Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Des I. Buchs V. Cap. lachrymas, durch die Thränen oder Hartzsafft geschiehet: alß an der Pferdesilge/ an Li-lien/ und etlichen andern. Kurtz hernach am selbigen ort fraget er auch noch/ wo- her es käme/ daß nicht aller Gewächse Hartz-safft solche krafft zu zeugen an sich hätte. Von dieser sonderbaren art der vermehrung ob nach Theophrasto andere mehr mel- dung gethan/ ist mihr nicht bewust: habe auch noch keinen gefunden/ der solche arbeit ins werck gerichtet hette. Unter den Lilien zwar ist verhanden Lilium bulbiferum, welches diese sonderbare eigenschafft an sich hat/ daß es nicht allein zwiebeln in der er- de/ sondern auch hoch auff den stengeln träget/ durch welche es ebenmässig vermehret werden kan: ob aber Theophrastus per lachrymas istos bulbulos in caulibus verstan- den/ ist sehr ungewiß/ und bleibet derhalben diese ganze sache bis auff besser nachricht außgestellet. 3. Durch die Asche. Hieher gehöret/ was der Teutsche Theophrastus Paracelsus im VI. Buch von II. Acht gewisse Vermehrungen. 1. Durch die Wurzel. Es ist eine grosse anzahl der Gewächse/ welche viel leichter und geschwinder wur-
Des I. Buchs V. Cap. lachrymas, durch die Thraͤnen oder Hartzſafft geſchiehet: alß an der Pferdeſilge/ an Li-lien/ und etlichen andern. Kurtz hernach am ſelbigen ort fraget er auch noch/ wo- her es kaͤme/ daß nicht aller Gewaͤchſe Hartz-ſafft ſolche krafft zu zeugen an ſich haͤtte. Von dieſer ſonderbaren art der vermehrung ob nach Theophraſto andere mehr mel- dung gethan/ iſt mihr nicht bewuſt: habe auch noch keinen gefunden/ der ſolche arbeit ins werck gerichtet hette. Unter den Lilien zwar iſt verhanden Lilium bulbiferum, welches dieſe ſonderbare eigenſchafft an ſich hat/ daß es nicht allein zwiebeln in der er- de/ ſondern auch hoch auff den ſtengeln traͤget/ durch welche es ebenmaͤſſig vermehret werden kan: ob aber Theophraſtus per lachrymas iſtos bulbulos in caulibus verſtan- den/ iſt ſehr ungewiß/ und bleibet derhalben dieſe ganze ſache bis auff beſſer nachricht außgeſtellet. 3. Durch die Aſche. Hieher gehoͤret/ was der Teutſche Theophraſtus Paracelſus im VI. Buch von II. Acht gewiſſe Vermehrungen. 1. Durch die Wurzel. Es iſt eine groſſe anzahl der Gewaͤchſe/ welche viel leichter und geſchwinder wur-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0048" n="18"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des <hi rendition="#aq">I.</hi> Buchs <hi rendition="#aq">V.</hi> Cap.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">lachrymas,</hi> durch die Thraͤnen oder Hartzſafft geſchiehet: alß an der Pferdeſilge/ an Li-<lb/> lien/ und etlichen andern. Kurtz hernach am ſelbigen ort fraget er auch noch/ wo-<lb/> her es kaͤme/ daß nicht aller Gewaͤchſe Hartz-ſafft ſolche krafft zu zeugen an ſich haͤtte.<lb/> Von dieſer ſonderbaren art der vermehrung ob nach Theophraſto andere mehr mel-<lb/> dung gethan/ iſt mihr nicht bewuſt: habe auch noch keinen gefunden/ der ſolche arbeit<lb/> ins werck gerichtet hette. Unter den Lilien zwar iſt verhanden <hi rendition="#aq">Lilium bulbiferum,</hi><lb/> welches dieſe ſonderbare eigenſchafft an ſich hat/ daß es nicht allein zwiebeln in der er-<lb/> de/ ſondern auch hoch auff den ſtengeln traͤget/ durch welche es ebenmaͤſſig vermehret<lb/> werden kan: ob aber Theophraſtus <hi rendition="#aq">per lachrymas iſtos bulbulos in caulibus</hi> verſtan-<lb/> den/ iſt ſehr ungewiß/ und bleibet derhalben dieſe ganze ſache bis auff beſſer nachricht<lb/> außgeſtellet.