kam, brachte er ein Büchlein von der Salbe mit, und erzehlte denen Unsrigen des Quacksalbers Vorbringen; da denn Eckarth sonderlich la- chen muste, als der Wirth mit einer Verwun- derungs-Mine ihnen referirte, wie daß dieser Nachrichter sich schon ausgerichtet hätte, und wann er wolte, deswegen könte ein Doctor wer- den. Mein lieber Herr Wirth, versetzte Eckarth, er ist gar einer unrechten Meynung: Man hält bey denen gemeinen Leuthen davor, wann ein Scharff oder Nachrichter (Freymann) 300. Malefiz-Personen justificirt oder gerichtet hat, so ist er mit seiner Zahl fertig, und könne her- nach den Doctor-Grad erlangen. Was das erstere betrifft, weiß ich wohl nicht, woher das Privilegium kommen sey. Und wann dem gleich also wäre, so kan ich nicht begreiffen, was 300. arme Sünder zu executiren, Köpffe ab- zuhauen, rädern, hencken etc. vor eine gründli- che Wissenschafft in der Medicin einem Nach- richter gebe, daß er dadurch denen Menschen in Kranckheiten beyräthig seyn könne, in der Chi- rurgie möchte er, wann er fleißig in Vieh- Durchsuchen ist, mit Bey-lesung guter Bücher wäre, noch was nützliches ausrichten, sonst kön- te ein unmenschlicher Tartar oder Scythe durch gleiche Action mehrere Erfahrung als er erlangen. Daß aber nach verrichteter Hin-
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kam, brachte er ein Buͤchlein von der Salbe mit, und erzehlte denen Unſrigen des Quackſalbers Vorbringen; da denn Eckarth ſonderlich la- chen muſte, als der Wirth mit einer Verwun- derungs-Mine ihnen referirte, wie daß dieſer Nachrichter ſich ſchon ausgerichtet haͤtte, und wann er wolte, deswegen koͤnte ein Doctor wer- den. Mein lieber Herr Wirth, verſetzte Eckarth, er iſt gar einer unrechten Meynung: Man haͤlt bey denen gemeinen Leuthen davor, wann ein Scharff oder Nachrichter (Freymann) 300. Malefiz-Perſonen juſtificirt oder gerichtet hat, ſo iſt er mit ſeiner Zahl fertig, und koͤnne her- nach den Doctor-Grad erlangen. Was das erſtere betrifft, weiß ich wohl nicht, woher das Privilegium kommen ſey. Und wann dem gleich alſo waͤre, ſo kan ich nicht begreiffen, was 300. arme Suͤnder zu executiren, Koͤpffe ab- zuhauen, raͤdern, hencken ꝛc. vor eine gruͤndli- che Wiſſenſchafft in der Medicin einem Nach- richter gebe, daß er dadurch denen Menſchen in Kranckheiten beyraͤthig ſeyn koͤnne, in der Chi- rurgie moͤchte er, wann er fleißig in Vieh- Durchſuchen iſt, mit Bey-leſung guter Buͤcher waͤre, noch was nuͤtzliches ausrichten, ſonſt koͤn- te ein unmenſchlicher Tartar oder Scythe durch gleiche Action mehrere Erfahrung als er erlangen. Daß aber nach verrichteter Hin-
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kam, brachte er ein Buͤchlein von der Salbe mit,
und erzehlte denen Unſrigen des Quackſalbers
Vorbringen; da denn Eckarth ſonderlich la-
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derungs-Mine ihnen referirte, wie daß dieſer
Nachrichter ſich ſchon ausgerichtet haͤtte, und
wann er wolte, deswegen koͤnte ein Doctor wer-
den. Mein lieber Herr Wirth, verſetzte Eckarth,
er iſt gar einer unrechten Meynung: Man haͤlt
bey denen gemeinen Leuthen davor, wann ein
Scharff oder Nachrichter (Freymann) 300.
Malefiz-Perſonen juſtificirt oder gerichtet hat,
ſo iſt er mit ſeiner Zahl fertig, und koͤnne her-
nach den Doctor-Grad erlangen. Was das
erſtere betrifft, weiß ich wohl nicht, woher das
Privilegium kommen ſey. Und wann dem
gleich alſo waͤre, ſo kan ich nicht begreiffen, was
300. arme Suͤnder zu executiren, Koͤpffe ab-
zuhauen, raͤdern, hencken ꝛc. vor eine gruͤndli-
che Wiſſenſchafft in der Medicin einem Nach-
richter gebe, daß er dadurch denen Menſchen in
Kranckheiten beyraͤthig ſeyn koͤnne, in der Chi-
rurgie moͤchte er, wann er fleißig in Vieh-
Durchſuchen iſt, mit Bey-leſung guter Buͤcher
waͤre, noch was nuͤtzliches ausrichten, ſonſt koͤn-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 953. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/969>, abgerufen am 22.11.2024.
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