Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_061.001

So lassen sich auch unter den Fabeln "in pen_061.002
Burcard Waldis Manier" die beiden Elstern pen_061.003
und der alte Spanier als Eine Fabel pen_061.004
betrachten; denn die letztere ist nur die pen_061.005
Anwendung der erstern.

pen_061.006

Was die Wahrheit betrifft, so giebt es pen_061.007
wohl wenig Fabeln, bei welchen man pen_061.008
nicht, während der Erzählung, zu mehr pen_061.009
als einer Betrachtung einen Übergang fände, pen_061.010
und weitschweifige Erzähler pflegen pen_061.011
dergleichen auch gern nebenher anzubringen. pen_061.012
Aber aus der ganzen Fabel muß sich pen_061.013
denn doch zunächst nur Eine Wahrheit pen_061.014
ergeben, oder die Fabel ist unausbleiblich pen_061.015
schlecht. Man sieht dies an einigen pen_061.016
Stücken beim Holberg. Unmöglich kann pen_061.017
auch ein Beispiel, das zu einer ganzen pen_061.018
Menge Wahrheiten gleich gut paßt, zu pen_061.019
irgend einer vollkommen passen.

pen_061.020

Wenn wir nun die wesentlichen Merkmaale,

pen_061.001

So lassen sich auch unter den Fabeln „in pen_061.002
Burcard Waldis Manier“ die beiden Elstern pen_061.003
und der alte Spanier als Eine Fabel pen_061.004
betrachten; denn die letztere ist nur die pen_061.005
Anwendung der erstern.

pen_061.006

  Was die Wahrheit betrifft, so giebt es pen_061.007
wohl wenig Fabeln, bei welchen man pen_061.008
nicht, während der Erzählung, zu mehr pen_061.009
als einer Betrachtung einen Übergang fände, pen_061.010
und weitschweifige Erzähler pflegen pen_061.011
dergleichen auch gern nebenher anzubringen. pen_061.012
Aber aus der ganzen Fabel muß sich pen_061.013
denn doch zunächst nur Eine Wahrheit pen_061.014
ergeben, oder die Fabel ist unausbleiblich pen_061.015
schlecht. Man sieht dies an einigen pen_061.016
Stücken beim Holberg. Unmöglich kann pen_061.017
auch ein Beispiel, das zu einer ganzen pen_061.018
Menge Wahrheiten gleich gut paßt, zu pen_061.019
irgend einer vollkommen passen.

pen_061.020

  Wenn wir nun die wesentlichen Merkmaale,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0102" n="61"/>
        <lb n="pen_061.001"/>
        <p>So lassen sich auch unter den Fabeln &#x201E;in <lb n="pen_061.002"/> <hi rendition="#i">Burcard Waldis</hi> Manier&#x201C; die beiden Elstern <lb n="pen_061.003"/>
und der alte Spanier als Eine Fabel <lb n="pen_061.004"/>
betrachten; denn die letztere ist nur die <lb n="pen_061.005"/>
Anwendung der erstern.</p>
        <lb n="pen_061.006"/>
        <p>  Was die Wahrheit betrifft, so giebt es <lb n="pen_061.007"/>
wohl wenig Fabeln, bei welchen man <lb n="pen_061.008"/>
nicht, während der Erzählung, zu mehr <lb n="pen_061.009"/>
als einer Betrachtung einen Übergang fände, <lb n="pen_061.010"/>
und weitschweifige Erzähler pflegen <lb n="pen_061.011"/>
dergleichen auch gern nebenher anzubringen. <lb n="pen_061.012"/>
Aber aus der ganzen Fabel muß sich <lb n="pen_061.013"/>
denn doch zunächst nur Eine Wahrheit <lb n="pen_061.014"/>
ergeben, oder die Fabel ist unausbleiblich <lb n="pen_061.015"/>
schlecht. Man sieht dies an einigen <lb n="pen_061.016"/>
Stücken beim Holberg. Unmöglich kann <lb n="pen_061.017"/>
auch ein Beispiel, das zu einer ganzen <lb n="pen_061.018"/>
Menge Wahrheiten gleich gut paßt, zu <lb n="pen_061.019"/>
irgend einer vollkommen passen.</p>
        <lb n="pen_061.020"/>
        <p>  Wenn wir nun die wesentlichen Merkmaale,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0102] pen_061.001 So lassen sich auch unter den Fabeln „in pen_061.002 Burcard Waldis Manier“ die beiden Elstern pen_061.003 und der alte Spanier als Eine Fabel pen_061.004 betrachten; denn die letztere ist nur die pen_061.005 Anwendung der erstern. pen_061.006   Was die Wahrheit betrifft, so giebt es pen_061.007 wohl wenig Fabeln, bei welchen man pen_061.008 nicht, während der Erzählung, zu mehr pen_061.009 als einer Betrachtung einen Übergang fände, pen_061.010 und weitschweifige Erzähler pflegen pen_061.011 dergleichen auch gern nebenher anzubringen. pen_061.012 Aber aus der ganzen Fabel muß sich pen_061.013 denn doch zunächst nur Eine Wahrheit pen_061.014 ergeben, oder die Fabel ist unausbleiblich pen_061.015 schlecht. Man sieht dies an einigen pen_061.016 Stücken beim Holberg. Unmöglich kann pen_061.017 auch ein Beispiel, das zu einer ganzen pen_061.018 Menge Wahrheiten gleich gut paßt, zu pen_061.019 irgend einer vollkommen passen. pen_061.020   Wenn wir nun die wesentlichen Merkmaale,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/102
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/102>, abgerufen am 21.11.2024.