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">3. Durch die Aſche.</hi> </head><lb/> <p>Hieher gehoͤret/ was der Teutſche Theophraſtus Paracelſus im <hi rendition="#aq">VI.</hi> Buch von<lb/> Erweckung natuͤrlicher dinge <hi rendition="#aq">Tomo VI. Operum</hi> fuͤrgebracht/ da er befihlt einen<lb/> Baum erſtlich zu kohlen/ nachmahls zu aſche zu brennen: folgends die aſche in einen<lb/> kolben zu ſchuͤtten/ von dem hartz/ ſafft und oel des baums alles gleich ſo viel zu der<lb/> aſche hinein zu thun/ auff einer gelinden waͤrme zergehen laſſen/ und alſo darauß eine<lb/> ſchleimige materie zu bereiten. Ferner heiſſet er dieſe kolbe in pferdemiſt eine zeit-<lb/> lang vergraben/ nachmahls in ein feiſtes erdreich ſchuͤtten/ und verſpricht alßdann/<lb/> daß ſotane materie wieder gruͤnen/ und ein junger baum daraus herfuͤr wachſen wer-<lb/> de/ welcher an krafft und tugend den vorigen weit uͤbertreffen ſol. Dahin gehoͤret<lb/> die wiſſenſchafft/ daruͤber ſo viel Kuͤnſtler ſich den kopff zubrechen/ wie nemlich eine<lb/><hi rendition="#aq">Planta ſpiritalis</hi> zu bereiten/ welche man jederzeit in einem glaſe durch zuthun gelin-<lb/> der waͤrme zu ſehen bekommen koͤnte: die aber nach der erkaltung wieder verſchwin-<lb/> de/ wie dergleichen von <hi rendition="#aq">Joſepho Quercetano l. Defenſ. contr. Anonym. c.</hi> 23. erzeh-<lb/> let wird. Athanaſius Kircher der beruͤhmte Jeſuit zu Rom ſetzet im 5. theil ſeines<lb/> 3. Buchs vom Magneten am 633. blade/ dieſes als ein experiment/ wenn man ein<lb/> kraut klein zerſchnitten/ oder zu aſchen verbrand/ in die erde graͤbet/ ſo waͤchſet da-<lb/> ſelbſt herfuͤr ein kraut/ welches mit jenem ganz einer art iſt. Ein bekanter Apotecker<lb/> im lande/ welcher Wermuhtſaltz fuͤr ſeine Officin einsmahls in menge bereitet/ und die<lb/> uͤberbliebene aſchige materie unter andern miſt mit nach ſeinen weinberg fuͤhren und<lb/> unten an dem berge abladen laſſen/ betheuert ſehr/ daß folgendes jahr ſchoͤne Wer-<lb/> muht an ſelbigem ort herfuͤr gewachſen/ da ihm doch gnugſam bewuſt/ daß vorher<lb/> daſelbſt niemahls Wermuht ſey gefunden worden. Und zwar dergleichen vorſchlaͤge<lb/> und reden findet man bey newen Scribenten hin und wieder/ welche ich bis zu meh-<lb/> rer gewißheit an ihrem ort geſtellet ſeyn laſſe: die acht nachfolgende wege aber ſind<lb/> richtig/ und bequem allerley Gewaͤchſe nehſt Gottes ſegen zu zielen.</p> </div> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Acht gewiſſe Vermehrungen.</hi> </head><lb/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">1. Durch die Wurzel.</hi> </head><lb/> <p>Es iſt eine groſſe anzahl der Gewaͤchſe/ welche viel leichter und geſchwinder<lb/> durch die wurzel/ als durch den ſamen oder auff einzige andre art vermehret werden.<lb/> Und zwar erſtlich thun ſolches alle Zwiebel und Knollen-gewaͤchſe/ als Tulipen/ Kro-<lb/> nen/ Lilien/ Erdartſchocken/ Aſchlauch/ und dergleichen/ welche jaͤhrlich Sezlinge an der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wur-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0048]
Des I. Buchs V. Cap.
lachrymas, durch die Thraͤnen oder Hartzſafft geſchiehet: alß an der Pferdeſilge/ an Li-
lien/ und etlichen andern. Kurtz hernach am ſelbigen ort fraget er auch noch/ wo-
her es kaͤme/ daß nicht aller Gewaͤchſe Hartz-ſafft ſolche krafft zu zeugen an ſich haͤtte.
