Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

holte Artzeney, und stieß von unten eine vermo-
derende Materie mit verfaulten Stücken Bluts
von der Frauen, daß des Gestancks halben fast
Niemand bleiben kunte, und die darauf folgen-
de Nacht geschach es wieder zu dreyen mahlen;
gegen den Morgen fieng sie an zu schlaffen, und
ruhete drey Stunden lang, die Raserey legte sich
auch. Eckarth bath Siegfrieden, daß er ein
Stärck-Träncklein verschreiben solte, wie auch
erwärmende Mutter Kräuter zum Bade, so er
willig und gerne that. Weil aber Eckarth sei-
ne Reise weiter setzen wolte, ordinirte er was fer-
ner zu thun sey, mit Bitte an den Wirth, nach
Endigung seiner Liebsten Kranckheit, (die er
bald zu erfahren wüntschte) ihm selbige per po-
sta
Groß-günstig zu wissen zu thun. Der
Wirth wuste nicht Dancksagung genung zu
finden, Eckarthen anzuthun, und weil er ver-
spürte: daß Eckarth eine Person von hoher Con-
dition
seyn müste, hinterbrachte er solches seinen
Herren Collegen, und erinnerte bey den Exami-
ne,
worumb ihn Eckarth gebeten hatte, welches
auch unter andern die erste Frage mit war.
Erstlich verneineten die Räuber die That, als
man ihnen aber den Hencker vorstellte, bekand-
ten sie solches geschehen zu seyn, die Ducaten
auch noch ungetheilt beysammen wären, und
man solche noch habhafft könte werden. Als

ge-
A a a 5

holte Artzeney, und ſtieß von unten eine vermo-
derende Materie mit verfaulten Stuͤcken Bluts
von der Frauen, daß des Geſtancks halben faſt
Niemand bleiben kunte, und die darauf folgen-
de Nacht geſchach es wieder zu dreyen mahlen;
gegen den Morgen fieng ſie an zu ſchlaffen, und
ruhete drey Stunden lang, die Raſerey legte ſich
auch. Eckarth bath Siegfrieden, daß er ein
Staͤrck-Traͤncklein verſchreiben ſolte, wie auch
erwaͤrmende Mutter Kraͤuter zum Bade, ſo er
willig und gerne that. Weil aber Eckarth ſei-
ne Reiſe weiter ſetzen wolte, ordinirte er was fer-
ner zu thun ſey, mit Bitte an den Wirth, nach
Endigung ſeiner Liebſten Kranckheit, (die er
bald zu erfahren wuͤntſchte) ihm ſelbige per po-
ſta
Groß-guͤnſtig zu wiſſen zu thun. Der
Wirth wuſte nicht Danckſagung genung zu
finden, Eckarthen anzuthun, und weil er ver-
ſpuͤrte: daß Eckarth eine Perſon von hoher Con-
dition
ſeyn muͤſte, hinteꝛbꝛachte er ſolches ſeinen
Herren Collegen, und erinnerte bey den Exami-
ne,
worumb ihn Eckarth gebeten hatte, welches
auch unter andern die erſte Frage mit war.
Erſtlich verneineten die Raͤuber die That, als
man ihnen aber den Hencker vorſtellte, bekand-
ten ſie ſolches geſchehen zu ſeyn, die Ducaten
auch noch ungetheilt beyſammen waͤren, und
man ſolche noch habhafft koͤnte werden. Als

