Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

verdingte. Als der Superintendente erfuhr,
daß mein Herr in der Stadt wäre, ließ er ihn
zu sich zum Mittags-Mahl erbitten, da er
auch erschien, und weil bey Tische vielerley Di-
scours
e und von Fertigkeit derer Gemüther vor-
fielen, stellete mein Herr dem Herrn Superin-
tendent
en mich zum Exempel vor, da mich denn
derselbe auf unterschiedene Arth und Weise be-
fragte: und nachdem ich ihn auf alles nach Ver-
gnügen geantwortet hatte, sagte er: Mein
Sohn fahre fort! ich werde mich bemühen, wie
ich dich ehistens unterbringe, und eine Gnaden-
Stelle dir auswürcke, damit du in deinen Stu-
diis
nicht verabsäumet werdest. Und er Herr
Bruder lasse ihm dieses Subjectum noch ferner
anbefohlen seyn, und erwarte die reiche Beloh-
nung von dem Vergelter alles Guten, welches
auch mein Herr versprach: sagende, Ew. Hoch-
Ehrwürden versicheren sich, daß der Mensche
mir so lieb als mein leiblicher Bruder ist, und
bedancke ich mich selbst schuldigst vor alle hohe
Vorsorge. Wie denn auch ich gegen ihn mich
selbst in aller Demuth bedanckte; sagende:
GOtt der HErr sey ein reicher Vergelter seiner
Hoch-Ehrwürden und segne dieselbe mit ihren
Hochgeliebten Hause vor diese hohe Zuneigung
und Wohlthat tausendfältig. Nach der Zeit,
als mein Herr alleine war, uud Niemanden

mehr

verdingte. Als der Superintendente erfuhr,
daß mein Herr in der Stadt waͤre, ließ er ihn
zu ſich zum Mittags-Mahl erbitten, da er
auch erſchien, und weil bey Tiſche vielerley Di-
ſcourſ
e und von Fertigkeit dereꝛ Gemuͤther vor-
fielen, ſtellete mein Herr dem Herrn Superin-
tendent
en mich zum Exempel vor, da mich deñ
derſelbe auf unterſchiedene Arth und Weiſe be-
fragte: und nachdem ich ihn auf alles nach Ver-
gnuͤgen geantwortet hatte, ſagte er: Mein
Sohn fahre fort! ich werde mich bemuͤhen, wie
ich dich ehiſtens unterbringe, und eine Gnaden-
Stelle dir auswuͤrcke, damit du in deinen Stu-
diis
nicht verabſaͤumet werdeſt. Und er Herr
Bruder laſſe ihm dieſes Subjectum noch ferner
anbefohlen ſeyn, und erwarte die reiche Beloh-
nung von dem Vergelter alles Guten, welches
auch mein Herr verſprach: ſagende, Ew. Hoch-
Ehrwuͤrden verſicheren ſich, daß der Menſche
mir ſo lieb als mein leiblicher Bruder iſt, und
bedancke ich mich ſelbſt ſchuldigſt vor alle hohe
Vorſorge. Wie denn auch ich gegen ihn mich
ſelbſt in aller Demuth bedanckte; ſagende:
GOtt der HErr ſey ein reicher Vergelter ſeiner
Hoch-Ehrwuͤrden und ſegne dieſelbe mit ihren
Hochgeliebten Hauſe vor dieſe hohe Zuneigung
und Wohlthat tauſendfaͤltig. Nach der Zeit,
als mein Herr alleine war, uud Niemanden

