
ein ſo unordentlich vermiſchtes Weſen, das euch
vielleicht im Traume vorkommen iſt, vor ein
ſicheres Medicament in Kranckheiten ausge-
ben; Ach Tournildo ihr habet lange aber uͤbel
gelebet, die Verblendung hat euch recht gethan
zu haben eingebildet: Alleine wir koͤnnen in un-
ſeren Sachen nicht ſelbſt Richter ſeyn, ſondern,
der alles aufs genaueſte unterſucht, weiſet uns,
daß beyderſeits Wege allzuweit von einander
differiren und unterſchieden ſind, die Wage
wird gewißlich keinen Ausſchlag unſeres
Thuns geben, wir ſchmuͤcken und bekleiſteren
es mit unſerer Scheinheiligkeit wie wir auch
immer wollen, hat Curidor ſeines eingebildeten
Gottesdienſts wegen zur Hoͤllen fahren muͤſ-
ſen, wie vielmehr werden diejenigen, welche
GOTT den HERRN vor einen hoͤl-
tzernen Goͤtzen, den ſie etwas zu bereden vermey-
nen, achten, geſtrafft werden, die Gnaden-Zeit
die dem Curidor nun verſaget iſt, ſtehet euch
noch offen. Darumb heute kehret umb, thut
das ungerechte Weſen von euch, ſeyd kein altes
Kind mehr, ſondern von dieſen Augenblick an

laſſet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0570" n="554"/>
digen. Das er&#x017F;te Stu&#x0364;cke ko&#x0364;nte noch <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ir</hi>en,<lb/>
und wu&#x0364;rdet ihr, zumahl die&#x017F;es Mittel in denen<lb/>
Zufa&#x0364;llen der Augen &#x017F;ehr wohl thut, nach guten<lb/>
Abgang haben; Allein was wollet ihr aus dem<lb/>
anderen Mi&#x017F;chma&#x017F;ch machen, und wie ko&#x0364;n&#x0303;et ihr<lb/>
ein &#x017F;o unordentlich vermi&#x017F;chtes We&#x017F;en, das euch<lb/>
vielleicht im Traume vorkommen i&#x017F;t, vor ein<lb/>
&#x017F;icheres <hi rendition="#aq">Medicament</hi> in Kranckheiten ausge-<lb/>
ben; Ach <hi rendition="#aq">Tournildo</hi> ihr habet lange aber u&#x0364;bel<lb/>
gelebet, die Verblendung hat euch recht gethan<lb/>
zu haben eingebildet: Alleine wir ko&#x0364;nnen in un-<lb/>
&#x017F;eren Sachen nicht &#x017F;elb&#x017F;t Richter &#x017F;eyn, &#x017F;ondern,<lb/>
der alles aufs genaue&#x017F;te unter&#x017F;ucht, wei&#x017F;et uns,<lb/>
daß beyder&#x017F;eits Wege allzuweit von einander<lb/><hi rendition="#aq">differir</hi>en und unter&#x017F;chieden &#x017F;ind, die Wage<lb/>
wird gewißlich keinen Aus&#x017F;chlag un&#x017F;eres<lb/>
Thuns geben, wir &#x017F;chmu&#x0364;cken und beklei&#x017F;teren<lb/>
es mit un&#x017F;erer Scheinheiligkeit wie wir auch<lb/>
immer wollen, hat <hi rendition="#aq">Curidor</hi> &#x017F;eines eingebildeten<lb/>
Gottesdien&#x017F;ts wegen zur Ho&#x0364;llen fahren mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, wie vielmehr werden diejenigen, welche<lb/><hi rendition="#fr">GOTT</hi> den <hi rendition="#fr">HERRN</hi> vor einen ho&#x0364;l-<lb/>
tzernen Go&#x0364;tzen, den &#x017F;ie etwas zu bereden vermey-<lb/>
nen, achten, ge&#x017F;trafft werden, die Gnaden-Zeit<lb/>
die dem <hi rendition="#aq">Curidor</hi> nun ver&#x017F;aget i&#x017F;t, &#x017F;tehet euch<lb/>
noch offen. Darumb heute kehret umb, thut<lb/>
das ungerechte We&#x017F;en von euch, &#x017F;eyd kein altes<lb/>
Kind mehr, &#x017F;ondern von die&#x017F;en Augenblick an<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">la&#x017F;&#x017F;et</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[554/0570] digen. Das erſte Stuͤcke koͤnte noch paſſiren, und wuͤrdet ihr, zumahl dieſes Mittel in denen Zufaͤllen der Augen ſehr wohl thut, nach guten Abgang haben; Allein was wollet ihr aus dem anderen Miſchmaſch machen, und wie koͤñet ihr ein ſo unordentlich vermiſchtes Weſen, das euch vielleicht im Traume vorkommen iſt, vor ein ſicheres Medicament in Kranckheiten ausge- ben; Ach Tournildo ihr habet lange aber uͤbel gelebet, die Verblendung hat euch recht gethan zu haben eingebildet: Alleine wir koͤnnen in un- ſeren Sachen nicht ſelbſt Richter ſeyn, ſondern, der alles aufs genaueſte unterſucht, weiſet uns, daß beyderſeits Wege allzuweit von einander differiren und unterſchieden ſind, die Wage wird gewißlich keinen Ausſchlag unſeres Thuns geben, wir ſchmuͤcken und bekleiſteren es mit unſerer Scheinheiligkeit wie wir auch immer wollen, hat Curidor ſeines eingebildeten Gottesdienſts wegen zur Hoͤllen fahren muͤſ- ſen, wie vielmehr werden diejenigen, welche GOTT den HERRN vor einen hoͤl- tzernen Goͤtzen, den ſie etwas zu bereden vermey- nen, achten, geſtrafft werden, die Gnaden-Zeit die dem Curidor nun verſaget iſt, ſtehet euch noch offen. Darumb heute kehret umb, thut das ungerechte Weſen von euch, ſeyd kein altes Kind mehr, ſondern von dieſen Augenblick an laſſet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/570
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/570>, abgerufen am 22.11.2024.