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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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mühe und kosten/ welche zuweilen aus unwissenheit vergebens auffgewendet werden/
ersparen wird. Und zwar es ist ohn dem allen verständigen satsam bewust/ wel-
cher gestalt der Sonnenlauff oder das Clima eines jeden landes die Regeln des A-
cker- und Gartenbaws so sehr verändern/ daß auch die fürtreffliche Lehren des Keysers
Constantini Pogonati in denen ihm zugeschriebenen XX. büchern De Agricultura,
und des Römischen Bürgermeisters Catonis, wie imgleichen Columellae, Varro-
nis,
und Palladij De re rustica, in denen Nordischen Landschafften durchgehends
nicht zutreffen wollen/ sondern guten theils mangelhafft erfunden werden. Schei-
net derhalben nöhtig zu seyn/ daß ein jedweder seines orts entweder solche von ihnen
auffgezeichnete Regeln/ mittelst einer kleinen veränderung/ auff sein Clima einrich-
te: oder ihm selbst nach seiner Landes-art eigene Observationes und Anmerckungen
mache. Solches haben in Franckreich gethan/ wie ihre Schrifften bezeugen/ Ca-
rolus Stephanus, Olivier des Serres, Benedictus Curtius, Jacques de Boyceau,
und
gar newlich einer unter dem titel: Le Jardinier Francois. Jn Jtalien hat zu unse-
rer zeit von dieser materie am meisten und zierlichsten geschrieben der treffliche Je-
suit Joan. Baptista Ferrarius. Jn Teutschland können wir auch etliche nennen/ als
da ist vom Ackerbaw Melchior Sebizius, und Joannes Colerus: von der Gärtnerey
Petrus Lauremberg, und zwar in Mechlenburg/ Daniel Rhagorius in der Schweiz/
Wolf. Jacob Dümler zu Nürnberg/ Georgius Viescher in der Graffschafft Ho-
henloe/ Joann. Royer im Herzogthum Braunschweig. Diese werden meines wis-
sens wol die fürnehmsten seyn/ welche unter den Teutschen von der Gärtnerey zu un-
ser zeit geschrieben haben: sintemal so wir in die uhralten zeiten/ da Teutschland
noch ungebawet war/ zurück dencken/ so wird sich derselben gar keiner finden. Es
ist jedennoch mit denen zu letzt benanten fünff Scribenten also beschaffen/ daß sie das
werck nur stückweise angegriffen/ in dem einer nur allein den Blumen-garten/ der
ander den Baumgarten/ der dritte den Küchen- und Weingarten/ und so fort/ zu
beschreiben ihm fürgenommen. Der einzige Lauremberg hat eine bessere ordnung
und vollkommenheit gesuchet/ aber auch nicht erlanget: indem er den Küchen- und
Artzneygarten gar zu eng eingezogen/ den Weingarten aber gantz außgelassen:
zugeschweigen daß sein Buch von niemand/ welcher der Lateinischen Sprach nicht
recht mächtig ist/ verstanden werden kan.

Diesen mangel nun zu ersetzen/ und dem gemeinen Vatterlande zum besten habe
ich diese arbeit auff mich genommen/ und solch werck nicht nur ins gemein/ sondern
ad particularem stirpium culturam usque, bis auff die wartung eines jeden Ge-
wächses insonderheit/ als daran am meisten gelegen/ außgeführet. Und solches
zwar nicht aus einer blossen Theorie/ noch aus zuvorbenanten und dergleichen Au-
ctorn allein: sondern zugleich aus der erfahrung selbst/ welche mir von jahr zu jahr
gegeben die ordentliche Bestellung derer Churfürstlichen Lust- und anderer Gärten/
als welcher Auffsicht von Sr. Churfürstl. Durchleuchtigkeit mir gnädigst mit anbe-
fohlen. Derohalben wolan/ und lasset uns im namen Gottes zu dem wercke selber
schreiten.