mehr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0724" n="708"/>
verdingte. Als der <hi rendition="#aq">Superintendent</hi>e erfuhr,<lb/>
daß mein Herr in der Stadt wa&#x0364;re, ließ er ihn<lb/>
zu &#x017F;ich zum Mittags-Mahl erbitten, da er<lb/>
auch er&#x017F;chien, und weil bey Ti&#x017F;che vielerley <hi rendition="#aq">Di-<lb/>
&#x017F;cour&#x017F;</hi>e und von Fertigkeit dere&#xA75B; Gemu&#x0364;ther vor-<lb/>
fielen, &#x017F;tellete mein Herr dem Herrn <hi rendition="#aq">Superin-<lb/>
tendent</hi>en mich zum Exempel vor, da mich den&#x0303;<lb/>
der&#x017F;elbe auf unter&#x017F;chiedene Arth und Wei&#x017F;e be-<lb/>
fragte: und nachdem ich ihn auf alles nach Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen geantwortet hatte, &#x017F;agte er: Mein<lb/>
Sohn fahre fort! ich werde mich bemu&#x0364;hen, wie<lb/>
ich dich ehi&#x017F;tens unterbringe, und eine Gnaden-<lb/>
Stelle dir auswu&#x0364;rcke, damit du in deinen <hi rendition="#aq">Stu-<lb/>
diis</hi> nicht verab&#x017F;a&#x0364;umet werde&#x017F;t. Und er Herr<lb/>
Bruder la&#x017F;&#x017F;e ihm die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Subjectum</hi> noch ferner<lb/>
anbefohlen &#x017F;eyn, und erwarte die reiche Beloh-<lb/>
nung von dem Vergelter alles Guten, welches<lb/>
auch mein Herr ver&#x017F;prach: &#x017F;agende, Ew. Hoch-<lb/>
Ehrwu&#x0364;rden ver&#x017F;icheren &#x017F;ich, daß der Men&#x017F;che<lb/>
mir &#x017F;o lieb als mein leiblicher Bruder i&#x017F;t, und<lb/>
bedancke ich mich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chuldig&#x017F;t vor alle hohe<lb/>
Vor&#x017F;orge. Wie denn auch ich gegen ihn mich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t in aller Demuth bedanckte; &#x017F;agende:<lb/>
GOtt der HErr &#x017F;ey ein reicher Vergelter &#x017F;einer<lb/>
Hoch-Ehrwu&#x0364;rden und &#x017F;egne die&#x017F;elbe mit ihren<lb/>
Hochgeliebten Hau&#x017F;e vor die&#x017F;e hohe Zuneigung<lb/>
und Wohlthat tau&#x017F;endfa&#x0364;ltig. Nach der Zeit,<lb/>
als mein Herr alleine war, uud Niemanden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mehr</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[708/0724] verdingte. Als der Superintendente erfuhr, daß mein Herr in der Stadt waͤre, ließ er ihn zu ſich zum Mittags-Mahl erbitten, da er auch erſchien, und weil bey Tiſche vielerley Di- ſcourſe und von Fertigkeit dereꝛ Gemuͤther vor- fielen, ſtellete mein Herr dem Herrn Superin- tendenten mich zum Exempel vor, da mich deñ derſelbe auf unterſchiedene Arth und Weiſe be- fragte: und nachdem ich ihn auf alles nach Ver- gnuͤgen geantwortet hatte, ſagte er: Mein Sohn fahre fort! ich werde mich bemuͤhen, wie ich dich ehiſtens unterbringe, und eine Gnaden- Stelle dir auswuͤrcke, damit du in deinen Stu- diis nicht verabſaͤumet werdeſt. Und er Herr Bruder laſſe ihm dieſes Subjectum noch ferner anbefohlen ſeyn, und erwarte die reiche Beloh- nung von dem Vergelter alles Guten, welches auch mein Herr verſprach: ſagende, Ew. Hoch- Ehrwuͤrden verſicheren ſich, daß der Menſche mir ſo lieb als mein leiblicher Bruder iſt, und bedancke ich mich ſelbſt ſchuldigſt vor alle hohe Vorſorge. Wie denn auch ich gegen ihn mich ſelbſt in aller Demuth bedanckte; ſagende: GOtt der HErr ſey ein reicher Vergelter ſeiner Hoch-Ehrwuͤrden und ſegne dieſelbe mit ihren Hochgeliebten Hauſe vor dieſe hohe Zuneigung und Wohlthat tauſendfaͤltig. Nach der Zeit, als mein Herr alleine war, uud Niemanden mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/724
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/724>, abgerufen am 22.11.2024.