Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Baumkünste. aber kurtz zu fassen/ so sind drey wege vorhanden: der erste gehet durch den Samen/der ander durch die Wurzel/ der dritte durch Schnittlinge. I. Die Hägung durch den Samen erfodert zwar etwas länger zeit/ aber auch II. Durch die Wurzel verrichtet man die Hägung im October ebenmäßig im III. H h 3
Baumkuͤnſte. aber kurtz zu faſſen/ ſo ſind drey wege vorhanden: der erſte gehet durch den Samen/der ander durch die Wurzel/ der dritte durch Schnittlinge. I. Die Haͤgung durch den Samen erfodert zwar etwas laͤnger zeit/ aber auch II. Durch die Wurzel verrichtet man die Haͤgung im October ebenmaͤßig im III. H h 3
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Baumkuͤnſte.
aber kurtz zu faſſen/ ſo ſind drey wege vorhanden: der erſte gehet durch den Samen/
der ander durch die Wurzel/ der dritte durch Schnittlinge.
I. Die Haͤgung durch den Samen erfodert zwar etwas laͤnger zeit/ aber auch
weniger koſten/ und geſchiehet alſo. Samlet im Herbſt eine menge von den fruͤchten
des Hagedorns/ der Hagebutten/ und der Schlehen/ jedes beſonders oder durch ein-
ander/ nachdem ihr eine Haͤge begehret: den Winter uͤber laſſet ſie im keller im ſan-
de oder erden auffkeimen/ damit ſie zur auſſaat im Fruͤhling deſto bequemer ſeyn moͤ-
gen. Oder ſtrewet ſie auff den boden duͤnn von einander zum austrucknen: darnach
im Fruͤhling/ wenn die froͤſte nun gantz vorbey/ ſo ſchuͤttet dieſe Samen in ein kuffen/
gieſſet matt oder laulicht waſſer drauff/ und werffet ſechs oder ſieben ſtuͤck kuͤhkoht mit
hinein: laſſet es eine wochen lang ſtehen/ ruͤhret es aber taͤglich mit einem breiten
holtze durch einander/ damit die Samen keimen. Wo man Apffel und Birnenmoſt
preſſet/ da gehen viel kernen ab/ welche man hiezu auffheben/ und nach belieben mit
unter die gedachte Samen miſchen kan. Alsdan im Vollen Licht grabet an dem ort/
da ihr ewer Haͤge ſetzen wollet/ ein graͤblein etwa fuſſes breit und einen halben fuß
tieff: ſchuͤttet darnach gute erde in das graͤblein drey zoll hoch/ ſaͤet die eingequellete
Samen darauff hart an einader/ ſtrewet einen zoll hoch kurtze miſterde druͤber/ begieſ-
ſet es ein paar tage/ und laſſet es wachſen: ſo hat man in drey oder vier jahren eine
wilde Haͤge.
II. Durch die Wurzel verrichtet man die Haͤgung im October ebenmaͤßig im
Vollen Mond/ alſo daß man ein graͤblein zurichtet fußtieff und fußweit: in daſſelbe
nun ſetzet junge Hagedornen oder dergleichen geſtreuch/ das fingers dick ſey und mit
ſamt ſeinen wurzeln außgehoben worden: verhawet aber ſotane junge Hagedorn an
den gipffeln/ daß ſie nur einen fuß lang bleiben/ und ſetzet ſie nicht mehr als einen hal-
ben fuß weit von einander/ damit die Haͤge deſto dichter werde: auch nicht tieffer/
als ſie zuvor geſtanden. Jm zuſchuͤtten bringet die beſte erde an die wurzeln/ fuͤllet
aber das graͤblein nicht gantz bis oben an zu/ ſondern laſſet es zween oder drey zoll of-
fen/ damit der Regen und andere feuchtigkeit deſto beſſer zur wurzel ziehe. Laſſet
es alſo wachſen bis ins dritte jahr/ alsdan hefftet es Creutzweiſe durch einander wie
ein Jaͤgergarn: nachdem aber dieſe Haͤge gantz verwachſen/ ſo fanget ſie an nach der
ſchnur mit der Garten-ſchere zu ſchneiden/ und zwar des jahrs dreymahl/ nemlich im
Januario/ Julio und October/ fuͤrnemlich uͤmb den Vollmond. Zur wartung der
wachſenden Haͤge gehoͤret auch/ daß man kein graß daneben auffkommen laſſe/ ſon-
dern das erdreich ſo offt es noͤhtig/ neben den wurzeln auffhacke: ſolte aber dennoch
der wachſtum nicht wol fortſchieſſen/ ſo muß man auff des bodens beſchaffenheit ach-
tung geben. Alſo/ im fall etwa die erde gar zu mager/ ſo traget einen halben fuß hoch
miſt zu der Haͤge im October/ und hacket ihn unter/ damit den Herbſt und Winter
uͤber die fettigkeit zur wurzel flieſſe. Jſt aber die erde zu naß/ ſo machet ein graͤblein
neben der Haͤge ohngefehr eines fuſſes tieff/ uͤmb dadurch das waſſer ab zu ziehen. Jſt
ſie zu trucken/ ſo fuͤhret ein Waͤſſerlein hinzu/ wo moͤglich: oder bey Regenwetter le-
get zu der Haͤge langen Pferdmiſt/ ein paar fuß breit: ſintemahl unter demſelben
die wurzeln ſich wol wieder erquicken/ indem er nicht allein die feuchte lange auffhaͤlt/
ſondern auch die hitze der Sonnen abwendet.
III.
H h 3
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Zitationshilfe: | Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/281>, abgerufen am 26.06.2024. |