Von dieſer ſonderbaren art der vermehrung ob nach Theophraſto andere mehr mel-
dung gethan/ iſt mihr nicht bewuſt: habe auch noch keinen gefunden/ der ſolche arbeit
ins werck gerichtet hette. Unter den Lilien zwar iſt verhanden Lilium bulbiferum,
welches dieſe ſonderbare eigenſchafft an ſich hat/ daß es nicht allein zwiebeln in der er-
de/ ſondern auch hoch auff den ſtengeln traͤget/ durch welche es ebenmaͤſſig vermehret
werden kan: ob aber Theophraſtus per lachrymas iſtos bulbulos in caulibus verſtan-
den/ iſt ſehr ungewiß/ und bleibet derhalben dieſe ganze ſache bis auff beſſer nachricht
außgeſtellet.
3. Durch die Aſche.
Hieher gehoͤret/ was der Teutſche Theophraſtus Paracelſus im VI. Buch von
Erweckung natuͤrlicher dinge Tomo VI. Operum fuͤrgebracht/ da er befihlt einen
Baum erſtlich zu kohlen/ nachmahls zu aſche zu brennen: folgends die aſche in einen
kolben zu ſchuͤtten/ von dem hartz/ ſafft und oel des baums alles gleich ſo viel zu der
aſche hinein zu thun/ auff einer gelinden waͤrme zergehen laſſen/ und alſo darauß eine
ſchleimige materie zu bereiten. Ferner heiſſet er dieſe kolbe in pferdemiſt eine zeit-
lang vergraben/ nachmahls in ein feiſtes erdreich ſchuͤtten/ und verſpricht alßdann/
daß ſotane materie wieder gruͤnen/ und ein junger baum daraus herfuͤr wachſen wer-
de/ welcher an krafft und tugend den vorigen weit uͤbertreffen ſol. Dahin gehoͤret
die wiſſenſchafft/ daruͤber ſo viel Kuͤnſtler ſich den kopff zubrechen/ wie nemlich eine
Planta ſpiritalis zu bereiten/ welche man jederzeit in einem glaſe durch zuthun gelin-
der waͤrme zu ſehen bekommen koͤnte: die aber nach der erkaltung wieder verſchwin-
de/ wie dergleichen von Joſepho Quercetano l. Defenſ. contr. Anonym. c. 23. erzeh-
let wird. Athanaſius Kircher der beruͤhmte Jeſuit zu Rom ſetzet im 5. theil ſeines
3. Buchs vom Magneten am 633. blade/ dieſes als ein experiment/ wenn man ein
kraut klein zerſchnitten/ oder zu aſchen verbrand/ in die erde graͤbet/ ſo waͤchſet da-
ſelbſt herfuͤr ein kraut/ welches mit jenem ganz einer art iſt. Ein bekanter Apotecker
im lande/ welcher Wermuhtſaltz fuͤr ſeine Officin einsmahls in menge bereitet/ und die
uͤberbliebene aſchige materie unter andern miſt mit nach ſeinen weinberg fuͤhren und
unten an dem berge abladen laſſen/ betheuert ſehr/ daß folgendes jahr ſchoͤne Wer-
muht an ſelbigem ort herfuͤr gewachſen/ da ihm doch gnugſam bewuſt/ daß vorher
daſelbſt niemahls Wermuht ſey gefunden worden. Und zwar dergleichen vorſchlaͤge
und reden findet man bey newen Scribenten hin und wieder/ welche ich bis zu meh-
rer gewißheit an ihrem ort geſtellet ſeyn laſſe: die acht nachfolgende wege aber ſind
richtig/ und bequem allerley Gewaͤchſe nehſt Gottes ſegen zu zielen.
II. Acht gewiſſe Vermehrungen.
1. Durch die Wurzel.
Es iſt eine groſſe anzahl der Gewaͤchſe/ welche viel leichter und geſchwinder
durch die wurzel/ als durch den ſamen oder auff einzige andre art vermehret werden.
Und zwar erſtlich thun ſolches alle Zwiebel und Knollen-gewaͤchſe/ als Tulipen/ Kro-
nen/ Lilien/ Erdartſchocken/ Aſchlauch/ und dergleichen/ welche jaͤhrlich Sezlinge an der
wur-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |