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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Des II. Buchs VI. Cap.

Urtica urens pilulas ferens, C. B. Welsche Nessel. Urtica prima, Matth.
prima semine lini, Diosc. Romana, Trag. Eyst. Romana vel mascula, Lob. Tab. le-
gitima, Clus. urens prior, Dod.
Wird aus schertz auch wol Spanischer Majoran
genennet/ die unwissenden zu verleiten/ daß sie daran riechen/ und die nase brennen.

Das VI. Cap.
Zaserich Sommer-gewächse.
I. Was zaserich Sommer-gewächs sey.

JM anfang voriges Capitels ist allbereit gemeldet worden/
was durch zaserich Sommer gewächs zu verstehen sey/ nemlich
solche kreuter/ die den winter mit fläche und wurzel zu grund aus
vergehen/ und also durch jährliche ausstrewung ihres samens vor
gäntzlichem untergang erhalten werden müssen. Unter sotanen
findet sich hinwieder dieser unterscheid/ daß etliche haben Semen
durabile,
härtlichen Samen/ welcher sich selbst säct/ das ist/
wenn er aus den Samhülsen im Herbst auff die erde gefallen/
darin den Winter über ohn schaden des frosts liegen bleibet/ und
den folgenden Frühling auffgehet/ als Botrys, Borrago, Caltha,
Perfoliata:
etliche hergegen haben Semen tenerum, weichlichen oder zarten Sa-
men/ welcher so er von ihm selbst ausfället/ den Winter über im erdreich verdirbet/
und deswegen von nöhten hat/ daß er mit fleiß abgenommen/ und bis zur bequemen
Saat-zeit auff gehoben werde/ als Ocimum, Lupinus, Ricinus, Nasturtium Indi-
cum, Momordica.

II. Jhre Aussaat.

Belangend nun die jenigen/ so zarten Samen haben/ selbige der erden an zu
vertrawen ist der Frühling die rechte zeit: welche man aber unter diesen gern etwas
frühzeitiger erlangen wil/ die gehören auff das Hoch- oder Mistbett/ dessen zurüstung/
wie auch was den Mondwechsel betrifft/ droben im 2. cap. zur gnüge angezeiget
worden. Jmgleichen verstehet es sich leicht/ daß die einsamlung des Samens/ wenn
er reiff worden/ bey diesen gewächsen mit höchstem fleiß geschehen muß/ weil es das ei-
nige mittel ihrer fortpflantzung ist. Was aber den also genanten härtlichen Samen
belanget/ weil sotane Gewächs sich selber/ einige auch zum überfluß/ und verdruß des
Gärtners säen/ so scheinet unnöhtig zu seyn/ daß man sich ümb ihre aussaat beküm-
mere. Jedoch wenn man sie von newen in einen garten bringen wil/ so erweget man
nicht unbillig/ zu welcher zeit des jahrs ihre aussaat geschehen solle/ angesehen ihre
natürliche vermehrung durch den ausgefallenen Samen nicht im Frühling/ sondern
im Herbst sich begiebet. Und zwar man hat in acht genommen/ daß der Natur in
diesem stück zu folgen/ und die aussaat solcher härtlichen Samen auch bey Herbstzeit
angestellet werden könne.

III. Er-
Des II. Buchs VI. Cap.

Urtica urens pilulas ferens, C. B. Welſche Neſſel. Urtica prima, Matth.
prima ſemine lini, Dioſc. Romana, Trag. Eyſt. Romana vel maſcula, Lob. Tab. le-
gitima, Cluſ. urens prior, Dod.
Wird aus ſchertz auch wol Spaniſcher Majoran
genennet/ die unwiſſenden zu verleiten/ daß ſie daran riechen/ und die naſe brennen.

Das VI. Cap.
Zaſerich Sommer-gewaͤchſe.
I. Was zaſerich Sommer-gewaͤchs ſey.

JM anfang voriges Capitels iſt allbereit gemeldet worden/
was durch zaſerich Sommer gewaͤchs zu verſtehen ſey/ nemlich
ſolche kreuter/ die den winter mit flaͤche und wurzel zu grund aus
vergehen/ und alſo durch jaͤhrliche ausſtrewung ihres ſamens vor
gaͤntzlichem untergang erhalten werden muͤſſen. Unter ſotanen
findet ſich hinwieder dieſer unterſcheid/ daß etliche haben Semen
durabile,
haͤrtlichen Samen/ welcher ſich ſelbſt ſaͤct/ das iſt/
wenn er aus den Samhuͤlſen im Herbſt auff die erde gefallen/
darin den Winter uͤber ohn ſchaden des froſts liegen bleibet/ und
den folgenden Fruͤhling auffgehet/ als Botrys, Borrago, Caltha,
Perfoliata:
etliche hergegen haben Semen tenerum, weichlichen oder zarten Sa-
men/ welcher ſo er von ihm ſelbſt ausfaͤllet/ den Winter uͤber im erdreich verdirbet/
und deswegen von noͤhten hat/ daß er mit fleiß abgenommen/ und bis zur bequemen
Saat-zeit auff gehoben werde/ als Ocimum, Lupinus, Ricinus, Naſturtium Indi-
cum, Momordica.

II. Jhre Auſſaat.

Belangend nun die jenigen/ ſo zarten Samen haben/ ſelbige der erden an zu
vertrawen iſt der Fruͤhling die rechte zeit: welche man aber unter dieſen gern etwas
fruͤhzeitiger erlangen wil/ die gehoͤren auff das Hoch- oder Miſtbett/ deſſen zuruͤſtung/
wie auch was den Mondwechſel betrifft/ droben im 2. cap. zur gnuͤge angezeiget
worden. Jmgleichen verſtehet es ſich leicht/ daß die einſamlung des Samens/ wenn
er reiff worden/ bey dieſen gewaͤchſen mit hoͤchſtem fleiß geſchehen muß/ weil es das ei-
nige mittel ihrer fortpflantzung iſt. Was aber den alſo genanten haͤrtlichen Samen
belanget/ weil ſotane Gewaͤchs ſich ſelber/ einige auch zum uͤberfluß/ und verdruß des
Gaͤrtners ſaͤen/ ſo ſcheinet unnoͤhtig zu ſeyn/ daß man ſich uͤmb ihre auſſaat bekuͤm-
mere. Jedoch wenn man ſie von newen in einen garten bringen wil/ ſo erweget man
nicht unbillig/ zu welcher zeit des jahrs ihre auſſaat geſchehen ſolle/ angeſehen ihre
natuͤrliche vermehrung durch den ausgefallenen Samen nicht im Fruͤhling/ ſondern
im Herbſt ſich begiebet. Und zwar man hat in acht genommen/ daß der Natur in
dieſem ſtuͤck zu folgen/ und die auſſaat ſolcher haͤrtlichen Samen auch bey Herbſtzeit
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III. Er-
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[98/0130] Des II. Buchs VI. Cap. Urtica urens pilulas ferens, C. B. Welſche Neſſel. Urtica prima, Matth. prima ſemine lini, Dioſc. Romana, Trag. Eyſt. Romana vel maſcula, Lob. Tab. le- gitima, Cluſ. urens prior, Dod. Wird aus ſchertz auch wol Spaniſcher Majoran genennet/ die unwiſſenden zu verleiten/ daß ſie daran riechen/ und die naſe brennen. Das VI. Cap. Zaſerich Sommer-gewaͤchſe. I. Was zaſerich Sommer-gewaͤchs ſey. JM anfang voriges Capitels iſt allbereit gemeldet worden/ was durch zaſerich Sommer gewaͤchs zu verſtehen ſey/ nemlich ſolche kreuter/ die den winter mit flaͤche und wurzel zu grund aus vergehen/ und alſo durch jaͤhrliche ausſtrewung ihres ſamens vor gaͤntzlichem untergang erhalten werden muͤſſen. Unter ſotanen findet ſich hinwieder dieſer unterſcheid/ daß etliche haben Semen durabile, haͤrtlichen Samen/ welcher ſich ſelbſt ſaͤct/ das iſt/ wenn er aus den Samhuͤlſen im Herbſt auff die erde gefallen/ darin den Winter uͤber ohn ſchaden des froſts liegen bleibet/ und den folgenden Fruͤhling auffgehet/ als Botrys, Borrago, Caltha, Perfoliata: etliche hergegen haben Semen tenerum, weichlichen oder zarten Sa- men/ welcher ſo er von ihm ſelbſt ausfaͤllet/ den Winter uͤber im erdreich verdirbet/ und deswegen von noͤhten hat/ daß er mit fleiß abgenommen/ und bis zur bequemen Saat-zeit auff gehoben werde/ als Ocimum, Lupinus, Ricinus, Naſturtium Indi- cum, Momordica. II. Jhre Auſſaat. Belangend nun die jenigen/ ſo zarten Samen haben/ ſelbige der erden an zu vertrawen iſt der Fruͤhling die rechte zeit: welche man aber unter dieſen gern etwas fruͤhzeitiger erlangen wil/ die gehoͤren auff das Hoch- oder Miſtbett/ deſſen zuruͤſtung/ wie auch was den Mondwechſel betrifft/ droben im 2. cap. zur gnuͤge angezeiget worden. Jmgleichen verſtehet es ſich leicht/ daß die einſamlung des Samens/ wenn er reiff worden/ bey dieſen gewaͤchſen mit hoͤchſtem fleiß geſchehen muß/ weil es das ei- nige mittel ihrer fortpflantzung iſt. Was aber den alſo genanten haͤrtlichen Samen belanget/ weil ſotane Gewaͤchs ſich ſelber/ einige auch zum uͤberfluß/ und verdruß des Gaͤrtners ſaͤen/ ſo ſcheinet unnoͤhtig zu ſeyn/ daß man ſich uͤmb ihre auſſaat bekuͤm- mere. Jedoch wenn man ſie von newen in einen garten bringen wil/ ſo erweget man nicht unbillig/ zu welcher zeit des jahrs ihre auſſaat geſchehen ſolle/ angeſehen ihre natuͤrliche vermehrung durch den ausgefallenen Samen nicht im Fruͤhling/ ſondern im Herbſt ſich begiebet. Und zwar man hat in acht genommen/ daß der Natur in dieſem ſtuͤck zu folgen/ und die auſſaat ſolcher haͤrtlichen Samen auch bey Herbſtzeit angeſtellet werden koͤnne. III. Er-

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/130>, abgerufen am 30.11.2024.