Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

stunden die andern auch zu. Gotthart gab
vor wer weiß, ob nicht ein unsichtbahrer Ein-
helffer mit beywesend gewesen. Eckarth ver-
setzte: Nein! mein Herr Sohn, hier kan es
nicht wohl seyn, denn ob wohl der Teufel ein
Tausend-Künstler ist, so kan es hier, es sey denn
daß die Person mit ihm besessen wäre, nicht
seyn, so beweiset auch der langweilige Unter-
richt; daß eine Person, sonderlich ein Weibes-
Volck das fast mehr Sagax als ein Manns-
Volck, in solcher Wissenschafft eine Erfahrung
erhalten kan. Sufficit. Wir haben das Vor-
bringen Monsieur Wachtels der Physiogno-
mi
e ihr Recht zu thun, vernommen, zumahl
weil uns die Planeten-Leserin darzu noch mehr
Gelegenheit gegeben hat, auch der Abend nicht
so bald uns verjagen wird. Wachtel sprach:
Das ist wohl gewiß: daß aus dem Gesichte,
als Stirne, Augen und Nase, Mund/ Halß,
und den gantzen Haupte, wie auch der andern
Statur des Leibes viel zu nehmen u. zu schliessen
ist. Jn dieser Wissenschafft selbige den Lehr-be-
gierigen beyzubringen, hat der gelehrte Neopo-
lita
ner, Joh. Baptista Porta auffs mühsamste, so
wohl generaliter als particulariter sich bear-
beitet. Generaliter setzet er die Manns-Person
unter der Vorbildung des Leuens. Die Wei-
bes-Person aber des Parders. Andere wid-

men

ſtunden die andern auch zu. Gotthart gab
vor wer weiß, ob nicht ein unſichtbahrer Ein-
helffer mit beyweſend geweſen. Eckarth ver-
ſetzte: Nein! mein Herr Sohn, hier kan es
nicht wohl ſeyn, denn ob wohl der Teufel ein
Tauſend-Kuͤnſtler iſt, ſo kan es hier, es ſey denn
daß die Perſon mit ihm beſeſſen waͤre, nicht
ſeyn, ſo beweiſet auch der langweilige Unter-
richt; daß eine Perſon, ſonderlich ein Weibes-
Volck das faſt mehr Sagax als ein Manns-
Volck, in ſolcher Wiſſenſchafft eine Erfahrung
erhalten kan. Sufficit. Wir haben das Vor-
bringen Monſieur Wachtels der Phyſiogno-
mi
e ihr Recht zu thun, vernommen, zumahl
weil uns die Planeten-Leſerin darzu noch mehr
Gelegenheit gegeben hat, auch der Abend nicht
ſo bald uns verjagen wird. Wachtel ſprach:
Das iſt wohl gewiß: daß aus dem Geſichte,
als Stirne, Augen und Naſe, Mund/ Halß,
und den gantzen Haupte, wie auch der andern
Statur des Leibes viel zu nehmen u. zu ſchlieſſen
iſt. Jn dieſer Wiſſenſchafft ſelbige den Lehr-be-
gierigen beyzubringen, hat der gelehrte Neopo-
lita
ner, Joh. Baptiſta Porta auffs muͤhſamſte, ſo
wohl generaliter als particulariter ſich bear-
beitet. Generaliter ſetzet er die Manns-Perſon
unter der Vorbildung des Leuens. Die Wei-
bes-Perſon aber des Parders. Andere wid-

