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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Baumkünste.
et. P. Lauremberg im 23. Cap. seines I. Buchs vom Gartenbaw bezeuget/ daß
diese art bey ihren Gärtnern sehr breuchlich sey.

V. Pfropffen auff einen Kohlstrunck.

Dieser Mistgeburt thut eben derselbe lib. I. Horticult. cap. XXIV
meldung/ mit folgenden worten. Vidi brassicae quoque Cumanae insitum pomi
surculum. Enata arbor mala tulit, sapore brassicam referentia: inde nomen ei-
inditum
Kohläpffel. Fieri autem debet hujusmodi insertio non in caule brassicae,
sed mox supra radicem, vel etiam intra terram: custodita tamen bene & munita
sectione, ne terra incidat in fissuram.
Jch habe auch/ saget er/ gesehen eiu Apffel-
reiß auff einem Braunen Kohlstrunck gepfropffet. Nachdem selbiger baum er-
wachsen/ hat er äpffel nach Kohl schmäckend getragen: deswegen man sie Kohläpf-
fel genennet. Es muß aber sotane pfropffung nicht oben in den Kohlstrunck/ son-
dern zunechst an der Wurzel/ oder gar in der Erden geschehen: jedoch also/ daß der
Schnitt wol verwahret werde/ damit nichts von der erden in den Spalt falle.

Bey angeführter seltzamer Pfropffart/ welche einige andere Liebhaber der
Gärtnerey auch wollen gesehen haben/ ist vermuhtlich/ daß der Kohlstrunck der En-
cken nur den ersten wachstum gebe/ selbst aber darauff verwehse: und daß indessen das
unterste theil der Encke im erdreich/ aus ihm selbst/ eigene wurzeln treibe.

VI. Die Rosen an farben verendern.

Wenn weisse Rosen auff Hülst/ welches ist Ilex aculeata baccifera, C. B.
gepfropffet werden/ so sollen daraus grüne Rosen wachsen. Die erfindung aber/
fünfferley Rosen auff einen stock zu zielen/ wird von Herrn Dümler im 18. Cap. des
2. Theils seines Baum und Obstgartens also gelehret. Jm Frühling wenn die Ro-
senstöcke anfahen zu drucken und augen zu treiben/ so bohret mit einer ahl unter dem
auge eines weissen Rosenstocks ein loch unterwerts bis auff das marck/ lasset mit ei-
ner Schreibfeder ein wenig Brasilgen-farbe hinein fliessen: unter einem andern au-
ge bohret gleichfalls ein löchlein/ und flösset gelbe farbe hinein: fahret so fort/ mit ei-
nem dritten und vierten/ und lasset grüne oder blawe farbe hienein. Also bringet der
Rosenstock zwar seine weisse Rosen von natur: die unterbohrten Augen aber sollen
Rosen bringen nach art der viererley eingeflösten farben. Eine mehre gewißheit
aber ist zu hoffen/ wan man durch das Oculiren vier oder mehr arten Rosen auff einen
Stock bringet.

Sonsten/ gleichwie droben im II. Buch von den Tulipen gemeldet worden/
also kan man auch eine rohte Rose durch den rauch von angezündetem schweffel blaß
machen: und wenn man die helffte derselben im bereuchern verhüllet/ so wird sie halb
roht und halb weiß/ welches desto seltzamer.

VII. Kleine Rosen vergrössern.

Die Moscat oder Damascener Rosen behalten am geruch den preiß vor allen
andern: sind aber hergegen fast die kleinsten. Jo. Bapt. Ferrarius l. IV. Flor. c. 8.
befihlet sie auff einen grossen weissen oder purpurfarben Rosenstock zu pfropffen/ so
bringen sie grössere blumen.

VIII.
H h 2

Baumkuͤnſte.
et. P. Lauremberg im 23. Cap. ſeines I. Buchs vom Gartenbaw bezeuget/ daß
dieſe art bey ihren Gaͤrtnern ſehr breuchlich ſey.

