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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Des IV. Buchs II. Cap.
besonders auff geschirr. Diese zielung aber hat nicht in allen stat/ sondern nur in
denen bäumlein/ welche dergleichen Schößlinge neben dem stamm ausstossen: als
sonderlich thun Myrtus/ Laurus/ Laurus Tinus/ und wenig andere.
III. Durch Schnittlinge oder abgebrochene Zweiglein: wie Myrtus/ Lau-
rus/ Oleander/ Granaten/ Cupreß/ und dergleichen. Von solchen brechet im
Frühling zweiglein fingerslang ab/ schneidet ihnen den gipffel ab/ stechet sie reihen-
weiß auff kasten mit guter erden gefüllet/ stellet sie in schatten/ so bewurzeln sie/ wo
nicht alle/ dennoch gutes theils: gegen den winter aber setzet sie ins Pomerantzen-
hauß bey/ so bekommen sie folgende jahr ihre behörliche grösse: jedoch hält man die
Citron und Pomerantzen bäumlein/ welche aus den kernen gezielet/ und nachmahls
oculieret werden/ daurhafftiger als die jenige/ welche durch abgebrochene zweiglein
auffgebracht worden.
IV. Durchs Blad: wie die Jndianische Feigen/ davon bekant/ daß ein ab-
gebrochenes blad/ wenn es halb in die erde gestecket wird/ sich bald bewurtzele.
V. Durch Ansetzung gespaltener töpffe an die äste/ welche art bequem ist fast
allerley beumlein/ so wol frembde als einheimische zu zielen/ wie sie dann allbereit dro-
bem im 5. Cap. des I. Buchs deutlich beschrieben worden.
Das III. Cap.
Wartung der erwaschenen
Bäume.

NAchdem die Bäumlein in der Baumschule die
jahre ihrer kindheit ausgestanden/ und nunmehr aus der
selben mit in die reihe der alten versetzet worden: alsdan
gehet die zeit ihrer jugend an/ bis auff ihr alter. Und
dieweil sie inner sotanen zeit ihre sondere wartung erfo-
dern/ so wol mit Reumen/ Misten/ Begiessen/ Anbin-
den/ und Beschneiden: als mit Versetzen/ Unterstützen/
und Obstbrechen: so wollen wir solche arbeiten nach der
ordnung besehen.

I. Vom Reumen.

Des Reumens oder Auffbrechens haben die jenige Bäume nicht vonnöhten/
welche etwa im Küchen-garten oder anderwerts/ woselbst das land ohn dem ümb ge-
graben wird/ gepflantzet sind: hergegen bedürffen es dieselbige gar sehr/ welche im
wasen stehen: sintemahl die erfahrung gezeiget/ daß sotaner wasen/ weil er mit
Quecken und andern Unkraut durchwachsen/ nicht allein die nahrung des erdreichs
den bäumen entziehet/ sondern auch den einfluß des regens zu den wurzeln mercklich
hindere.

Derohalben entweder im Frühling/ oder noch besser im Herbst mit abneh-
menden Mond/ sticht man den wasen und die harte kurste nach grösse des baums
zween oder drey fuß weit ümb den stamm hinweg/ hacket darnach/ doch ohn gäntzliche
entblössung und verletzung der wurzeln den boden auff/ samlet die steine heraus/ und

mit
Des IV. Buchs II. Cap.
beſonders auff geſchirr. Dieſe zielung aber hat nicht in allen ſtat/ ſondern nur in
denen baͤumlein/ welche dergleichen Schoͤßlinge neben dem ſtamm ausſtoſſen: als
ſonderlich thun Myrtus/ Laurus/ Laurus Tinus/ und wenig andere.
III. Durch Schnittlinge oder abgebrochene Zweiglein: wie Myrtus/ Lau-
rus/ Oleander/ Granaten/ Cupreß/ und dergleichen. Von ſolchen brechet im
Fruͤhling zweiglein fingerslang ab/ ſchneidet ihnen den gipffel ab/ ſtechet ſie reihen-
weiß auff kaſten mit guter erden gefuͤllet/ ſtellet ſie in ſchatten/ ſo bewurzeln ſie/ wo
nicht alle/ dennoch gutes theils: gegen den winter aber ſetzet ſie ins Pomerantzen-
hauß bey/ ſo bekommen ſie folgende jahr ihre behoͤrliche groͤſſe: jedoch haͤlt man die
Citron und Pomerantzen baͤumlein/ welche aus den kernen gezielet/ und nachmahls
oculieret werden/ daurhafftiger als die jenige/ welche durch abgebrochene zweiglein
auffgebracht worden.
IV. Durchs Blad: wie die Jndianiſche Feigen/ davon bekant/ daß ein ab-
gebrochenes blad/ wenn es halb in die erde geſtecket wird/ ſich bald bewurtzele.
V. Durch Anſetzung geſpaltener toͤpffe an die aͤſte/ welche art bequem iſt faſt
allerley beumlein/ ſo wol frembde als einheimiſche zu zielen/ wie ſie dann allbereit dro-
bem im 5. Cap. des I. Buchs deutlich beſchrieben worden.
Das III. Cap.
Wartung der erwaſchenen
Baͤume.