men
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0788" n="772"/>
&#x017F;tunden die andern auch zu. Gotthart gab<lb/>
vor wer weiß, ob nicht ein un&#x017F;ichtbahrer Ein-<lb/>
helffer mit beywe&#x017F;end gewe&#x017F;en. Eckarth ver-<lb/>
&#x017F;etzte: Nein! mein Herr Sohn, hier kan es<lb/>
nicht wohl &#x017F;eyn, denn ob wohl der Teufel ein<lb/>
Tau&#x017F;end-Ku&#x0364;n&#x017F;tler i&#x017F;t, &#x017F;o kan es hier, es &#x017F;ey denn<lb/>
daß die Per&#x017F;on mit ihm be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;re, nicht<lb/>
&#x017F;eyn, &#x017F;o bewei&#x017F;et auch der langweilige Unter-<lb/>
richt; daß eine Per&#x017F;on, &#x017F;onderlich ein Weibes-<lb/>
Volck das fa&#x017F;t mehr <hi rendition="#aq">Sagax</hi> als ein Manns-<lb/>
Volck, in &#x017F;olcher Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft eine Erfahrung<lb/>
erhalten kan. <hi rendition="#aq">Sufficit.</hi> Wir haben das Vor-<lb/>
bringen <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur</hi> Wachtels der <hi rendition="#aq">Phy&#x017F;iogno-<lb/>
mi</hi>e ihr Recht zu thun, vernommen, zumahl<lb/>
weil uns die Planeten-Le&#x017F;erin darzu noch mehr<lb/>
Gelegenheit gegeben hat, auch der Abend nicht<lb/>
&#x017F;o bald uns verjagen wird. Wachtel &#x017F;prach:<lb/>
Das i&#x017F;t wohl gewiß: daß aus dem Ge&#x017F;ichte,<lb/>
als Stirne, Augen und Na&#x017F;e, Mund/ Halß,<lb/>
und den gantzen Haupte, wie auch der andern<lb/><hi rendition="#aq">Statur</hi> des Leibes viel zu nehmen u. zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t. Jn die&#x017F;er Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft &#x017F;elbige den Lehr-be-<lb/>
gierigen beyzubringen, hat der gelehrte <hi rendition="#aq">Neopo-<lb/>
lita</hi>ner, <hi rendition="#aq">Joh. Bapti&#x017F;ta Porta</hi> auffs mu&#x0364;h&#x017F;am&#x017F;te, &#x017F;o<lb/>
wohl <hi rendition="#aq">generaliter</hi> als <hi rendition="#aq">particulariter</hi> &#x017F;ich bear-<lb/>
beitet. <hi rendition="#aq">Generaliter</hi> &#x017F;etzet er die Manns-Per&#x017F;on<lb/>
unter der Vorbildung des Leuens. Die Wei-<lb/>
bes-Per&#x017F;on aber des Parders. Andere wid-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[772/0788] ſtunden die andern auch zu. Gotthart gab vor wer weiß, ob nicht ein unſichtbahrer Ein- helffer mit beyweſend geweſen. Eckarth ver- ſetzte: Nein! mein Herr Sohn, hier kan es nicht wohl ſeyn, denn ob wohl der Teufel ein Tauſend-Kuͤnſtler iſt, ſo kan es hier, es ſey denn daß die Perſon mit ihm beſeſſen waͤre, nicht ſeyn, ſo beweiſet auch der langweilige Unter- richt; daß eine Perſon, ſonderlich ein Weibes- Volck das faſt mehr Sagax als ein Manns- Volck, in ſolcher Wiſſenſchafft eine Erfahrung erhalten kan. Sufficit. Wir haben das Vor- bringen Monſieur Wachtels der Phyſiogno- mie ihr Recht zu thun, vernommen, zumahl weil uns die Planeten-Leſerin darzu noch mehr Gelegenheit gegeben hat, auch der Abend nicht ſo bald uns verjagen wird. Wachtel ſprach: Das iſt wohl gewiß: daß aus dem Geſichte, als Stirne, Augen und Naſe, Mund/ Halß, und den gantzen Haupte, wie auch der andern Statur des Leibes viel zu nehmen u. zu ſchlieſſen iſt. Jn dieſer Wiſſenſchafft ſelbige den Lehr-be- gierigen beyzubringen, hat der gelehrte Neopo- litaner, Joh. Baptiſta Porta auffs muͤhſamſte, ſo wohl generaliter als particulariter ſich bear- beitet. Generaliter ſetzet er die Manns-Perſon unter der Vorbildung des Leuens. Die Wei- bes-Perſon aber des Parders. Andere wid- men

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/788
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 772. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/788>, abgerufen am 22.11.2024.