ge-
A a a 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0761" n="745"/>
holte Artzeney, und &#x017F;tieß von unten eine vermo-<lb/>
derende <hi rendition="#aq">Materi</hi>e mit verfaulten Stu&#x0364;cken Bluts<lb/>
von der Frauen, daß des Ge&#x017F;tancks halben fa&#x017F;t<lb/>
Niemand bleiben kunte, und die darauf folgen-<lb/>
de Nacht ge&#x017F;chach es wieder zu dreyen mahlen;<lb/>
gegen den Morgen fieng &#x017F;ie an zu &#x017F;chlaffen, und<lb/>
ruhete drey Stunden lang, die Ra&#x017F;erey legte &#x017F;ich<lb/>
auch. Eckarth bath Siegfrieden, daß er ein<lb/>
Sta&#x0364;rck-Tra&#x0364;ncklein ver&#x017F;chreiben &#x017F;olte, wie auch<lb/>
erwa&#x0364;rmende Mutter Kra&#x0364;uter zum Bade, &#x017F;o er<lb/>
willig und gerne that. Weil aber Eckarth &#x017F;ei-<lb/>
ne Rei&#x017F;e weiter &#x017F;etzen wolte, <hi rendition="#aq">ordinir</hi>te er was fer-<lb/>
ner zu thun &#x017F;ey, mit Bitte an den Wirth, nach<lb/>
Endigung &#x017F;einer Lieb&#x017F;ten Kranckheit, (die er<lb/>
bald zu erfahren wu&#x0364;nt&#x017F;chte) ihm &#x017F;elbige <hi rendition="#aq">per po-<lb/>
&#x017F;ta</hi> Groß-gu&#x0364;n&#x017F;tig zu wi&#x017F;&#x017F;en zu thun. Der<lb/>
Wirth wu&#x017F;te nicht Danck&#x017F;agung genung zu<lb/>
finden, Eckarthen anzuthun, und weil er ver-<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;rte: daß Eckarth eine Per&#x017F;on von hoher <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
dition</hi> &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;te, hinte&#xA75B;b&#xA75B;achte er &#x017F;olches &#x017F;einen<lb/>
Herren <hi rendition="#aq">Colleg</hi>en, und erinnerte bey den <hi rendition="#aq">Exami-<lb/>
ne,</hi> worumb ihn Eckarth gebeten hatte, welches<lb/>
auch unter andern die er&#x017F;te Frage mit war.<lb/>
Er&#x017F;tlich verneineten die Ra&#x0364;uber die That, als<lb/>
man ihnen aber den Hencker vor&#x017F;tellte, bekand-<lb/>
ten &#x017F;ie &#x017F;olches ge&#x017F;chehen zu &#x017F;eyn, die <hi rendition="#aq">Ducat</hi>en<lb/>
auch noch ungetheilt bey&#x017F;ammen wa&#x0364;ren, und<lb/>
man &#x017F;olche noch habhafft ko&#x0364;nte werden. Als<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[745/0761] holte Artzeney, und ſtieß von unten eine vermo- derende Materie mit verfaulten Stuͤcken Bluts von der Frauen, daß des Geſtancks halben faſt Niemand bleiben kunte, und die darauf folgen- de Nacht geſchach es wieder zu dreyen mahlen; gegen den Morgen fieng ſie an zu ſchlaffen, und ruhete drey Stunden lang, die Raſerey legte ſich auch. Eckarth bath Siegfrieden, daß er ein Staͤrck-Traͤncklein verſchreiben ſolte, wie auch erwaͤrmende Mutter Kraͤuter zum Bade, ſo er willig und gerne that. Weil aber Eckarth ſei- ne Reiſe weiter ſetzen wolte, ordinirte er was fer- ner zu thun ſey, mit Bitte an den Wirth, nach Endigung ſeiner Liebſten Kranckheit, (die er bald zu erfahren wuͤntſchte) ihm ſelbige per po- ſta Groß-guͤnſtig zu wiſſen zu thun. Der Wirth wuſte nicht Danckſagung genung zu finden, Eckarthen anzuthun, und weil er ver- ſpuͤrte: daß Eckarth eine Perſon von hoher Con- dition ſeyn muͤſte, hinteꝛbꝛachte er ſolches ſeinen Herren Collegen, und erinnerte bey den Exami- ne, worumb ihn Eckarth gebeten hatte, welches auch unter andern die erſte Frage mit war. Erſtlich verneineten die Raͤuber die That, als man ihnen aber den Hencker vorſtellte, bekand- ten ſie ſolches geſchehen zu ſeyn, die Ducaten auch noch ungetheilt beyſammen waͤren, und man ſolche noch habhafft koͤnte werden. Als ge- A a a 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/761
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/761>, abgerufen am 22.11.2024.