NAchdem die Baͤumlein in der Baumſchule die
jahre ihrer kindheit ausgeſtanden/ und nunmehr aus der
ſelben mit in die reihe der alten verſetzet worden: alsdan
gehet die zeit ihrer jugend an/ bis auff ihr alter. Und
dieweil ſie inner ſotanen zeit ihre ſondere wartung erfo-
dern/ ſo wol mit Reumen/ Miſten/ Begieſſen/ Anbin-
den/ und Beſchneiden: als mit Verſetzen/ Unterſtuͤtzen/
und Obſtbrechen: ſo wollen wir ſolche arbeiten nach der
ordnung beſehen.

I. Vom Reumen.

Des Reumens oder Auffbrechens haben die jenige Baͤume nicht vonnoͤhten/
welche etwa im Kuͤchen-garten oder anderwerts/ woſelbſt das land ohn dem uͤmb ge-
graben wird/ gepflantzet ſind: hergegen beduͤrffen es dieſelbige gar ſehr/ welche im
waſen ſtehen: ſintemahl die erfahrung gezeiget/ daß ſotaner waſen/ weil er mit
Quecken und andern Unkraut durchwachſen/ nicht allein die nahrung des erdreichs
den baͤumen entziehet/ ſondern auch den einfluß des regens zu den wurzeln mercklich
hindere.

Derohalben entweder im Fruͤhling/ oder noch beſſer im Herbſt mit abneh-
menden Mond/ ſticht man den waſen und die harte kurſte nach groͤſſe des baums
zween oder drey fuß weit uͤmb den ſtamm hinweg/ hacket darnach/ doch ohn gaͤntzliche
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[170/0204] Des IV. Buchs II. Cap. beſonders auff geſchirr. Dieſe zielung aber hat nicht in allen ſtat/ ſondern nur in denen baͤumlein/ welche dergleichen Schoͤßlinge neben dem ſtamm ausſtoſſen: als ſonderlich thun Myrtus/ Laurus/ Laurus Tinus/ und wenig andere. III. Durch Schnittlinge oder abgebrochene Zweiglein: wie Myrtus/ Lau- rus/ Oleander/ Granaten/ Cupreß/ und dergleichen. Von ſolchen brechet im Fruͤhling zweiglein fingerslang ab/ ſchneidet ihnen den gipffel ab/ ſtechet ſie reihen- weiß auff kaſten mit guter erden gefuͤllet/ ſtellet ſie in ſchatten/ ſo bewurzeln ſie/ wo nicht alle/ dennoch gutes theils: gegen den winter aber ſetzet ſie ins Pomerantzen- hauß bey/ ſo bekommen ſie folgende jahr ihre behoͤrliche groͤſſe: jedoch haͤlt man die Citron und Pomerantzen baͤumlein/ welche aus den kernen gezielet/ und nachmahls oculieret werden/ daurhafftiger als die jenige/ welche durch abgebrochene zweiglein auffgebracht worden. IV. Durchs Blad: wie die Jndianiſche Feigen/ davon bekant/ daß ein ab- gebrochenes blad/ wenn es halb in die erde geſtecket wird/ ſich bald bewurtzele. V. Durch Anſetzung geſpaltener toͤpffe an die aͤſte/ welche art bequem iſt faſt allerley beumlein/ ſo wol frembde als einheimiſche zu zielen/ wie ſie dann allbereit dro- bem im 5. Cap. des I. Buchs deutlich beſchrieben worden. Das III. Cap. Wartung der erwaſchenen Baͤume. NAchdem die Baͤumlein in der Baumſchule die jahre ihrer kindheit ausgeſtanden/ und nunmehr aus der ſelben mit in die reihe der alten verſetzet worden: alsdan gehet die zeit ihrer jugend an/ bis auff ihr alter. Und dieweil ſie inner ſotanen zeit ihre ſondere wartung erfo- dern/ ſo wol mit Reumen/ Miſten/ Begieſſen/ Anbin- den/ und Beſchneiden: als mit Verſetzen/ Unterſtuͤtzen/ und Obſtbrechen: ſo wollen wir ſolche arbeiten nach der ordnung beſehen. I. Vom Reumen. Des Reumens oder Auffbrechens haben die jenige Baͤume nicht vonnoͤhten/ welche etwa im Kuͤchen-garten oder anderwerts/ woſelbſt das land ohn dem uͤmb ge- graben wird/ gepflantzet ſind: hergegen beduͤrffen es dieſelbige gar ſehr/ welche im waſen ſtehen: ſintemahl die erfahrung gezeiget/ daß ſotaner waſen/ weil er mit Quecken und andern Unkraut durchwachſen/ nicht allein die nahrung des erdreichs den baͤumen entziehet/ ſondern auch den einfluß des regens zu den wurzeln mercklich hindere. Derohalben entweder im Fruͤhling/ oder noch beſſer im Herbſt mit abneh- menden Mond/ ſticht man den waſen und die harte kurſte nach groͤſſe des baums zween oder drey fuß weit uͤmb den ſtamm hinweg/ hacket darnach/ doch ohn gaͤntzliche entbloͤſſung und verletzung der wurzeln den boden auff/ ſamlet die ſteine heraus/ und mit

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/204>, abgerufen am 23.11.2024.