verlange euer keinen, als vorgenannten D. Rhadrecht. Wohlan denn antwortete er, wann er mich verlanget, hier bin ich, und hier- mit stieg er aus der Carosse, und fragte mich: was mein Begehren wäre? Jch gab zur Ant- wort: Er würde vielleicht vergessen haben, wie er mich ehemahliger Zeit tractirt, und mich umb meine zeitliche Wohlfahrt gebracht hätte: Worauff er replicirte: solches wäre ihm alles unwissend; davor solt ihr sagte ich, mit euren Leben büssen, könnet also kniend oder stehend euch GOtt befehlen, und so bald befahl ich meinen 6. Reutern, die ich umb ihn gestellet hatte, daß sie ihre Carabiner auf ihn lösen und erschiessen solten: Diese nicht faul, legten die Hand an das Gewehr, der gute Mann solches sehende, kunte kein Wort noch Sylbe mehr vorbringen, und erblaßte gleich einer Leiche, seinen Todt nun vor Augen se- hende; darauff schrye ich, halt Cameraden; und zu D. Rhadregten sagte ich: Diesesmahl soll ihme das Leben geschencket seyn, stieg von meinem Roß, trat zu ihm und erzehlte ihm wer ich wäre, und wie daß er damahls meinet- wegen so sehr auf die Relegation gedrungen, und gleich wie ihm diesesmahl zu muthe gewe- sen, gleicher Gestalt hätte selbiger Zeit mein Hertz in der Angst-Presse gelegen, als ich mei-
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verlange euer keinen, als vorgenannten D. Rhadrecht. Wohlan denn antwortete er, wann er mich verlanget, hier bin ich, und hier- mit ſtieg er aus der Caroſſe, und fragte mich: was mein Begehren waͤre? Jch gab zur Ant- wort: Er wuͤrde vielleicht vergeſſen haben, wie er mich ehemahliger Zeit tractirt, und mich umb meine zeitliche Wohlfahrt gebracht haͤtte: Worauff er replicirte: ſolches waͤre ihm alles unwiſſend; davor ſolt ihr ſagte ich, mit euren Leben buͤſſen, koͤnnet alſo kniend oder ſtehend euch GOtt befehlen, und ſo bald befahl ich meinen 6. Reutern, die ich umb ihn geſtellet hatte, daß ſie ihre Carabiner auf ihn loͤſen und erſchieſſen ſolten: Dieſe nicht faul, legten die Hand an das Gewehr, der gute Mann ſolches ſehende, kunte kein Wort noch Sylbe mehr vorbringen, und erblaßte gleich einer Leiche, ſeinen Todt nun vor Augen ſe- hende; darauff ſchrye ich, halt Cameraden; und zu D. Rhadregten ſagte ich: Dieſesmahl ſoll ihme das Leben geſchencket ſeyn, ſtieg von meinem Roß, trat zu ihm und erzehlte ihm wer ich waͤre, und wie daß er damahls meinet- wegen ſo ſehr auf die Relegation gedrungen, und gleich wie ihm dieſesmahl zu muthe gewe- ſen, gleicher Geſtalt haͤtte ſelbiger Zeit mein Hertz in der Angſt-Preſſe gelegen, als ich mei-
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verlange euer keinen, als vorgenannten D.
Rhadrecht. Wohlan denn antwortete er,
wann er mich verlanget, hier bin ich, und hier-
mit ſtieg er aus der Caroſſe, und fragte mich:
was mein Begehren waͤre? Jch gab zur Ant-
wort: Er wuͤrde vielleicht vergeſſen haben,
wie er mich ehemahliger Zeit tractirt, und
mich umb meine zeitliche Wohlfahrt gebracht
haͤtte: Worauff er replicirte: ſolches waͤre
ihm alles unwiſſend; davor ſolt ihr ſagte ich,
mit euren Leben buͤſſen, koͤnnet alſo kniend
oder ſtehend euch GOtt befehlen, und ſo bald
befahl ich meinen 6. Reutern, die ich umb ihn
geſtellet hatte, daß ſie ihre Carabiner auf ihn
loͤſen und erſchieſſen ſolten: Dieſe nicht faul,
legten die Hand an das Gewehr, der gute
Mann ſolches ſehende, kunte kein Wort noch
Sylbe mehr vorbringen, und erblaßte gleich
einer Leiche, ſeinen Todt nun vor Augen ſe-
hende; darauff ſchrye ich, halt Cameraden;
und zu D. Rhadregten ſagte ich: Dieſesmahl
ſoll ihme das Leben geſchencket ſeyn, ſtieg von
meinem Roß, trat zu ihm und erzehlte ihm
wer ich waͤre, und wie daß er damahls meinet-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/81>, abgerufen am 21.11.2024.
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