kehren und sich erfrischen könte? Nein! sprach der arme Gesell, man muß da eines Ganges fortgehen, und sich nicht viel umbsehen, noch auffhalten, auch ist weder Wein-noch Bier- Schencke daherumb, denn auf den Weg des Le- bens sind solche Leuthe nicht zu finden. Jch fragte, hat es denn auch keine Simplicisten oder Trugisten in der Nähe? Dann so ich nicht was zur Labung habe, wird es mir unmöglich wei- ter fortzukommen. Nein! Nein! sprach der Arme, vor Jahren als die Simplicisten mit de- nen einfachen Dingen und Waaren umbgegan- gen sind, da hat man je zu weilen einen vergön- net auf diesen Weg zu kommen, aber seithero sie mit Compositis u. Chymistereyen umbgehen, und denen Apoteckern in die Kunst greiffen wol- len, welche sie doch nicht erlernet haben, ist ihnen dieser Weg als betrüglich, und gefährlichen Leuthen gar verbothen worden. Was hilfft es nun einen Menschen, wann er auch die gantze Welt gewönne, da es hier kaum mit Betrug und allen etliche Groschen Prosit bringet, und litte Schaden an seinen ewigen Wohl. O Thor- heit! Andreas fahret fort! Andreas sagte: Nun kommen die Vaganten, die entweder zu Pferd oder Esel oder auch an einen Tisch- lein ihre Wurm Kräuter, Zahn-Salben, Bä- ren-Schmaltz, Gembsen-Kugeln und derglei-
chen
kehren und ſich erfriſchen koͤnte? Nein! ſprach der arme Geſell, man muß da eines Ganges fortgehen, und ſich nicht viel umbſehen, noch auffhalten, auch iſt weder Wein-noch Bier- Schencke daherumb, denn auf den Weg des Le- bens ſind ſolche Leuthe nicht zu finden. Jch fragte, hat es denn auch keine Simpliciſten oder Trugiſten in der Naͤhe? Dann ſo ich nicht was zur Labung habe, wird es mir unmoͤglich wei- ter fortzukommen. Nein! Nein! ſprach der Arme, vor Jahren als die Simpliciſten mit de- nen einfachen Dingen und Waaren umbgegan- gen ſind, da hat man je zu weilen einen vergoͤn- net auf dieſen Weg zu kommen, aber ſeithero ſie mit Compoſitis u. Chymiſtereyen umbgehen, und denen Apoteckern in die Kunſt greiffen wol- len, welche ſie doch nicht erlernet haben, iſt ihnen dieſer Weg als betruͤglich, und gefaͤhrlichen Leuthen gar verbothen worden. Was hilfft es nun einen Menſchen, wann er auch die gantze Welt gewoͤñe, da es hier kaum mit Betrug und allen etliche Groſchen Proſit bringet, und litte Schaden an ſeinen ewigen Wohl. O Thor- heit! Andreas fahret fort! Andreas ſagte: Nun kommen die Vaganten, die entweder zu Pferd oder Eſel oder auch an einen Tiſch- lein ihre Wurm Kraͤuter, Zahn-Salben, Baͤ- ren-Schmaltz, Gembſen-Kugeln und derglei-
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kehren und ſich erfriſchen koͤnte? Nein! ſprach
der arme Geſell, man muß da eines Ganges
fortgehen, und ſich nicht viel umbſehen, noch
auffhalten, auch iſt weder Wein-noch Bier-
Schencke daherumb, denn auf den Weg des Le-
bens ſind ſolche Leuthe nicht zu finden. Jch
fragte, hat es denn auch keine Simpliciſten oder
Trugiſten in der Naͤhe? Dann ſo ich nicht was
zur Labung habe, wird es mir unmoͤglich wei-
ter fortzukommen. Nein! Nein! ſprach der
Arme, vor Jahren als die Simpliciſten mit de-
nen einfachen Dingen und Waaren umbgegan-
gen ſind, da hat man je zu weilen einen vergoͤn-
net auf dieſen Weg zu kommen, aber ſeithero ſie
mit Compoſitis u. Chymiſtereyen umbgehen,
und denen Apoteckern in die Kunſt greiffen wol-
len, welche ſie doch nicht erlernet haben, iſt ihnen
dieſer Weg als betruͤglich, und gefaͤhrlichen
Leuthen gar verbothen worden. Was hilfft es
nun einen Menſchen, wann er auch die gantze
Welt gewoͤñe, da es hier kaum mit Betrug und
allen etliche Groſchen Proſit bringet, und litte
Schaden an ſeinen ewigen Wohl. O Thor-
heit! Andreas fahret fort! Andreas ſagte:
Nun kommen die Vaganten, die entweder zu
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/658>, abgerufen am 22.11.2024.
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