V. Pfropffen auff einen Kohlſtrunck.

Dieſer Miſtgeburt thut eben derſelbe lib. I. Horticult. cap. XXIV
meldung/ mit folgenden worten. Vidi braſſicæ quoque Cumanæ inſitum pomi
ſurculum. Enata arbor mala tulit, ſapore braſſicam referentia: inde nomen ei-
inditum
Kohlaͤpffel. Fieri autem debet hujuſmodi inſertio non in caule braſſicæ,
ſed mox ſupra radicem, vel etiam intra terram: cuſtodita tamen bene & munita
ſectione, ne terra incidat in fiſſuram.
Jch habe auch/ ſaget er/ geſehen eiu Apffel-
reiß auff einem Braunen Kohlſtrunck gepfropffet. Nachdem ſelbiger baum er-
wachſen/ hat er aͤpffel nach Kohl ſchmaͤckend getragen: deswegen man ſie Kohlaͤpf-
fel genennet. Es muß aber ſotane pfropffung nicht oben in den Kohlſtrunck/ ſon-
dern zunechſt an der Wurzel/ oder gar in der Erden geſchehen: jedoch alſo/ daß der
Schnitt wol verwahret werde/ damit nichts von der erden in den Spalt falle.

Bey angefuͤhrter ſeltzamer Pfropffart/ welche einige andere Liebhaber der
Gaͤrtnerey auch wollen geſehen haben/ iſt vermuhtlich/ daß der Kohlſtrunck der En-
cken nur den erſten wachſtum gebe/ ſelbſt aber darauff verwehſe: und daß indeſſen das
unterſte theil der Encke im erdreich/ aus ihm ſelbſt/ eigene wurzeln treibe.

VI. Die Roſen an farben verendern.

Wenn weiſſe Roſen auff Huͤlſt/ welches iſt Ilex aculeata baccifera, C. B.
gepfropffet werden/ ſo ſollen daraus gruͤne Roſen wachſen. Die erfindung aber/
fuͤnfferley Roſen auff einen ſtock zu zielen/ wird von Herrn Duͤmler im 18. Cap. des
2. Theils ſeines Baum und Obſtgartens alſo gelehret. Jm Fruͤhling wenn die Ro-
ſenſtoͤcke anfahen zu drucken und augen zu treiben/ ſo bohret mit einer ahl unter dem
auge eines weiſſen Roſenſtocks ein loch unterwerts bis auff das marck/ laſſet mit ei-
ner Schreibfeder ein wenig Braſilgen-farbe hinein flieſſen: unter einem andern au-
ge bohret gleichfalls ein loͤchlein/ und floͤſſet gelbe farbe hinein: fahret ſo fort/ mit ei-
nem dritten und vierten/ und laſſet gruͤne oder blawe farbe hienein. Alſo bringet der
Roſenſtock zwar ſeine weiſſe Roſen von natur: die unterbohrten Augen aber ſollen
Roſen bringen nach art der viererley eingefloͤſten farben. Eine mehre gewißheit
aber iſt zu hoffen/ wan man durch das Oculiren vier oder mehr arten Roſen auff einen
Stock bringet.

Sonſten/ gleichwie droben im II. Buch von den Tulipen gemeldet worden/
alſo kan man auch eine rohte Roſe durch den rauch von angezuͤndetem ſchweffel blaß
machen: und wenn man die helffte derſelben im bereuchern verhuͤllet/ ſo wird ſie halb
roht und halb weiß/ welches deſto ſeltzamer.

VII. Kleine Roſen vergroͤſſern.

Die Moſcat oder Damaſcener Roſen behalten am geruch den preiß vor allen
andern: ſind aber hergegen faſt die kleinſten. Jo. Bapt. Ferrarius l. IV. Flor. c. 8.
befihlet ſie auff einen groſſen weiſſen oder purpurfarben Roſenſtock zu pfropffen/ ſo
bringen ſie groͤſſere blumen.

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[243/0279] Baumkuͤnſte. et. P. Lauremberg im 23. Cap. ſeines I. Buchs vom Gartenbaw bezeuget/ daß dieſe art bey ihren Gaͤrtnern ſehr breuchlich ſey. V. Pfropffen auff einen Kohlſtrunck. Dieſer Miſtgeburt thut eben derſelbe lib. I. Horticult. cap. XXIV meldung/ mit folgenden worten. Vidi braſſicæ quoque Cumanæ inſitum pomi ſurculum. Enata arbor mala tulit, ſapore braſſicam referentia: inde nomen ei- inditum Kohlaͤpffel. Fieri autem debet hujuſmodi inſertio non in caule braſſicæ, ſed mox ſupra radicem, vel etiam intra terram: cuſtodita tamen bene & munita ſectione, ne terra incidat in fiſſuram. Jch habe auch/ ſaget er/ geſehen eiu Apffel- reiß auff einem Braunen Kohlſtrunck gepfropffet. Nachdem ſelbiger baum er- wachſen/ hat er aͤpffel nach Kohl ſchmaͤckend getragen: deswegen man ſie Kohlaͤpf- fel genennet. Es muß aber ſotane pfropffung nicht oben in den Kohlſtrunck/ ſon- dern zunechſt an der Wurzel/ oder gar in der Erden geſchehen: jedoch alſo/ daß der Schnitt wol verwahret werde/ damit nichts von der erden in den Spalt falle. Bey angefuͤhrter ſeltzamer Pfropffart/ welche einige andere Liebhaber der Gaͤrtnerey auch wollen geſehen haben/ iſt vermuhtlich/ daß der Kohlſtrunck der En- cken nur den erſten wachſtum gebe/ ſelbſt aber darauff verwehſe: und daß indeſſen das unterſte theil der Encke im erdreich/ aus ihm ſelbſt/ eigene wurzeln treibe. VI. Die Roſen an farben verendern. Wenn weiſſe Roſen auff Huͤlſt/ welches iſt Ilex aculeata baccifera, C. B. gepfropffet werden/ ſo ſollen daraus gruͤne Roſen wachſen. Die erfindung aber/ fuͤnfferley Roſen auff einen ſtock zu zielen/ wird von Herrn Duͤmler im 18. Cap. des 2. Theils ſeines Baum und Obſtgartens alſo gelehret. Jm Fruͤhling wenn die Ro- ſenſtoͤcke anfahen zu drucken und augen zu treiben/ ſo bohret mit einer ahl unter dem auge eines weiſſen Roſenſtocks ein loch unterwerts bis auff das marck/ laſſet mit ei- ner Schreibfeder ein wenig Braſilgen-farbe hinein flieſſen: unter einem andern au- ge bohret gleichfalls ein loͤchlein/ und floͤſſet gelbe farbe hinein: fahret ſo fort/ mit ei- nem dritten und vierten/ und laſſet gruͤne oder blawe farbe hienein. Alſo bringet der Roſenſtock zwar ſeine weiſſe Roſen von natur: die unterbohrten Augen aber ſollen Roſen bringen nach art der viererley eingefloͤſten farben. Eine mehre gewißheit aber iſt zu hoffen/ wan man durch das Oculiren vier oder mehr arten Roſen auff einen Stock bringet. Sonſten/ gleichwie droben im II. Buch von den Tulipen gemeldet worden/ alſo kan man auch eine rohte Roſe durch den rauch von angezuͤndetem ſchweffel blaß machen: und wenn man die helffte derſelben im bereuchern verhuͤllet/ ſo wird ſie halb roht und halb weiß/ welches deſto ſeltzamer. VII. Kleine Roſen vergroͤſſern. Die Moſcat oder Damaſcener Roſen behalten am geruch den preiß vor allen andern: ſind aber hergegen faſt die kleinſten. Jo. Bapt. Ferrarius l. IV. Flor. c. 8. befihlet ſie auff einen groſſen weiſſen oder purpurfarben Roſenſtock zu pfropffen/ ſo bringen ſie groͤſſere blumen. VIII. H h 2

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/279>, abgerufen am 26.11.2024.