Worauff ich mich als ein Studiosus immatri- culiren ließ. So viel nun mir nur Zeit gegön- net wurde, besuchte ich die Collegia fleißig, und gebrauchte aus Permission meines Herrn seine Bücher aufs beste. Bey diesen vortrefflichen Medico hielt ich mich bey nahe 5. Jahr lang auf, versahe zuweilen seine Patienten mit, und ich hatte die Zeit über, aus eigener Praxis auf die 200. Rthlr. gesammlet, damit den Gradum zu er- langen; alleine, wie alles in der Welt vergänglich ist, so gienge es auch mir allhier, und wurde mir mein Herr durch einen schnellen Schlag-Fluß entrissen. Wie ich nun nach dessen Absterben mein Geld employren, und nebenst Erlangung des Gradus auch eine Reise nach Italien thun wolte, wurde ich nicht weit von Zenbo von ei- nem meiner Cameraden bestohlen, welcher mir alle mein Geld entwendete. Jch vor Angst und Betrübniß, wuste weder aus noch ein, gieng vol- lend nach Dorent, da begab es sich, daß gleich Comoedianten daselbst ihr Gewerbe hatten, zu denen ich mich aus Noth begab, und zog zwey Jahr lang mit ihnen herumb. Es trug sich a- ber zu, daß, als wir von Dantzig aus nach Lü- beck reisen wolten und uns zusammen auf ein Schiff dungen, daß nachdem wir nun auf der Ost-See 14. Tage lang widerwärtigen Wind hatten und stets laviren musten, bekamen wir
einen
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Worauff ich mich als ein Studioſus immatri- culiren ließ. So viel nun mir nur Zeit gegoͤn- net wurde, beſuchte ich die Collegia fleißig, und gebrauchte aus Permiſſion meines Herrn ſeine Buͤcher aufs beſte. Bey dieſen vortrefflichen Medico hielt ich mich bey nahe 5. Jahr lang auf, verſahe zuweilen ſeine Patienten mit, und ich hatte die Zeit uͤber, aus eigener Praxis auf die 200. Rthlr. geſam̃let, damit den Gradum zu er- langen; alleine, wie alles in deꝛ Welt veꝛgaͤnglich iſt, ſo gienge es auch mir allhier, und wurde mir mein Herr durch einen ſchnellen Schlag-Fluß entriſſen. Wie ich nun nach deſſen Abſterben mein Geld employren, und nebenſt Erlangung des Gradus auch eine Reiſe nach Italien thun wolte, wurde ich nicht weit von Zenbo von ei- nem meiner Cameraden beſtohlen, welcher mir alle mein Geld entwendete. Jch vor Angſt und Betꝛuͤbniß, wuſte weder aus noch ein, gieng vol- lend nach Dorent, da begab es ſich, daß gleich Comœdianten daſelbſt ihr Gewerbe hatten, zu denen ich mich aus Noth begab, und zog zwey Jahr lang mit ihnen herumb. Es trug ſich a- ber zu, daß, als wir von Dantzig aus nach Luͤ- beck reiſen wolten und uns zuſammen auf ein Schiff dungen, daß nachdem wir nun auf der Oſt-See 14. Tage lang widerwaͤrtigen Wind hatten und ſtets laviren muſten, bekamen wir
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Worauff ich mich als ein Studioſus immatri-
culiren ließ. So viel nun mir nur Zeit gegoͤn-
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gebrauchte aus Permiſſion meines Herrn ſeine
Buͤcher aufs beſte. Bey dieſen vortrefflichen
Medico hielt ich mich bey nahe 5. Jahr lang
auf, verſahe zuweilen ſeine Patienten mit, und
ich hatte die Zeit uͤber, aus eigener Praxis auf die
200. Rthlr. geſam̃let, damit den Gradum zu er-
langen; alleine, wie alles in deꝛ Welt veꝛgaͤnglich
iſt, ſo gienge es auch mir allhier, und wurde mir
mein Herr durch einen ſchnellen Schlag-Fluß
entriſſen. Wie ich nun nach deſſen Abſterben
mein Geld employren, und nebenſt Erlangung
des Gradus auch eine Reiſe nach Italien thun
wolte, wurde ich nicht weit von Zenbo von ei-
nem meiner Cameraden beſtohlen, welcher mir
alle mein Geld entwendete. Jch vor Angſt und
Betꝛuͤbniß, wuſte weder aus noch ein, gieng vol-
lend nach Dorent, da begab es ſich, daß gleich
Comœdianten daſelbſt ihr Gewerbe hatten, zu
denen ich mich aus Noth begab, und zog zwey
Jahr lang mit ihnen herumb. Es trug ſich a-
ber zu, daß, als wir von Dantzig aus nach Luͤ-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/729>, abgerufen am 22.11.2024.
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