Das

Des I. Buchs II. Cap.
muͤhe und koſten/ welche zuweilen aus unwiſſenheit vergebens auffgewendet werden/
erſparen wird. Und zwar es iſt ohn dem allen verſtaͤndigen ſatſam bewuſt/ wel-
cher geſtalt der Sonnenlauff oder das Clima eines jeden landes die Regeln des A-
cker- und Gartenbaws ſo ſehr veraͤndern/ daß auch die fuͤrtreffliche Lehren des Keyſers
Conſtantini Pogonati in denen ihm zugeſchriebenen XX. buͤchern De Agricultura,
und des Roͤmiſchen Buͤrgermeiſters Catonis, wie imgleichen Columellæ, Varro-
nis,
und Palladij De re ruſtica, in denen Nordiſchen Landſchafften durchgehends
nicht zutreffen wollen/ ſondern guten theils mangelhafft erfunden werden. Schei-
net derhalben noͤhtig zu ſeyn/ daß ein jedweder ſeines orts entweder ſolche von ihnen
auffgezeichnete Regeln/ mittelſt einer kleinen veraͤnderung/ auff ſein Clima einrich-
te: oder ihm ſelbſt nach ſeiner Landes-art eigene Obſervationes und Anmerckungen
mache. Solches haben in Franckreich gethan/ wie ihre Schrifften bezeugen/ Ca-
rolus Stephanus, Olivier des Serres, Benedictus Curtius, Jacques de Boyceau,
und
gar newlich einer unter dem titel: Le Jardinier François. Jn Jtalien hat zu unſe-
rer zeit von dieſer materie am meiſten und zierlichſten geſchrieben der treffliche Je-
ſuit Joan. Baptiſta Ferrarius. Jn Teutſchland koͤnnen wir auch etliche nennen/ als
da iſt vom Ackerbaw Melchior Sebizius, und Joannes Colerus: von der Gaͤrtnerey
Petrus Lauremberg, und zwar in Mechlenburg/ Daniel Rhagorius in der Schweiz/
Wolf. Jacob Dümler zu Nuͤrnberg/ Georgius Vieſcher in der Graffſchafft Ho-
henloe/ Joann. Royer im Herzogthum Braunſchweig. Dieſe werden meines wiſ-
ſens wol die fuͤrnehmſten ſeyn/ welche unter den Teutſchen von der Gaͤrtnerey zu un-
ſer zeit geſchrieben haben: ſintemal ſo wir in die uhralten zeiten/ da Teutſchland
noch ungebawet war/ zuruͤck dencken/ ſo wird ſich derſelben gar keiner finden. Es
iſt jedennoch mit denen zu letzt benanten fuͤnff Scribenten alſo beſchaffen/ daß ſie das
werck nur ſtuͤckweiſe angegriffen/ in dem einer nur allein den Blumen-garten/ der
ander den Baumgarten/ der dritte den Kuͤchen- und Weingarten/ und ſo fort/ zu
beſchreiben ihm fuͤrgenommen. Der einzige Lauremberg hat eine beſſere ordnung
und vollkommenheit geſuchet/ aber auch nicht erlanget: indem er den Kuͤchen- und
Artzneygarten gar zu eng eingezogen/ den Weingarten aber gantz außgelaſſen:
zugeſchweigen daß ſein Buch von niemand/ welcher der Lateiniſchen Sprach nicht
recht maͤchtig iſt/ verſtanden werden kan.

Dieſen mangel nun zu erſetzẽ/ und dem gemeinen Vatterlande zum beſten habe
ich dieſe arbeit auff mich genommen/ und ſolch werck nicht nur ins gemein/ ſondern
ad particularem ſtirpium culturam uſque, bis auff die wartung eines jeden Ge-
waͤchſes inſonderheit/ als daran am meiſten gelegen/ außgefuͤhret. Und ſolches
zwar nicht aus einer bloſſen Theorie/ noch aus zuvorbenanten und dergleichen Au-
ctorn allein: ſondern zugleich aus der erfahrung ſelbſt/ welche mir von jahr zu jahr
gegeben die ordentliche Beſtellung derer Churfuͤrſtlichen Luſt- und anderer Gaͤrten/
als welcher Auffſicht von Sr. Churfuͤrſtl. Durchleuchtigkeit mir gnaͤdigſt mit anbe-
fohlen. Derohalben wolan/ und laſſet uns im namen Gottes zu dem wercke ſelber
ſchreiten.

Das
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[6/0030] Des I. Buchs II. Cap. muͤhe und koſten/ welche zuweilen aus unwiſſenheit vergebens auffgewendet werden/ erſparen wird. Und zwar es iſt ohn dem allen verſtaͤndigen ſatſam bewuſt/ wel- cher geſtalt der Sonnenlauff oder das Clima eines jeden landes die Regeln des A- cker- und Gartenbaws ſo ſehr veraͤndern/ daß auch die fuͤrtreffliche Lehren des Keyſers Conſtantini Pogonati in denen ihm zugeſchriebenen XX. buͤchern De Agricultura, und des Roͤmiſchen Buͤrgermeiſters Catonis, wie imgleichen Columellæ, Varro- nis, und Palladij De re ruſtica, in denen Nordiſchen Landſchafften durchgehends nicht zutreffen wollen/ ſondern guten theils mangelhafft erfunden werden. Schei- net derhalben noͤhtig zu ſeyn/ daß ein jedweder ſeines orts entweder ſolche von ihnen auffgezeichnete Regeln/ mittelſt einer kleinen veraͤnderung/ auff ſein Clima einrich- te: oder ihm ſelbſt nach ſeiner Landes-art eigene Obſervationes und Anmerckungen mache. Solches haben in Franckreich gethan/ wie ihre Schrifften bezeugen/ Ca- rolus Stephanus, Olivier des Serres, Benedictus Curtius, Jacques de Boyceau, und gar newlich einer unter dem titel: Le Jardinier François. Jn Jtalien hat zu unſe- rer zeit von dieſer materie am meiſten und zierlichſten geſchrieben der treffliche Je- ſuit Joan. Baptiſta Ferrarius. Jn Teutſchland koͤnnen wir auch etliche nennen/ als da iſt vom Ackerbaw Melchior Sebizius, und Joannes Colerus: von der Gaͤrtnerey Petrus Lauremberg, und zwar in Mechlenburg/ Daniel Rhagorius in der Schweiz/ Wolf. Jacob Dümler zu Nuͤrnberg/ Georgius Vieſcher in der Graffſchafft Ho- henloe/ Joann. Royer im Herzogthum Braunſchweig. Dieſe werden meines wiſ- ſens wol die fuͤrnehmſten ſeyn/ welche unter den Teutſchen von der Gaͤrtnerey zu un- ſer zeit geſchrieben haben: ſintemal ſo wir in die uhralten zeiten/ da Teutſchland noch ungebawet war/ zuruͤck dencken/ ſo wird ſich derſelben gar keiner finden. Es iſt jedennoch mit denen zu letzt benanten fuͤnff Scribenten alſo beſchaffen/ daß ſie das werck nur ſtuͤckweiſe angegriffen/ in dem einer nur allein den Blumen-garten/ der ander den Baumgarten/ der dritte den Kuͤchen- und Weingarten/ und ſo fort/ zu beſchreiben ihm fuͤrgenommen. Der einzige Lauremberg hat eine beſſere ordnung und vollkommenheit geſuchet/ aber auch nicht erlanget: indem er den Kuͤchen- und Artzneygarten gar zu eng eingezogen/ den Weingarten aber gantz außgelaſſen: zugeſchweigen daß ſein Buch von niemand/ welcher der Lateiniſchen Sprach nicht recht maͤchtig iſt/ verſtanden werden kan. Dieſen mangel nun zu erſetzẽ/ und dem gemeinen Vatterlande zum beſten habe ich dieſe arbeit auff mich genommen/ und ſolch werck nicht nur ins gemein/ ſondern ad particularem ſtirpium culturam uſque, bis auff die wartung eines jeden Ge- waͤchſes inſonderheit/ als daran am meiſten gelegen/ außgefuͤhret. Und ſolches zwar nicht aus einer bloſſen Theorie/ noch aus zuvorbenanten und dergleichen Au- ctorn allein: ſondern zugleich aus der erfahrung ſelbſt/ welche mir von jahr zu jahr gegeben die ordentliche Beſtellung derer Churfuͤrſtlichen Luſt- und anderer Gaͤrten/ als welcher Auffſicht von Sr. Churfuͤrſtl. Durchleuchtigkeit mir gnaͤdigſt mit anbe- fohlen. Derohalben wolan/ und laſſet uns im namen Gottes zu dem wercke ſelber ſchreiten. Das

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/30>, abgerufen am 21.11.2024.